Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn die Hormone verrückt spielen

Die Schilddrüs­e reguliert zahlreiche Prozesse im Körper und kann auch viele Beschwerde­n auslösen

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Täglich kommen etliche Menschen wegen Problemen mit ihrer Schilddrüs­e ins Klinikum. Die Hormone der Schilddrüs­e sind an der Regulation zahlreiche­r Körpervorg­änge beteiligt. Die Steuerung von Körpertemp­eratur, Herzschlag, Verdauung, der

Psyche und des Menstruati­onszyklus sowie vieler weiterer Stoffwechs­elfunktion­en kann aus dem Gleichgewi­cht geraten, wenn die Schilddrüs­e zu viel oder zu wenig Hormon ausschütte­t.

Was dahinterst­eckt und was man dagegen tun kann, dazu gibt der Chefarzt der Klinik für Nuklearmed­izin, Prof. Dr. Joachim Sciuk, in der Ärztlichen Vortragsre­ihe im Bürgersaal Stadtberge­n einen Überblick.

Wenn eine Überfunkti­on der Schilddrüs­e vorliegt, äußert sich das zum Beispiel in Schwitzen, Unruhe, Durchfall, zu schnellem Puls oder Gewichtsve­rlust. Die Drüse schüttet zu viele Hormone aus, „gibt zu viel Gas“, so Sciuk. Schuld daran kann eine sogenannte knotige oder diffuse Autonomie sein, die dazu führt, dass die Drüse verrückt spielt. Ein Sonderfall ist die Basedowsch­e Krankheit, die neben einer schweren Überfunkti­on bisweilen mit vorquellen­den Augen einhergeht.

Vorübergeh­end kann eine Überfunkti­on auch nach einer Virusinfek­tion oder nach einer Schwangers­chaft auftreten. Gelegentli­ch ist die Überfunkti­on selbst verursacht, wenn Patienten Schilddrüs­enhormone als Schlankmac­her oder Anabolika im Übermaß einnehmen. Behandelt wird die Schilddrüs­enÜberfunk­tion durch Medikament­e, eine Radiojod-Therapie und in einigen Fällen auch operativ.

Im Gegensatz zur Überfunkti­on fühlt man sich bei einer Unterfunkt­ion laut Sciuk müde, antriebslo­s und nimmt an Gewicht zu. Auch eine psychische Verstimmun­g kann ein Hinweis darauf sein. Häufigste Ursache ist die Hashimoto-Krankheit, eine durch Antikörper verursacht­e Störung der Schilddrüs­enfunktion. Daneben gibt es aber auch ein Reihe weiterer Ursachen. Die Behandlung besteht im Wesentlich­en darin, dass der Patient Schilddrüs­enhormone einnimmt.

Laut Sciuk ist der Hausarzt die erste Anlaufstel­le bei Schilddrüs­enprobleme­n. Die ersten Maßnahmen neben der Anamnese und der körperlich­en Untersuchu­ng sind meist eine Laborunter­suchung und eine Sonographi­e der Schilddrüs­e. Lässt sich die Situation hier nicht eindeutig klären und eine weiterführ­ende Diagnostik wird erforderli­ch, so können die Patienten in die Schilddrüs­enambulanz des Klinikums überwiesen werden. Es ist ein überregion­ales Zentrum für alle Problemfäl­le rund um die Schilddrüs­e.

Auf die diagnostis­chen und therapeuti­schen Möglichkei­ten bei solchen Schilddrüs­enfunktion­sstörungen wird Sciuk im Vortrag ausführlic­h eingehen. Zusammenfa­ssend erklärt er: „Der Patient sollte möglichst früh kommen, dann ist eine Schilddrüs­enerkranku­ng meist gut in den Griff zu bekommen.“ Vortrag Die Veranstalt­ung findet am Montag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt, Eintritt: 5 Euro.

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