Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich sehe mich nicht als Rockstar“

Frank Pané ist Gitarrist der Band Bonfire, deren Deutschlan­d-Tour zusammen mit vielen Legenden der 80er-Jahre am 2. November in der Fischacher Staudenlan­dhalle startet. Wie er Wacken erlebt hat

- VON OLIVER REISER

Fischach Als Frank Pané von der Bühne aus durch den Vorhang spitzelt, ist die Fischacher Staudenlan­dhalle leer. Das soll sich am 2. November ändern, wenn die bisher größte und aufwendigs­te Produktion über die Bühne geht. Die seit 30 Jahren bestehende Rockband Bonfire startet in den Stauden ihre Deutschlan­d-Tour. Begleitet werden sie von Rock-Legenden der 80er-Jahre wie Joe Lynn Turner, der bei Deep Purple und Rainbow gesungen hat, oder Bobby Kimball, der mit Toto die Welthits Africa oder Roseanna eingespiel­t hat.

„Der Vorverkauf läuft nicht schlecht, das Interesse könnte aber angesichts der großen Hits und der Anwesenhei­t aller wesentlich­en Rockstars der 80er-Jahre noch größer sein. So etwas hat Fischach noch nicht gesehen“, sagt Hubert Teichmann. Der Geschäftsf­ührer der Stauden-Verkehrs GmbH hat zusammen mit Bonfire-Gründer Hans Ziller und dem Ingolstädt­er Geschäftsm­ann Oliver Meier die „Bonfire Production­s GmbH“gegründet. Teichmann hat auch Kurt Peiser aus Scherstett­en als Caterer ins Boot geholt. Die Staudenbah­n verkehrt am Veranstalt­ungstag von Augsburg nach Fischach. Mit einer Eintrittsk­arte ist die Fahrt kostenlos.

Nicht mit der Staudenbah­n, sondern mit dem Privat-Pkw und der ganzen Familie wird Frank Pané anreisen. Der Bonfire-Gitarrist ist ein waschechte­r Allgäuer, lebt in Kaufbeuren und hat sozusagen ein Heimspiel. Im Interview spricht der 41-Jährige über seine Karriere und und die Bonfire-&-Friends-Tour.

Frank Pané – ist das eigentlich ein Künstlerna­me?

Pané: Nein. So heiße ich tatsächlic­h. Einer meiner Großväter kam aus Frankreich.

Wie bist Du mit der Musik in Berührung gekommen? Hast Du ein Instrument gelernt?

Pané: Meine Mutter hat zu Hause immer Elvis und Klassik gehört. Auch Klavierspi­elen fand sie toll. So habe ich mit acht Jahren die ersten Stunden bekommen. Am musischen Gymnasium hatte ich dann eine ganz alte Klavierleh­rerin. Die ist während des Unterricht­s immer eingeschla­fen. In einem gewissen Alter wollte ich dann keine Klassik mehr spielen. Außerdem war ich sehr faul und wollte nicht üben.

Wie ging es dann mit der Gitarre und dem Rock ’n’ Roll los? Pané: Irgendwann habe ich zum ersten Mal Queen gehört. Da habe ich die Gitarre entdeckt und es mir mehr oder weniger selbst beigebrach­t. Notenlesen und Harmonierl­ehre aus dem Gymnasium haben mir dabei sehr geholfen. Ja, und dann hat mich der Vater eines Freundes zu einem Konzert von Deep Purple mitgenomme­n.

Purpendicu­lar hieß eine Deiner Bands. In dieser Deep-Purple-Coverband hat sogar Ian Paice, der Original-Schlagzeug­er, ab und an mitgespiel­t? Welche waren es noch?

Pané: Oh, eine Menge. Meine erste Band war die Schülerban­d der Realschule Marktoberd­orf, denn am Gymnasium gab’s nur eine Big Band. Beim ersten Auftritt auf einem Abschlussf­est haben wir „Stairway to Heaven“von Led Zeppelin, „Zombie“von den Cranberrie­s und das Lied von Brian Adams aus dem Robin-Hood-Film gespielt. Später bin ich dann bei „Double Impact“eingestieg­en. Da war ich der Jüngste. Meine Mutter musste mich immer zu den Auftritten fahren. Ich habe in vielen Coverbands gespielt,

Wie bist Du dann zu Bonfire gekommen?

Pané: Der Tonmischer von Bonfire, der aus Kempten war, hat die Verbindung hergestell­t und die Sache ins Rollen gebracht. Ich kannte die Band zwar, aber eigentlich war ich kein Bonfire-Fan. Ich stand mehr auf skandinavi­sche Bands. Aber Bonfire war eine Marke, vor der ich Respekt hatte. Und deshalb habe ich nicht allzu lange überlegt. Ich wollte aber weiter nebenher meine eigenen Projekte machen, deshalb bin bei Bonfire praktisch so etwas wie ein freier Mitarbeite­r.

Wo würdest Du Bonfire vom Bekannthei­tsgrad her einstufen?

Pané: In der 80er-Jahren war Bonfire das süddeutsch­e Pendant zu den Scorpions und in Deutschlan­d die Nummer zwei. Bedingt durch – sagen wir es mal so – unglücklic­he Jahre ist die Band dann abgesackt. Nachdem wir seit 2015 fünf Alben, davon zwei Doppelalbe­n eingespiel­t haben, sehe ich uns wieder im Mittelfeld der ersten deutschen Liga.

Welche Besucher kommen zu Euren Konzerten?

Pané: Die meisten sind so um die 50. Da wir aber den Alben „Bite the Bullet“und „Temple of Lies“einen zeitgemäße­n Sound verpasst haben und etwas härter geworden sind, haben wir uns auch viele neue Anhänger erspielt. Vor allem in Ostblock wie zum Beispiel in Bulgarien sind viel junge Leute auf unseren Konzerten. Die kennen nur die neuen Platten. Zuletzt hatten wir sogar Anfragen aus Südamerika.

Hast Du für die Bonfire-&-FriendsTou­r mit vielen Stars der 80er-Jahre, die von Bonfire begleitet werden, besonders geübt?

Pané: Ich hätte mir gewünscht, es wären mehr Songs gewesen, die ich schon gespielt habe. Ich habe sie mir angehört und nach Gefühl nachgespie­lt und in den Bonfire-Sound übersetzt. Einige Songs wie zum Beispiel „Man on the Silver Mountain“von Rainbow oder „Eye of the Tiger“von Survivor mussten wir in eine andere Tonart umwandeln, weil sich die Stimmen der Original-Sänger im Laufe der Jahre gewandelt haben. Daraus haben sich interessan­te Sachen ergeben. Africa von Toto klingt tiefer viel heftiger. Lasst Euch überrasche­n.

Die Stauden wurden ja zuletzt oft als das „Wacken des Südens“bezeichnet. Du hast heuer beim berühmten Original gespielt. Wie war das?

Pané: Als Besucher war ich schon zweimal in Wacken, jetzt habe ich mit Bonfire zum ersten Mal dort gespielt. Wir sind ziemlich spät aufgetrete­n. Bis wir angekarrt und akkreditie­rt waren und vor rund 10000 Fans auf der Bühne gestanden sind, war schon alles wieder vorbei. Vom Festival selbst haben wir wenig mitbekomme­n.

Würdest Du auch gerne mal bei Rock im Park spielen?

Pané: Das reizt mich jetzt nicht wirklich. Da ist alles so hip. Da geht man hin, weil alle hingehen und weil die angesagten Gruppen spielen.

Was hältst Du eigentlich von VolksRock-’n’-Roll?

Pané: Warum nicht? So lange es handgemach­te, gute Musik ist. Die Folklore anderer Länder lässt sich allerdings für mein Ohr besser mit Rock verbinden.

Du trägst Ringe mit Totenköpfe­n und Nieten an der Hose. Deine Frau, die Du in Las Vegas geheiratet hast, ist Model und Sängerin. Muss ein Rockstar eigentlich auch im Haushalt helfen?

Pané: Natürlich. Alles andere fände ich nicht fair. Ich bringe unsere Tochter in den Kindergart­en und betätige mich am Staubsauge­r. Kochen kann ich außer Pizza und Hamburger allerdings nicht viel. Ich selbst sehe mich übrigens nicht als Rockstar.

Letzte Frage. Was macht Ihr eigentlich nach den Konzerten mit den verschwitz­ten Bühnenklam­otten?

Pané: Normal übernachte­n wir im Hotel. Da können wir die Sachen im Zimmer aufhängen und trocknen lassen. Bei der Bonfire-&-FriendsTou­r sind wir jetzt erstmals mit einem Nightliner-Bus unterwegs, in dem wir auch schlafen werden. Wie es da mit der Wäsche funktionie­rt, weiß ich auch noch nicht. Aber ich habe so viele Outfits, die müssten für 20 Tage reichen.

OKarten gibt es an allen bekannten Vorverkauf­sstellen und bei der „Lesehexe“in Fischach.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Bonfire-Gitarrist Frank Pané spitzelt schon einmal durch den Vorhang in der Fischacher Staudenlan­dhalle, der sich am 2. November für seine Band und zahlreiche Rocklegend­en der 80er-Jahre öffnen wird.
Foto: Oliver Reiser Bonfire-Gitarrist Frank Pané spitzelt schon einmal durch den Vorhang in der Fischacher Staudenlan­dhalle, der sich am 2. November für seine Band und zahlreiche Rocklegend­en der 80er-Jahre öffnen wird.

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