Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verspottete Muckenspritzer
Wenn Insekten Einsätze auslösen
Gessertshausen-Oberschönenfeld Insekten, die Feuerwehreinsätze auf den Plan rufen, gibt es immer wieder. Ganze Schwärme, die in der Luft aussehen wie Rauch, sind dagegen selten. Aber nicht ungewöhnlich. Vergangene Woche hatten Spaziergänger einen solchen Schwarm am Turm der Klosterkirche in Oberschönefeld für eine aufsteigende Rauchschwade gehalten. Der Bericht über den Einsatz erinnerte Ulrich Borbeil aus Aystetten an eine Geschichte aus seiner Heimat Ehingen/Donau.
Dort gibt es die sogenannten Muckenspritzer – sie gehen zurück auf ein historisches Ereignis, das im Internet beschrieben ist. Am 27. August 1859 gab es in Ehingen einen Feueralarm. Angeblich brannte die Untere Kirche, die heutige Liebfrauenkirche. Alles, was die Ehinger Feuerwehr aufzubieten hatte, wurde vor Ort geschickt, um den vermeintlichen Brand zu löschen.
Vor Ort konnten es die Freiwilligen nicht fassen: Eine unzählige Anzahl ausschwärmender und fliegender Ameisen hatte sich um den Turm versammelt und tanzte in der frühen Morgensonne. Beschämt verließ die Feuerwehr den Ort des Geschehens.
Noch heute wird über sie gespottet – in der Fasnet, dem Fasching. Die Hauptfigur war der Muckenspritzer – eine vier Meter hohe Figur, die auf einem Wagen saß. Sie konnte durch eine besondere Mechanik aufstehen, salutieren, die Nase rümpfen, blinzeln und sogar niesen. Heute tragen die Muckenspritzer bei Umzügen eine Holzmaske mit freundlichen Gesichtszügen. Sie haben eine Feuerwehrkoppel dabei, an der ein mit Konfetti gefüllter Lederkübel hängt.