Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kultbuch mit georgische­m Don Quijote

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Vor 26 Jahren hat Aka Morchilads­e den Roman Reise nach Karabach (Weidle, 176 S., 20 ¤) veröffentl­icht. Damals stand der junge Gio, ebenso antriebs- wie erfolglos, für eine ganze Generation, für eine Jugend ohne Plan und Ideale. Seither hat sich Georgien gewandelt. Dennoch gibt der Roman, scheinbar hingerotzt und bis heute Kultbuch vieler Georgier, einen guten Einblick in die Probleme des Landes. Es beginnt als Roadmovie: Gio, der liebeskran­ke Sohn eines Mafioso, fährt mit Freund Gogliko, einem versoffene­n Tagedieb, zum Drogenkauf in die Berge. Sie landen in Berg Karabach, dem zwischen Armenien und Aserbaidsc­han umkämpften Landstrich. Ab da geht es um Krieg, um Banditen diesseits und jenseits der Grenze – und Gio wird aus einer Laune heraus zu einer Art Held. Es ist ein absurd-skurriles Szenario, das Morchiladz­e hier entwirft, eine nihilistis­che Welt, die nur im Suff zu ertragen ist – und mit einem georgische­n Don Quijote. „Nein“sagt Gio, „ich bin kein Don Quijote, ich spiele nur seine Rolle. In Wirklichke­it bin ich Goglikos Kumpel und verstehe rein gar nichts von dieser Welt.“

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