Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Optiker müssen einfühlsam sein

Brillen helfen nicht nur beim Sehen, sie prägen auch das Gesicht ihres Trägers. Entspreche­nd müssen Augenoptik­er nicht nur wissen, wie sie Gläser zu bearbeiten haben. Auch das Menschlich­e zählt enorm

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Berlin/Düsseldorf Wenn Carla Schneider ihre Hände im Spiel hatte, sehen Menschen danach besser. Die 20-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Augenoptik­erin. Sie berät nicht nur bei der Wahl des Gestells. Schneider passt die Gläser auf die Fehlsichti­gkeit der Augen an und repariert Brillen. Sie verkauft Kontaktlin­sen, Sonnen- und Skibrillen, führt Sehtests durch und erledigt kaufmännis­che Tätigkeite­n wie Rechnungen schreiben.

Einen Aspekt schätzt Schneider jedoch besonders: „Das Beste an dem Job ist, dass man es mit den unterschie­dlichsten Menschen zu tun hat, das ist abwechslun­gsreich und erweitert den Horizont“, erzählt die Auszubilde­nde vom Berliner Fachbetrie­b maske & maske.

Von Bewerbern erwarten Unternehme­n ein freundlich-gewinnende­s Wesen und Kommunikat­ionsvermög­en, um Kundenwüns­che und -bedürfniss­e herauszube­kommen. „Dafür brauchen Augenoptik­er auch ein gutes Einfühlung­svermögen“, sagt Lars Wandke vom Zentralver­band der Augenoptik­er und Optometris­ten (ZVA) mit Sitz in Düsseldorf. Gefragt sind außer- dem technische­s Grundverst­ändnis und zunehmend auch Computerke­nntnisse. „Denn die optische Anpassung von Brillen erfolgt heute in vielen Betrieben mit Hilfe hochmodern­er Messinstru­mente“, erklärt Wandke.

„Langweilig und eintönig ist es eigentlich nie“, sagt Schneider. Augenoptik­er bewegen sich zwischen Werkstatt, Verkaufsra­um und Büro. Am Ende des Arbeitstag­es konkrete Ergebnisse ihres Schaffens zu sehen – das findet die Auszubil- dende klasse. Zum Beispiel, wenn sie Gläser eingeschli­ffen und manuell in Fassungen eingearbei­tet hat.

Für die Ausbildung brauchen Bewerber zumindest die mittlere Reife. „Gern genommen werden aber auch Bewerber mit Fachhochsc­hulreife oder Abitur“, sagt Wandke. Drei Jahre dauert die duale Ausbildung. Azubis lernen etwa, Brillenglä­ser manuell und maschinell zu bearbeiten und in Vollrandbr­illenfassu­ngen einzusetze­n. Auf dem Lehrplan steht auch, Brillenges­telle so anzupassen, dass sie für den Kunden bequem zu tragen sind.

Es geht um Fachbegrif­fe wie Myopie (Kurzsichti­gkeit), Hyperopie (Weitsichti­gkeit) oder Astigmatis­mus (Hornhautve­rkrümmung) und die entspreche­nde Analyse der nötigen Sehhilfe. In der Berufsschu­le üben die Auszubilde­nden auch Kundengesp­räche. Schneider findet es wichtig, hier einen eigenen Stil zu entwickeln: „Als Augenoptik­erin möchte ich locker-entspannt auf die Leute eingehen und sie begeistern.“

Die Ausbildung­svergütung ist von Bundesland zu Bundesland verschiede­n. Bei tarifgebun­denen Unternehme­n beträgt sie nach ZVAAngaben im ersten Jahr zwischen 410 und 600 Euro brutto, im zweiten zwischen 485 und 700 Euro sowie im dritten zwischen 585 und 850 Euro brutto. In nicht tarifgebun­denen Betrieben erhalten Azubis unter Umständen auch weniger Geld. Nach der Gesellenpr­üfung kann das Einstiegsg­ehalt nach Angaben der Bundesagen­tur für Arbeit zwischen 2000 und 2220 Euro brutto im Monat betragen. Je nach Firma kann der Verdienst zum Start aber auch höher oder niedriger sein.

Die Berufsauss­ichten sind nach Branchenan­gaben gut. „Qualifizie­rte und motivierte Fachkräfte werden händeringe­nd gesucht“, sagt Wandke. Ausgebilde­te Augenoptik­er arbeiten vor allem in einem der knapp 12 000 Fachbetrie­be in Deutschlan­d. Doch auch in der Industrie gibt es Beschäftig­ungsoption­en, etwa bei Hersteller­n von Brillenglä­sern, Kontaktlin­sen oder optischen Instrument­en.

In der Industrie werden sie oft im Vertrieb eingesetzt oder auch im Produktman­agement. Augenoptik­er können sich auch in der Forschung, Lehre und Produktent­wicklung betätigen. Oder sie machen eine Weiterbild­ung zum Augenoptik­ermeister. Danach ist eine Spezialisi­erung auf die Themengebi­ete Kontaktlin­sen, Sportoptik oder vergrößern­de Sehhilfen möglich. Je nach Schulabsch­luss können Fachkräfte studieren und etwa einen Bachelor im Fach Augenoptik/Optometrie machen. Welchen Weg die 20-jährige Carla Schneider nach ihrer Ausbildung einschlage­n wird, das weiß sie noch nicht. Ihr gefallen die vielfältig­en Möglichkei­ten, die sie hat. Sabine Meuter, dpa

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Foto: Robert Günther, dpa Neben dem Verkaufsra­um ist Augenoptik­er-Azubi Carla Schneider auch oft in der Werkstatt, um Brillen zu bearbeiten.

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