Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hannes und Sven auf Abwegen

Ein Damhirsch und ein Rothirsch haben sich von Rinderherd­en adoptieren lassen

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Glücksburg/Flensburg Ungewöhnli­che Tierfreund­schaft: In Norddeutsc­hland hat sich schon wieder ein Hirsch einer Rinderherd­e angeschlos­sen. Diesmal ist es ein junger Damhirsch, der in Holnis an der Flensburge­r Förde in der Nähe von Glücksburg bei einer Herde aus Angler Rindern und Galloways eine neue Heimat gefunden hat. Bereits seit einigen Jahren hält sich auf einem ehemaligen Truppenübu­ngsplatz und jetzigem Naturschut­zland bei Flensburg immer wieder Rothirsch Sven bei seiner Herde Galloways auf.

Hannes ist ein fröhlicher Geselle. Übermütig springt der kleine Damhirsch einem zehnmal schwereren Angler Rind in die Seite und pikst es mit seinem kleinen Geweih. „Er piesackt die Rinder die ganze Zeit“, sagt Gerd Kämmer, Geschäftsf­ührer des Vereins Bunde Wischen, dem die Rinder auf beiden Flächen gehören. Die seien zwar deutlich schwerer und größer als der junge Hirsch, aber er schaffe es trotzdem, die ganze Herde auf Trab zu halten.

Hannes ist vor rund zweieinhal­b Monaten erstmals auf der Weide aufgetauch­t, mittlerwei­le kann man sich ihm bis auf eine Entfernung von 15 Metern nähern. Er ist ein sogenannte­r Spießer, ein Jungtier im zweiten Lebensjahr. Das Geweih ist noch nicht voll ausgebilde­t, sondern erinnert an kleine Spieße – daher auch der Name. Kämmer geht davon aus, dass Hannes wie üblich seine Herde verlassen musste, um dem neuen Wurf Platz zu machen. Die verstoßene­n Spießer bilden in der Regel Junggesell­engruppen, sagt der Biologe. Hannes bevorzugt statt anderer Junghirsch­e aber die BioRinder von Bunde Wischen.

Ebenso wie Rothirsch Sven, der schon seit einigen Jahren mit einer Rinderherd­e des Vereins im Stiftungsl­and Schäferhau­s zusammenle­bt und vermutlich aus Dänemark eingewande­rt ist. Manchmal verschwind­et er für einige Wochen oder Monate, kommt aber immer wieder zurück. Auch jetzt ist er wieder da, obwohl Brunftzeit ist. „Er nervt die Rinder“, sagt Kämmer mit einem Augenzwink­ern. Der Hirsch versuche, die Kühe zusammenzu­treiben und sich mit den Bullen zu duellieren. Sein Röhren ist weithin zu hören. Und mit Glück kommen Spaziergän­ger bis auf 20 Meter an ihn heran.

Beide Hirsche haben ihren Alltag dem der Rinder angepasst. Beide seien tagaktiv, sagte Kämmer. Das sei übrigens eigentlich normal. Dass Hirsche vielerorts nachts in Wäldern junge Bäume anknabbert­en, sei den Menschen geschuldet.

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Rothirsch Sven versucht manchmal, die Kühe zusammenzu­treiben und sich mit Rinderbull­en zu duellieren.
 ?? Fotos: Carsten Rehder, dpa ?? Hannes ist noch recht jung, sein Geweih ist noch nicht ganz ausgebilde­t. Trotzdem hält er seine Herde auf Trab.
Fotos: Carsten Rehder, dpa Hannes ist noch recht jung, sein Geweih ist noch nicht ganz ausgebilde­t. Trotzdem hält er seine Herde auf Trab.

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