Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wahlkampf im Netz: Das posten die Kandidaten

Soziale Netzwerke werden für die Landtagswa­hl immer wichtiger. Wie nutzen die Politiker aus dem Augsburger Land Facebook, Twitter und Instagram? Wer gibt was von sich preis?

- VON SANDRA LIERMANN

Landkreis Augsburg Wahlplakat­e oder Infostände gehören seit jeher zum Wahlkampf. Doch was tun Politiker, um die jüngere Generation anzusprech­en, die sich überwiegen­d online informiere­n? Wir haben uns angeschaut, wie die Kandidaten aus dem Augsburger Land in den sozialen Netzwerken Wahlkampf betreiben.

Einer der Aktivsten im Netz ist Fabian Mehring. Der 29-Jährige aus Meitingen, Direktkand­idat der Freien Wähler für den Landtag, ist vor allem auf Facebook sehr aktiv und berichtet dort seinen fast 2400 Fans aus dem Wahlkampf. „Ich setze persönlich stark auf die sozialen Netzwerke, vor allem um die jüngere Wählergrup­pe zu erreichen“, sagt er. Neben rein politische­n Inhalten nutzt Mehring Facebook auch, um persönlich­e Erlebnisse und Anekdoten mit seinen Followern zu teilen. Auffällig ist, wie oft Mehring sich auf Facebook in die Diskussion­en unter seinen Posts einschalte­t und moderieren­d eingreift. „Wenn ein Irrer von rechts außen etwas postet, darf man das nicht unkommenti­ert stehen lassen“, sagt er. „Wenn etwas gepostet wird, das nicht richtig ist, muss ich das mit Zahlen und Argumenten ausräumen.“Gerade bei vielen älteren Politikern würde er das vermissen. „Das halte ich für gefährlich. Am Infostand sage ich ja auch klar, wenn etwas Blödsinn ist.“

Fake News und Hasskommen­tare sind vor allem auf Facebook ein immer größer werdendes Problem. „Wir leben in einer Gesellscha­ft, die zunehmend aggressiv wird“, sagt Simone Strohmayr aus Stadtberge­n, familienpo­litische Sprecherin der SPD-Landtagsfr­aktion. „Ich versuche, dagegenzuh­alten oder die Menschen zur Vernunft aufzurufen. Aber manchmal geht das nicht.“

Auf ihrer Facebook-Seite postet die 51-Jährige fast ausschließ­lich politische Inhalte. Diskussion­en sucht man unter ihren Posts nahezu vergeblich. Persönlich­e Informatio­nen, ihre Eindrücke aus dem Wahlkampf finden sich so gut wie keine. Bunter geht es auf ihrem InstagramA­ccount zu, wo neben Fotos mit SPD-Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen auch Bilder von ihrer Tochter und dem Hund, einem Schneemann oder einem geschnitzt­en Kürbis zu sehen sind. Strohmayr selbst nutzt Facebook weniger, um neue Wähler anzusprech­en. Eher will sie ihre fast 3500 Follower über ihre Aktivitäte­n informiere­n. „Die sozialen Netzwerke sind wie ein ewiger Infobrief“, sagt sie. „Das Medium ist nützlich, um sich mit Bekannten, Freunden, Leuten aus der Partei auszutausc­hen. Um neue Wähler anzusprech­en, halte ich nach wie vor das persönlich­e Gespräch für das effektivst­e Mittel.“

Ähnlich ist es bei Carolina Trautner, CSU-Staatssekr­etärin aus Stadtberge­n. „Die sozialen Netzwerke sind im Wahlkampf ein Mo- saikstein, der dazugehört. Aber meine Schwerpunk­te liegen eher im persönlich­en Dialog.“Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten ist die 57-Jährige auf Facebook lediglich mit einem privaten Profil vertreten, nicht jedoch mit einer offizielle­n Seite. Sie ist auch die einzige Kandidatin, die keine finanziell­en Mittel für den Wahlkampf in sozialen Netzwerken verwendet. Dennoch: Fast 3700 Facebook-Freunde verfolgen ihre Aktivitäte­n. „Ich will auf Facebook zeigen, wie viel ich unterwegs und wo ich vor Ort bin. Ich nutze mein Facebook-Profil eigentlich nicht für politische Botschafte­n, sondern eher aus Spaß an der Sache.“Denn in kurzen Antworten, wie sie auf Facebook üblich sind, sei für sie keine zufriedens­tellende Diskussion zu führen.

Ganz anders sieht es Rafael Hauptmann, AfD-Kandidat aus Meitingen. „Auf Facebook bin ich am engsten mit meinen Wählern und Unterstütz­ern verbunden.“Auf seiner offizielle­n Facebook-Seite verbreitet der 29-Jährige viele konkrete Forderunge­n der AfD, wie beispielsw­eise „Beamtensta­tus bei Lehrern abschaffen“. Persönlich­es aus seinem Leben oder Erlebnisse aus dem Wahlkampf finden seine fast 1100 Follower aber nur wenige. Der Umgangston auf Hauptmanns Profil ist teilweise sehr rau. Hauptmann selbst greift selten moderieren­d ein, wenn sich Nutzer gegenseiti­g beleidigen – obwohl er selbst sagt, dass der Hass auf Facebook immer weiter wächst: „Jeder darf mich kritisiere­n als Politiker, solange das im Rahmen unserer freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng ist. Ich versuche, für einen gemäßigten Umgangston zu sorgen.“

Dass der Umgangston gerade bei politische­n Diskussion­en oft harsch ist, weiß auch Maximilian Deisenhofe­r aus Krumbach, der für die Grünen in den Landtag einziehen will. Der 31-Jährige versucht, es gelassen zu nehmen: „Das sind immer dieselben falschen Vorwürfe, die da immer aus derselben Ecke kommen. Das nervt eher, als dass es mir schlaflose Nächte bereitet.“Auf seiner Facebook-Seite mit mehr als 1700 Followern postet Deisenhofe­r viele Fotos mit Grünen-Spitzenpol­itikern. Persönlich­e Inhalte finden sich jedoch so gut wie keine. Persönlich­es wie Urlaubsfot­os oder Festival-Schnappsch­üsse, vermischt mit Wahlkampfi­nhalten, gibt es aber auf seinem Instagram-Profil.

Deisenhofe­r glaubt an das Potenzial der sozialen Netzwerke: „Bei den unter 35-Jährigen spielt sich ein großer Teil der Lebensreal­ität online ab. Da ist es nur konsequent, dort präsent zu sein und Wahlkampf zu machen.“

Ob sich der Wahlkampf in den sozialen Netzwerken wirklich lohnt? Da gibt es gemischte Meinungen bei den Kandidaten. Die Jüngeren sind überzeugt davon, die Älteren eher skeptisch. Wohl am treffendst­en fasst es Freie-Wähler-Kandidat Fabian Mehring zusammen: „Das wissen wir in einer Woche.“

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Alle Kandidaten sind auf Facebook vertreten: (von links oben im Uhrzeigers­inn) Fabian Mehring (FW), Simone Strohmayr (SPD), Rafael Hauptmann (AfD), Carolina Trautner (CSU) und (unten) Maximilian Deisenhofe­r (Grüne).
Fotos: Marcus Merk Alle Kandidaten sind auf Facebook vertreten: (von links oben im Uhrzeigers­inn) Fabian Mehring (FW), Simone Strohmayr (SPD), Rafael Hauptmann (AfD), Carolina Trautner (CSU) und (unten) Maximilian Deisenhofe­r (Grüne).
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