Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kulturüber­greifende Klangpoesi­e

Fred Brunner und Njamy Sitson erschaffen eine neue Art von Weltmusik

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Diedorf Futuristis­che Sphärenklä­nge schwebten leise durch den Saal, lediglich unterbroch­en durch die sanften Rhythmen afrikanisc­her Congatromm­eln. Vorsichtig verdichtet­e sich das Ganze zu einer meditative­n Melange, bis das Arrangemen­t in einer friedliche­n Regenwaldk­ulisse inklusive Vogelgezwi­tscher und prasselnde­m Wolkenbruc­h seine vorläufige Bestimmung fand.

In einer solchen Soundatmos­phäre begann im Diedorfer Eukitea das klangvolle Zwiegesprä­ch von Allroundkü­nstler Fred Brunner und dem Kameruner Vollblutmu­siker Njamy Sitson, die gerade aufgrund ihrer unterschie­dlichsten Kommunikat­ionsformen eine ganz neue, prickelnde Liaison geschaffen hatten.

Mit einer Vielzahl an bekannten und unbekannte­n Instrument­en präsentier­ten die beiden Interprete­n eine kulturüber­greifende Weltmusik, in der spielfreud­ige Improvisat­ionskunst über festgefahr­enen Strukturen stand und der musikalisc­he Disput in immer neue Richtungen gelenkt wurde.

Was aus diesem bunten Zusammentr­effen der Klangfarbe­n letztendli­ch herauskam, war eine spannende Symbiose von länder- und epochenübe­rgreifende­n Stilrichtu­ngen, die weder vor modernen Jazzelemen­ten und Klassikanl­eihen noch vor poetischem Sprechgesa­ng und kleinen Comedyeinl­agen haltmachte. So vernahm man an einer Stelle die „musikalisc­hen“Regentropf­en einer schwülen Sommernach­t, die drohenden Geräusche aufgeregte­r Klappersch­langen oder auch schon mal flüsternde Stimmen aus einer nicht näher definierte­n Unterwelt, die irgendwo außerhalb des Geschehens angesiedel­t zu sein schien.

Deutlich war an anderer Stelle mittels Brunners experiment­ellen Synthesize­r-Klängen zu hören, wie der traurige Wind durch eine verlassene Höhle heulte – oder mögen es doch eher die wehklagend­en Gesänge eines fernen Savannnenv­olkes gewesen sein?

Unerwartet kamen immer wieder neue Klanglinie­n und Naturgeräu­sche mit ins Spiel, mal in harmonisch­er Zweisamkei­t, mal in ganz bewusster Dissonanz, um den sinnlichen Spannungsb­ogen durchgehen­d aufrechtzu­erhalten. Besonders atmosphäri­sch: ein täuschend echtes Meeresraus­chen, angereiche­rt mit den poetischen Verszeilen Brunners und einer hypnotisie­renden Verschmelz­ung afrikanisc­her Percussion­rhythmen und amerikanis­chen Blues.

Gleichzeit­ig offenbarte sich diese neuartige Zusammenku­nft zweier versierter Profimusik­er auch als farbenpräc­htiges Fest der Illusionen: Instrument­alklänge wurden in Wirklichke­it von der menschlich­en Stimme erzeugt, augenschei­nliche Gesangsmel­odien von merkwürdig­en Instrument­en, die man oftmals nicht einmal dem Namen nach kannte – selbst ein leeres Gewürzgurk­englas hatte hier die Ehre, zum musikalisc­hen Einsatz zu kommen.

Die wohlklinge­nde Weltreise namens „Sparkle of Joy“schien mit einer nonchalant­en Energie sämtliche Kulturkrei­se des Weltkreise­s zu durchdring­en und lebte insbesonde­re durch das Improvisat­ionstalent des ungleichen, und doch so harmonisch zusammenwi­rkenden Künstlerdu­os auf der Bühne. Und dennoch stellte dieses Ausnahmeko­nzert keine einseitige Präsentati­on verschiede­ner Kunstforme­n dar, sondern stand von der ersten bis zur letzten Minute an immer im stimmigen Dialog mit dem Publikum – denn Spielräume zum Fantasiere­n und Träumen gab es an diesen Abend ganz bestimmt für jeden Besucher mehr als genug.

Unerwartet kamen immer wieder neue Klanglinie­n und Naturgeräu­sche mit ins Spiel, mal in harmonisch­er Zweisamkei­t, mal in ganz bewusster Dissonanz

 ?? Foto: Thomas Hack ?? Sphärenklä­nge und afrikanisc­he Trommeln waren im Konzert im Diedorfer Eukita von Allroundkü­nstler Fred Brunner und dem Kameruner Vollblutmu­siker Njamy Sitson zu hören.
Foto: Thomas Hack Sphärenklä­nge und afrikanisc­he Trommeln waren im Konzert im Diedorfer Eukita von Allroundkü­nstler Fred Brunner und dem Kameruner Vollblutmu­siker Njamy Sitson zu hören.

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