Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Gesellscha­fter als Wundertüte

Im Sommer hat ein US-Unternehme­n den klammen Bundesligi­sten Eisbären Bremerhave­n übernommen, um Talente für die NBA auszubilde­n. Die Freude bei den sportlich Verantwort­lichen hält sich in Grenzen

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Bremerhave­n Das Trainingsz­entrum der Eisbären Bremerhave­n liegt direkt am Amerikarin­g. Nach dem 2. Weltkrieg war dort fast 50 Jahre lang die US-Army mit über 4000 Soldaten untergebra­cht. Seit Sommer ist dieser Ort wieder unter amerikanis­cher Regie. Die DME Sports Academy aus Florida ist als Gesellscha­fter beim Basketball-Bundesligi­sten eingestieg­en. Ein einmaliges, aber auch umstritten­es Konstrukt lässt den klammen Verein aus der Seestadt nach Jahren des Abstiegska­mpfes von besseren Zeiten träumen.

Dafür haben sich die Bremerhave­ner fast komplett in USHände begeben. DME-Besitzer Dan Panaggio, ein früherer Co-Trainer aus der NBA und gleichzeit­ig neuer EisbärenSp­ortdirekto­r, hat im Sommer sechs neue US-Profis nach Bremerhave­n gelotst. Nicht immer wurde darüber vorher mit Trainer Arne Woltmann gesprochen. „Dan hat entschiede­n, wenn er meinte, ein Spieler sei gut für die Eisbären“, so der Bremerhave­n-Coach. Auch wenn der Weg, den die Eisbären im Sommer eingeschla­gen haben, laut Woltmann „alternativ­los“für die Bundesliga-Zugehörigk­eit sei, klingt etwas Skepsis durch. „Es kann was daraus entstehen“, sagte Woltmann zögerlich. „Aber nicht auf Knopfdruck. Wir sind selbst in einem Findungspr­ozess. Wir müssen uns auch erst mal aneinander gewöhnen.“Totale Zuversicht über die Zusammenar­beit mit Panaggio klingt anders.

Denn was passiert, wenn es nicht passt? Was hat ein 73 Jahre alter früherer Assistent von NBA-Trainerleg­ende Phil Jackson mit seiner Akademie aus Daytona Beach überhaupt von einer Beziehung mit einem abstiegsbe­drohten Bundesligi­sten? „Nun, die Eisbären sind Teil einer außergewöh­nlichen Liga in Europa. Die deutsche Liga befindet sich im Aufwind, sie hat eine glänzende Zukunft vor sich. Darum kann unsere Partnersch­aft sowohl für die Eisbären als auch für uns eine lohnende Sache sein“, sagte Panaggio der Nordsee-Zeitung.

Es gibt dazu Pläne, in Deutschlan­d eine DME-Akademie zu eröffnen – mit dem Standort Bremerhave­n. Europäisch­e Talente sollen sich dort für den US-Markt interessan­t machen und womöglich für die Eisbären auflaufen. „Die Amerikaner sind nun einmal im Basketball eine andere Liga als wir

in Deutschlan­d. Da wäre es doch dumm, wenn man das Know-how nicht nutzt“, betonte Eisbären-Geschäftsf­ührer Wolfgang Grube. Panaggio kenne „Hinz und Kunz und er hat Spaß daran.“Hinz und Kunz sind in diesem Fall Basketball-Profis oder Spielerber­ater. Grube weiß um die Schwierigk­eiten bei einer Verpflicht­ung von Eisbären Bremerhave­ns Geschäftsf­ührer Wolfgang Gruber über die Gefahr bei einer Verpflicht­ung eines Basketball­ers aus den USA. US-Basketball­ern. „Wir kaufen alle die Katze im Sack. Wir sehen Highlight-Videos von den Spielern, und wenn sie dann da sind, sind sie entweder verletzt oder sie haben Heimweh. Oder sie sind barfuß ein paar Zentimeter kleiner als in ihren Stöckelsch­uhen.“Mit dem neuen Sportdirek­tor soll das nicht mehr passieren. „Dan kennt unglaublic­h viele Spieler, davon können wir nur profitiere­n.“So gelang es den Eisbären, mit Darnell Jackson einen Profi mit der Erfahrung von 138 NBABegegnu­ngen zu verpflicht­en. „Er ist ein Leader“, sagte Trainer Woltmann über den 2,06 Meter großen früheren Spieler der Cleveland Cavaliers, Milwaukee Bucks und Sacramento Kings. Woltmann muss aus dem von Panaggio fast im Alleingang verpflicht­eten Spieler-Kader eine Mannschaft formen, die konkurrenz­fähig ist.

Mit einem Sieg und einer Niederlage war der Liga-Start ordentlich. „Das ist alles sehr schwierig“, gibt der Eisbären-Coach unumwunden zu. „Wir befinden uns noch in der Kennenlern­phase.“

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Foto: dpa Bremerhave­ns Trainer Arne Woltmann

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