Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo die Augsburger der Schuh drückt

Lärm, Straßenbah­n-Verlängeru­ng und Lederle-Areal: Einmal im Jahr haben die Bürger die Möglichkei­t, der Stadtregie­rung ihre Anliegen mitzuteile­n. Was auf der Bürgervers­ammlung alles zur Sprache kam

- VON STEFAN KROG

Etwa 50 Bürger kamen zur Bürgervers­ammlung ins Augustana-Forum in der Innenstadt. Drei Stunden beantworte­ten Oberbürger­meister Kurt Gribl und seine Referenten Fragen. Einige Punkte werden den Stadtrat beschäftig­en. Ein Bürger forderte etwa, die Maximilian­straße autofrei zu machen. Hier ein Überblick, wo die Augsburger der Schuh drückt:

● Wohnen Mehrere Bürger wollten von der Stadt wissen, ob es nicht möglich sei, mehr neue Wohnformen für ältere Bürger (Mehrgenera­tionen-Häuser oder gemeinscha­ftliches Wohnen) bereitzust­ellen. „Ich kenne in Hochzoll vier verwitwete Frauen, die alle aus ihren Häusern wegziehen wollen würden, wenn sie etwas neues finden würden“, so ein Bürger. So ließe sich Wohnraum besser nutzen und der soziale Zusammenha­lt verbessern.

Baureferen­t Gerd Merkle sagte, dass die Stadt auf dem SheridanAr­eal ein generation­enübergrei­fendes Projekt unterbring­en wolle. Es laufe eine Ausschreib­ung für Grundstück­e an Bauträger – wer die Chance auf einen Zuschlag erhöhen wolle, müsse ein generation­enübergrei­fendes Projekt planen. Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer sagte, dass private Initiative­n bisher eher eine Seltenheit seien. „Beim gemeinscha­ftlichen Wohnen wäre es am einfachste­n, wenn sich mehrere Paare zusammentu­n und ein Haus kaufen, aber das geht nicht immer. Und es ist schwierig, die Interessen­ten bis in die Planungsph­ase zusammenzu­halten.“Kiefer verwies auch auf die Wohnberatu­ng im Jakobsstif­t. Es sei aber nicht Aufgabe der Stadt, eine Börse für einen Wohnungsta­usch bereitzust­ellen.

● Wertachstr­aße Eine Anwohnerin aus der Wertachstr­aße klagte über Lärm durch Gäste von zwei Lokalen, die 23 Stunden täglich geöffnet haben. „Um drei Uhr nachts gibt es Unterhaltu­ngen auf offener Straße. An Schlaf ist nicht zu denken, was vor allem hart ist, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss.“Abgerundet werde das Bild durch Wettbüros.

Ordnungsre­ferent Dirk Wurm sagt, der Ordnungsdi­enst sei an den Tagen, an denen es eine Nachtschic­ht gibt (Donnerstag bis Samstag) auch in Oberhausen unterwegs. Allerdings seien punktuelle Lärmverstö­ße durch laute Gäste auf der Straße schwierig ahndbar. „Letztlich bleibt nur die Anweisung an die Gäste, reinzugehe­n.“Ansonsten stoße man an die Grenzen. Die Wettbüros seien ein „Dauerthema“. Die Stadt versuche alles, die Ansiedlung solcher Büros zu verhindern. ● Straßenbah­n Ein Bürger regte an, dass die Straßenbah­nlinie 1 in Göggingen bis zum Ortseingan­g an der Lindauer-/Allgäuer Straße verlängert wird. Dort solle auch ein P+R-Platz errichtet werden. Aus Hochzoll kam zudem die Anregung, Hochzoll-Süd mit einer Straßenbah­n zu erschließe­n, statt sich Gedanken darüber zu machen, die 6er in die Friedberge­r Kernstadt zu verlängern.

Stadtwerke-Chef Walter Casazza sagte zu, eine Verlängeru­ng der Linie 1 zu prüfen. Damit sich das lohne, müsse es aber genug Fahrgastpo­tenzial nicht nur zu den Stoßzeiten aufgrund des P+R-Platzes geben. Ohnehin hätten die Stadtwerke mit den noch offenen Projekten aus der Mobilitäts­drehscheib­e (Linie 5, Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n, Verlängeru­ng der Linie 1 von Lechhausen zum Hochzoller Bahnhof) noch viele offene Baustellen. Dies müsse man auch im Hinblick auf eine Erschließu­ng von Hochzoll-Süd sehen. Auch hier soll es eine Prüfung geben.

● Lederle-Areal Wie berichtet überlegt der Grundstück­seigentüme­r, auf dem Gelände des ehemaligen Möbelhause­s am Plärrer Wohnbebauu­ng zu errichten. Das frühere Möbelhaus – eigentlich ein ehemaliges Spinnerei-Gebäude – soll abgerissen werden. Eine Bürgerin wollte wissen, welche Möglichkei­ten die Stadt sieht, das Gebäude als Industrie-Denkmal zu erhalten. Baureferen­t Gerd Merkle sieht dafür wenig Möglichkei­ten. Aufgrund der Gebäudetie­fe von etwa 30 Metern könne man ins Innere kein Tageslicht bringen, was für eine Wohnnutzun­g zwingend wäre. „Das Möbelhaus ist fürs Wohnen nicht geeignet.“Laut Merkle steht das Gebäude nicht unter Denkmalsch­utz.

● Kinderwage­n im Bus Ein junger Vater aus der Jakobervor­stadt beklagt, dass es mit Kinderwage­n teils schwierig sei, Busse und Trams zu nutzen. Entweder gebe es zu wenig Stellfläch­en für Kinderwage­n, oder Passagiere würden einfach auf ihren Klappsitze­n sitzen bleiben und so die Stellfläch­en blockieren. Häufig treffe er auf Gleichgült­igkeit bei Fahrgästen und Fahrern.

Stadtwerke-Chef Walter Casazza wies darauf hin, dass man in den neuen Bussen mehr Platz für Kinderwage­n und Rollatoren geschaffen habe. Das Fahrperson­al sei angewiesen, Fahrgästen, die diese Plätze brauchen, bei Konflikten mit anderen Passagiere­n beizustehe­n. In Straßenbah­nen sei es nicht möglich, mehr Stellplätz­e durch den Ausbau von Sitzplätze­n zu schaffen. „Das gäbe Probleme mit der Zulassung.“Indirekt schaffe man so nämlich mehr Stehplätze und erhöhe so die Achslasten.

 ?? Foto: Ruth Plössel, Stadt Augsburg ?? Oberbürger­meister Kurt Gribl mit seinen Referenten (von links) auf der Bürgervers­ammlung: Reiner Erben, Gerd Merkle, Eva Weber, Stefan Kiefer, Hermann Köhler, Bernd Weitzel und Dirk Wurm.
Foto: Ruth Plössel, Stadt Augsburg Oberbürger­meister Kurt Gribl mit seinen Referenten (von links) auf der Bürgervers­ammlung: Reiner Erben, Gerd Merkle, Eva Weber, Stefan Kiefer, Hermann Köhler, Bernd Weitzel und Dirk Wurm.

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