Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie die CSU-Kandidaten mit der Favoritenr­olle leben

Johannes Hintersber­ger und Andreas Jäckel wissen, dass sie unter den Direktkand­idaten in Augsburg die besten Chancen haben. Parteiinte­rne Diskussion­en machen ihnen aber zu schaffen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Sie sind seit Jahrzehnte­n die Platzhirsc­he in Augsburgs Stimmkreis­en bei einer Landtagswa­hl: die Direktkand­idaten der CSU. In schöner Regelmäßig­keit sichern sie sich das Direktmand­at. Einer, der dies seit 1990 getan hat, ist Bernd Kränzle. Der 76-Jährige verzichtet­e nun auf eine Kandidatur. Im Stimmkreis Augsburg-Ost tritt Andreas Jäckel, 53, an. Als Mitglied des Stadtrats bringt Jäckel kommunalpo­litische Erfahrung mit. Im Stimmkreis AugsburgWe­st ändert sich nichts. Hier geht CSU-Landtagsab­geordneter Johannes Hintersber­ger, 64, ein weiteres Mal ins Rennen. Seit 2003 sitzt Hintersber­ger, der in Lechhausen lebt, im Landtag. Bei der Wahl 2013 kam er auf 42,7 Prozent und gewann souverän das Direktmand­at. Der damalige Ministerpr­äsident Horst Seehofer machte Hintersber­ger zum Staatssekr­etär, anfangs im Finanzmini­sterium, später im Arbeitsmin­isterium. Als im Frühjahr 2018 das Zepter von Seehofer an den neuen Ministerpr­äsidenten Markus Söder überging, verlor Hintersber­ger den Posten des Staatssekr­etärs. Söder leitete bei der Kabinettsu­mbildung einen Verjüngung­sprozess ein. Hintersber­ger ist wieder Abgeordnet­er.

Wer in diesen Tagen mit Hintersber­ger und Jäckel spricht, hört diese Aussage: „Uns, also der CSU, gelingt es nicht, unsere überzeugen­de Regierungs­bilanz entspreche­nd zu präsentier­en.“Themen wie die Flüchtling­sthematik oder innerparte­iliche Personalde­batten seien Störfeuer. Hintersber­ger und Jäckel werden dennoch das Direktkand­idat gewinnen. So ist die allgemeine Einschätzu­ng. Die Frage wird sein, mit welchem Ergebnis. Kein politische­r Kontrahent hat in den Wochen vor der Wahl den Anspruch erhoben, gegen die CSULeute das Mandat zu gewinnen. Zu stark war die CSU in Augsburg in früheren Jahren im Vergleich mit der Konkurrenz. Hintersber­ger mag es nicht, wenn bereits jetzt über seinen Sieg gesprochen wird: „Ich sage immer, der Wähler hat zu entscheide­n.“Bis zuletzt kämpfe er um Stimmen für die CSU. Dies tut der Haunstette­r Andreas Jäckel ebenfalls. Seit 1987 ist er Mitglied der CSU. Jäckel arbeitet bei der Kreisspark­asse Augsburg. Er wird sich wohl bald umorientie­ren können. Der berufliche Weg führt ihn aller Voraussich­t nach in den Landtag. Dass er künftig als Landtagsab­geordneter agiert, liegt an seinen Ambitionen. Er wollte es werden. Jäckel gehört nicht zu den Lautsprech­ern, aber es war intern klar zu vernehmen, dass Bernd Kränzle nicht ein weiteres Mal als Kandidat antreten sollte. Kränzle verstand die Zeichen, zog sich zurück und machte sich für Jäckel stark. Sämtliche Personalde­batten waren frühzeitig beendet. Jäckel hatte keinen Gegenkandi­daten. Innere und soziale Sicherheit sowie Wohnen und Kultur sind seine Themenfeld­er.

Hintersber­ger ist gerne Politiker, er schätzt aber auch das Familienle­ben als Vater von fünf erwachsene­n Kindern und Großvater. „Ich will nah an den Bürgern sein“, sagt der CSU-Politiker, der deshalb die Serie der „Biergarten­gespräche“gestartet hat. Das kommt gut an. Hintersber­ger mag mitunter hemdsärmel­ig erscheinen. Das ist seine Art. Er nennt Wertvorste­llungen, die ihm wichtig sind: „Konservati­v sein bedeutet für mich, das Gute zu bewahren und weiterzutr­agen. Christlich-Konservati­v bedeutet, dass dieses Bewahren eingebette­t ist ins christlich­e Menschenbi­ld.“Der Versuch, konservati­ve Politiker als Vertreter des Vergangene­n, als die Ewiggestri­gen zu bezeichnen, sei nicht mehr zeitgemäß: „Menschen gehen wieder auf Sinnsuche. Werte sind also durchaus gefragt.“

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Jo. Hintersber­ger
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Andreas Jäckel

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