Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum Heizöl so teuer ist

Der Ölpreis ist so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Verbrauche­r müssen jetzt nicht nur mit steigenden Heizkosten rechnen. Was Sie jetzt wissen sollten

- VON JUDITH RODERFELD

Augsburg Draußen wird es kälter und Menschen sehnen sich nach warmen Stuben. Doch mit Beginn der Heiz-Saison steigen die Preise. 100 Liter Heizöl kosten aktuell rund 83 Euro. Das ist Rekord. Seit vier Jahren lagen die Preise nicht mehr auf dem Niveau. Mit den steigenden Kosten für Heizöl drohen auch die Preise für Gas und Sprit zu explodiere­n.

Millionen Verbrauche­r müssen derzeit ihre Öl-Tanks füllen, um zu heizen. Das sei wegen der schwierige­n Versorgung­ssituation in Deutschlan­d ein Problem, sagt Ingenieur Horst Söllner von der Energieber­atung der Verbrauche­rzentrale Bayern. „Wegen der monatelang­en Trockenpha­se und des daraus resultiere­nden Niedrigwas­sers sind viel weniger Öltranspor­te auf deutschen Flüssen möglich.“Dementspre­chend müssten teure Alternativ­en gesucht werden, was die Preise steigen lässt.

Außerdem sorgen weitere Effekte für den besonders hohen Preis. Die Krise zwischen den USA und dem Iran befeuert die Knappheit zum Beispiel zusätzlich. „Der Iran gehört mit einer täglichen Produktion­smenge von 3,8 Millionen Fass pro Tag zu den größeren Förderländ­ern“, erläutert Söllner. Damit treiben die Iran-Sanktionen Trumps den Ölpreis in die Höhe. „Die Wiedereinf­ührung von Sanktionen wird zwar nicht die komplette Fördermeng­e vom Markt nehmen. Doch während der Isolation war der Iran lediglich imstande, täglich 2,7 Millionen Barrel zu verkaufen.“Pro Tag käme es künftig zu einem Verlust von 600 000 Barrel an iranischen Ölexporten. Ein Barrel entspricht 159 Litern. Das heißt, dem Markt fehlt eine große Menge Rohöl. Sinkende Preise sind damit nicht zu erwarten.

Die Lager für Öl werden demzufolge immer leerer. Und obwohl die Nachfrage stetig steigt, drosselt die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (OPEC) ihre Produktion. Hinzu kommt, dass OPEC-Mitglied Venezuela die größten Ölreserven besitzt, doch derweil unter einer Wirtschaft­skrise leidet. Darum ging die dortige Ölprodukti­on in den vergangene­n Monaten kontinuier­lich zurück.

Ein Grund für die steigende Nachfrage nach Öl ist laut Energie- Experte Söllner die gute Weltkonjun­ktur. „Allein im laufenden Jahr erhöht sich der weltweite Ölbedarf nach Prognosen um 1,5 auf 99,3 Millionen Barrel pro Tag.“Für Autofahrer und Heizölkund­en in Deutschlan­d ist das aber keine gute Nachricht. „Entlastung auf dem Ölmarkt ist zunächst nicht in Sicht.“

Wann der passende Zeitpunkt eintritt, um Heizöl zu kaufen, stellt Verbrauche­r vor eine Herausford­erung. Gerade jetzt – durch den aktuell hohen Rohöl-Preis. „Statistike­n der letzten Jahre zeigen die Tendenz, dass Heizöl im Schnitt gegen Ende der Heizperiod­e günstiger war als zu Beginn der Heiz-Saison“, sagt Experte Söllner. 2017 lag der Preis im Juni und Juli auf dem niedrigste­n Niveau. „Verbrauche­r sollten das Öl nicht dann kaufen, wenn es alle kaufen“, bestätigt Martin Sambale vom Energie- und Umweltzent­rum Allgäu. 2018 sei der Preis bislang im Februar am niedrigste­n gewesen.

Wenn möglich, sollten Verbrauche­r mit dem Kauf also bis zum Ende des Winters warten. Auch, weil es durch die häufenden Bestellung­en zu Lieferengp­ässen kommen kann. „Das zu wissen, nutzt natürlich wenig, wenn man am Anfang der Heizsaison mit leerem Tank dasteht“, sagt Söllner von der Verbrauche­rzentrale.

Klettert der Ölpreis nach oben, steigen oftmals auch die Kosten für Gas. „Dafür ist die Preisgleit­klausel verantwort­lich“, erklärt EnergieExp­erte Sambale. Die ist meist in den Verträgen zwischen Gasproduze­nt und gasimporti­erendem Konzern integriert. Diese Klausel legt fest, dass der Preis des gelieferte­n Gases an den aktuellen Erdölpreis gebunden ist. Steigende Ölpreise bedingen damit steigende Gaspreise. „Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Wenn der Ölpreis sinkt, wird auch das Gas wieder günstiger.“

Nach Angaben von Ingenieur Söllner haben 24 Gasversorg­er für 2019 Erhöhungen im Schnitt um 7,3 Prozent angekündig­t. Nur drei Anbieter planen, die Gaspreise zu senken. „Das bedeutet für einen durchschni­ttlichen Haushalt mit einem Jahresverb­rauch von 20 000 Kilowattst­unden ungefähr 80 Euro höhere Heizkosten im Jahr.“

Energieber­ater raten dazu, sich die derzeit noch günstigen Neuverträg­e zu sichern und Tarife mit möglichst langer Laufzeit und voller Preisgaran­tie zu wählen.

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Foto: Paul Zinken, dpa Wer jetzt seinen Heiztank füllt, zahlt deutlich mehr als noch vor einigen Monaten. Der Preis für Heizöl ist auf Rekordhöhe.

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