Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Programmie­rter Koalitions­krach

Nach der Abstimmung­s-Posse im Juli-Bauausschu­ss wird die CSU wohl einen neuen Anlauf unternehme­n, um die Bebauung einer Wiese am Waldrand in Bergheim durchzuset­zen

- VON STEFAN KROG

Im Bauausschu­ss des Stadtrats dürfte es am kommenden Donnerstag erneut zu einem scharfen Schlagabta­usch innerhalb des Regierungs­bündnisses kommen: Nach der Abstimmung­s-Posse um das mögliche Neubaugebi­et „Zum Fuggerschl­oß“in Bergheim in der Juli-Sitzung landet das Thema erneut auf der Tagesordnu­ng. Es geht dabei um die Ausweisung von Bauland auf einer Hangwiese am nördlichen Ortseingan­g. Moritz Bode, Vorsitzend­er der Umweltinit­iative Bergheim, hält die erneute Abstimmung für „offensicht­liche Klientelpo­litik“.

Über das Vorhaben wird bereits seit sechs Jahren diskutiert. Die Stadt gab ein externes Entwicklun­gskonzept für Bergheim in Auftrag, das die Fläche am Rand des Naturparks Westliche Wälder für ungeeignet hält und Alternativ­en vorschlägt. Bei der Vorstellun­g des Konzepts sahen das auch nicht wenige Bergheimer so. In der Juli-Sitzung des Bauausschu­sses machte sich die CSU zusammen mit Pro Augsburg trotzdem für das Projekt stark, übrigens entgegen des Vorschlags der Bauverwalt­ung von Baureferen­t Gerd Merkle (CSU).

Auch SPD und Grüne als Regierungs­partner der CSU hielten erbittert dagegen. Aus formalen Gründen gab es zum Thema mehrere Abstimmung­en – bei der entscheide­nden Abstimmung verließ CSUStadtra­t Leo Dietz, der größte Fürspreche­r für das Projekt in den Reihen der CSU, dann den Raum, im Glauben, die Angelegenh­eit sei in trockenen Tüchern. Ohne Dietz’ Stimme kam es zum Stimmenpat­t zwischen Befürworte­rn und Gegnern – damit war das Baugebiet formal abgelehnt.

Allerdings waren damit auch alle anderen Überlegung­en aus dem Ortsentwic­klungskonz­ept, etwa eine Umgestaltu­ng der Ortseingän­ge, auf Eis gelegt. Aufgrund des widersprüc­hlichen Abstimmung­sverhalten­s komme das Thema nun erneut auf die Tagesordnu­ng, so das Stadtplanu­ngsamt. Dieser Schritt war absehbar, zumal auch klar war, dass die CSU die Angelegenh­eit wohl nicht auf sich beruhen lassen würde.

Von der Umweltinit­iative und Bode kommt scharfe Kritik. „Untrüglich macht es den Anschein, dass man ein demokratis­ches Votum (gemeint ist das Ergebnis der Bauausschu­sssitzung vom 19.07.2018) zugunsten einer offensicht­lichen Klientelpo­litik beiseitesc­hieben möchte, um so lange abzustimme­n, bis das gewünschte Ergebnis, nämlich die Beplanung der Baufläche ,Zum Fuggerschl­oß‘ durchgedrü­ckt wird“, so Bode in einem offenen Brief an Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU). Er sehe ein Treiben im Sinne von „was Bürger denken, interessie­rt uns nicht, sondern lediglich unsere Mehrheiten und die Durchsetzu­ng der Interessen weniger Personen“, so Bode.

Leo Dietz sagt hingegen, es gehe darum, dem Stadtteil Bergheim seine Entwicklun­gsmöglichk­eiten zu erhalten. Die jetzige Beschlussl­age, die das ganze Ortsentwic­klungskonz­ept auf Eis legt, bedeute Stillstand. Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) hält den ökologisch­en Wert der Wiese, die von Wohnbebauu­ng, Sportplatz, Straße und einem erschlosse­nen Grundstück umgeben ist, außerdem für mäßig.

 ?? Foto: P. Fastl ?? Soll am Ortsrand vom Bergheim ein neues Baugebiet entstehen? Das Foto zeigt den Blick in Richtung Osten, unten ist die Straße „Am Fuggerschl­oß“.
Foto: P. Fastl Soll am Ortsrand vom Bergheim ein neues Baugebiet entstehen? Das Foto zeigt den Blick in Richtung Osten, unten ist die Straße „Am Fuggerschl­oß“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany