Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Theater: Wird für die Stadtmauer umgeplant?
Bei Grabungen am Kennedyplatz stießen die Archäologen auf einen außergewöhnlichen Fund. Will man ihn für die Nachwelt erhalten, würde die Theatersanierung deutlich teurer werden
Augsburgs Archäologen haben neben dem Theater Reste der historischen Stadtmauer freigelegt. Der Fund ist so bedeutend, dass die Stadtverwaltung nun über eine Änderung der Theaterplanung nachdenkt, um die Mauer zu erhalten und öffentlich sichtbar zu machen. Damit verbunden wären Mehrkosten zwischen 3,9 und 4,9 Millionen Euro. Ob das Geld investiert wird, soll der Stadtrat entscheiden.
Seit gut einem Jahr graben die Archäologen auf dem Grünstreifen zwischen Volkhartstraße und Theater. Dass sie dort auf Reste der historischen Stadtbefestigung stoßen würden, war laut Augsburgs Chefarchäologen Sebastian Gairhos von vorneherein klar. Im Lauf der Grabungen stellte sich jedoch heraus, dass sich die Geschichte der Stadtmauer an dieser Stelle vom Bau im 13. Jahrhundert bis zur Schleifung im 19. Jahrhundert lückenlos dokumentieren lässt. „Das gibt es nirgendwo anders in der Stadt“, sagt Gairhos. Er plädiert deshalb dafür, die Mauer nicht wieder zu überbauen, sondern sie zu erhalten – und zwar so, dass die Bürger sie künftig auch sehen können.
Problematisch dabei ist, dass die Mauerreste in einem Bereich liegen, der für das neue Theater benötigt wird: Oberirdisch wird dort der neue Orchesterprobensaal entstehen, unterirdisch sind ein Technikkeller, Garderoben, Übungsräume und eine Sprinkleranlage geplant. Wollte man die Mauer erhalten, müssten diese Räume zum Teil anderswo untergebracht werden. Grundsätzlich ist dies laut Kulturreferent Thomas Weitzel machbar, doch die Umsetzung würde das 186 Millionen Euro schwere Bauprojekt um bis zu fünf Millionen verteuern.
Allein für den Technikkeller sind bislang 10,4 Millionen Euro kalkuliert. Würde man die Räume um die Stadtmauer herum planen, kämen im günstigsten Fall 3,9 Millionen Euro hinzu, im teuersten sind es 4,9 Millionen. Und selbst wenn man sich entschlösse, die historische Mauer dem Erdboden gleichzumachen, müsste wohl Geld ausgegeben werden – fürs Abschieben und den Abtransport des Materials.
Auf Bitten der Stadt hat TheaterArchitekt Walter Achatz über die Sommerpause mehrere Varianten durchgespielt, die einen Erhalt der Mauer garantieren würden. Das unterirdische Raumprogramm müsste dann, grob gesagt, zwischen Kasernstraße und Kennedyplatz umgelagert werden. Die Stadtmauer könnte man für Besucher erlebbar
der Orchesterprobensaal müsste nicht neu geplant werden. Wer ihn betritt, könnte die alte Stadtmauer künftig durch eine Glasplatte hindurch betrachten, auch von außerhalb des Gebäudes wäre der Einblick gegeben. „Dieses Sichtbarmachen würde unter den
Mehrkosten etwa eine halbe Million Euro ausmachen“, schätzt Kulturreferent Weitzel.
Sebastian Gairhos ist überzeugt, dass sich der Fund gut für die Bürger aufbereiten ließe. „Wir könnten mit Projektionen arbeiten und Besuchern die Entwicklung der histomachen,
rischen Stadt mit ihrer Befestigung erklären.“Eine Möglichkeit, die es anderswo in Augsburg nicht gibt: „Überall, wo es sonst Teile der Stadtmauer zu sehen gibt, handelt es sich um die letzte Ausbaustufe.“Die vorhergehenden Epochen seien dort nicht nachvollziehbar.
Der Stadtrat tagt am 24. Oktober. Dann will Kulturreferent Weitzel die Alternativplanungen vorstellen und über alle Möglichkeiten diskutieren. Der Freistaat würde sich nach ersten Einschätzungen wohl an den Mehrkosten beteiligen. Im Detail muss dies aber geklärt werden.