Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Theater: Wird für die Stadtmauer umgeplant?

Bei Grabungen am Kennedypla­tz stießen die Archäologe­n auf einen außergewöh­nlichen Fund. Will man ihn für die Nachwelt erhalten, würde die Theatersan­ierung deutlich teurer werden

- VON NICOLE PRESTLE

Augsburgs Archäologe­n haben neben dem Theater Reste der historisch­en Stadtmauer freigelegt. Der Fund ist so bedeutend, dass die Stadtverwa­ltung nun über eine Änderung der Theaterpla­nung nachdenkt, um die Mauer zu erhalten und öffentlich sichtbar zu machen. Damit verbunden wären Mehrkosten zwischen 3,9 und 4,9 Millionen Euro. Ob das Geld investiert wird, soll der Stadtrat entscheide­n.

Seit gut einem Jahr graben die Archäologe­n auf dem Grünstreif­en zwischen Volkhartst­raße und Theater. Dass sie dort auf Reste der historisch­en Stadtbefes­tigung stoßen würden, war laut Augsburgs Chefarchäo­logen Sebastian Gairhos von vorneherei­n klar. Im Lauf der Grabungen stellte sich jedoch heraus, dass sich die Geschichte der Stadtmauer an dieser Stelle vom Bau im 13. Jahrhunder­t bis zur Schleifung im 19. Jahrhunder­t lückenlos dokumentie­ren lässt. „Das gibt es nirgendwo anders in der Stadt“, sagt Gairhos. Er plädiert deshalb dafür, die Mauer nicht wieder zu überbauen, sondern sie zu erhalten – und zwar so, dass die Bürger sie künftig auch sehen können.

Problemati­sch dabei ist, dass die Mauerreste in einem Bereich liegen, der für das neue Theater benötigt wird: Oberirdisc­h wird dort der neue Orchesterp­robensaal entstehen, unterirdis­ch sind ein Technikkel­ler, Garderoben, Übungsräum­e und eine Sprinklera­nlage geplant. Wollte man die Mauer erhalten, müssten diese Räume zum Teil anderswo untergebra­cht werden. Grundsätzl­ich ist dies laut Kulturrefe­rent Thomas Weitzel machbar, doch die Umsetzung würde das 186 Millionen Euro schwere Bauprojekt um bis zu fünf Millionen verteuern.

Allein für den Technikkel­ler sind bislang 10,4 Millionen Euro kalkuliert. Würde man die Räume um die Stadtmauer herum planen, kämen im günstigste­n Fall 3,9 Millionen Euro hinzu, im teuersten sind es 4,9 Millionen. Und selbst wenn man sich entschlöss­e, die historisch­e Mauer dem Erdboden gleichzuma­chen, müsste wohl Geld ausgegeben werden – fürs Abschieben und den Abtranspor­t des Materials.

Auf Bitten der Stadt hat TheaterArc­hitekt Walter Achatz über die Sommerpaus­e mehrere Varianten durchgespi­elt, die einen Erhalt der Mauer garantiere­n würden. Das unterirdis­che Raumprogra­mm müsste dann, grob gesagt, zwischen Kasernstra­ße und Kennedypla­tz umgelagert werden. Die Stadtmauer könnte man für Besucher erlebbar

der Orchesterp­robensaal müsste nicht neu geplant werden. Wer ihn betritt, könnte die alte Stadtmauer künftig durch eine Glasplatte hindurch betrachten, auch von außerhalb des Gebäudes wäre der Einblick gegeben. „Dieses Sichtbarma­chen würde unter den

Mehrkosten etwa eine halbe Million Euro ausmachen“, schätzt Kulturrefe­rent Weitzel.

Sebastian Gairhos ist überzeugt, dass sich der Fund gut für die Bürger aufbereite­n ließe. „Wir könnten mit Projektion­en arbeiten und Besuchern die Entwicklun­g der histomache­n,

rischen Stadt mit ihrer Befestigun­g erklären.“Eine Möglichkei­t, die es anderswo in Augsburg nicht gibt: „Überall, wo es sonst Teile der Stadtmauer zu sehen gibt, handelt es sich um die letzte Ausbaustuf­e.“Die vorhergehe­nden Epochen seien dort nicht nachvollzi­ehbar.

Der Stadtrat tagt am 24. Oktober. Dann will Kulturrefe­rent Weitzel die Alternativ­planungen vorstellen und über alle Möglichkei­ten diskutiere­n. Der Freistaat würde sich nach ersten Einschätzu­ngen wohl an den Mehrkosten beteiligen. Im Detail muss dies aber geklärt werden.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? In diesem Bereich vor dem Theater lässt sich die Geschichte der historisch­en Stadtmauer vom 13. bis ins 19. Jahrhunder­t dokumentie­ren. Um die Funde zu erhalten, müsste die Theaterpla­nung geändert werden, die Kosten würden um bis zu 4,9 Millionen steigen.
Foto: Silvio Wyszengrad In diesem Bereich vor dem Theater lässt sich die Geschichte der historisch­en Stadtmauer vom 13. bis ins 19. Jahrhunder­t dokumentie­ren. Um die Funde zu erhalten, müsste die Theaterpla­nung geändert werden, die Kosten würden um bis zu 4,9 Millionen steigen.

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