Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Fuggerexpress fährt hinterher
Ein Qualitätsbericht offenbart: Jeder zehnte Pendler-Zug kommt zu spät
Meitingen/Gessertshausen Was für ein Timing: Während der Augsburger Verkehrsverbund AVV der Kundschaft eine 3,9-prozentige Preiserhöhung ankündigt, hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) ihre neue Qualitätsdokumentation herausgebracht. Diese besagt: Bahnkunden fahren in den Regionalzügen zwischen Donauwörth und Augsburg sowie Dinkelscherben und Augsburg vergleichsweise schlecht.
Die beiden Bahnlinien bilden das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs im nördlichen und westlichen Landkreis. Dass sie ausgebaut werden sollen, ist eine jahrzehntealte und bislang unerfüllte Forderung der örtlichen Politik.
In ihrem Qualitätsranking bewertet die Bayerische Eisenbahngesellschaft alle bayerischen Regionalzüge. So wird auch an einzelnen Bahnhöfen die Pünktlichkeit gemessen. Im nördlichen und westlichen Landkreis liegen diese Messstellen in Meitingen und Gessertshausen. Dort war die Pünktlichkeit 2017 schlechter als im bayerischen Durchschnitt, nach dem 92,8 Prozent der regionalen Züge zu spät waren. Die wichtigste Drehscheibe in der Region, der Augsburger Hauptbahnhof, erreichte diesen Wert.
Mit anderen Worten: Fast jeder zehnte Regionalzug war auch dort unpünktlich, und diese Schwäche in einer Kerndisziplin ist laut Qualitätsbericht die Achillesferse des Fuggerexpress, der durch den Landkreis als regionale S-Bahn via Augsburg nach München fährt.
Nur 90 Prozent der Fuggerexpress-Züge sind pünktlich, vor allem zwischen Augsburg und München hapert es. „Nicht zufriedenstellend“, sagt die BEG. Seit dem Frühjahr 2017 soll unter anderem der Einsatz zusätzlicher Lokführer am Hauptbahnhof München dafür sorgen, dass die Fugger-Express-Züge wieder schneller auf die Reise gehen.
Zusammengenommen reichen die Ergebnisse des Qualitätsberichts, der sich unter anderem auch mit der Ausstattung der Züge und dem Service durch das Personal befasst, für den Fuggerexpress zu keinem Spitzenplatz. Unter 28 bayerischen Regionalzug-Netzen kommt er auf Rang 18. Dabei bescheinigen die Prüfer dem Express insgesamt ein verbessertes Angebot.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, zieht auch für den bayerischen Regionalverkehr insgesamt eine gemischte Bilanz: Während es weniger Zugausfälle gibt und sich Service und Komfort verbessert haben, wirken sich unter anderem infrastrukturbedingte Störungen, Baumaßnahmen sowie Kapazitätsengpässe bei der Schieneninfrastruktur negativ auf die Pünktlichkeit aus. Verschlechtert hat sich auch die Quote der erreichten Anschlusszüge. Johann Niggl, Sprecher der Geschäftsführung: „Die rückläufige Pünktlichkeit aufgrund von Infrastrukturstörungen wird zunehmend zum Sorgenkind.“
Übrigens: Wer im Augsburger Land auf seinen Zug warten muss, ist auch nicht unbedingt gut aufgehoben. Bei der Bewertung der Bahnhöfe bekamen alle geprüften Stationen ein „Befriedigend“. Bis auf einen Halt: Dort hieß es „unbefriedigend.“