Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gefahr durch Cyber-Angriffe nimmt zu

Welche Abwehrmaßn­ahmen die Regierung plant. Hacker greifen Privatleut­e an

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Vor einer wachsenden Gefahr durch Cyber-Angriffe in Deutschlan­d warnt Bundesinne­nminister Horst Seehofer, CSU. Betroffen seien sowohl Privatpers­onen als auch Unternehme­n und staatliche Institutio­nen. Als Beispiel nennt Seehofer den Angriff auf das Auswärtige Amt Ende letzten Jahres. Hacker griffen eine Lernplattf­orm der Hochschule des Bundes an, um sich von dort Zugang in das Netz des Auswärtige­n Amtes zu verschaffe­n. Doch die Angreifer scheiterte­n nicht nur – sie wurden von Experten des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) dabei beobachtet. Bei der Vorstellun­g des BSI-Lageberich­ts lobte Seehofer die Arbeit der Behörde nicht nur in diesem Fall. Doch gleichzeit­ig macht er sich Sorgen, ob die Netze von deutschen Behörden, Energiever­sorgern oder anderen wichtigen Unternehme­n auch in Zukunft solchen Angriffen standhalte­n. „Die Gefährdung­slage ist weiterhin angespannt“, sagte Seehofer. Denn die Bedrohunge­n im Cyber-Raum hätten „eine hohe Dynamik“.

Nach Auskunft von BSI-Präsident Arne Schönbohm sind der Behörde mittlerwei­le rund 800 Millionen Schadprogr­amme bekannt. Pro Tag kämen etwa 390000 neue Varianten hinzu. Für Mobilgerät­e gebe es bereits mehr als 27 Millionen Schadprogr­amme – allein für Android-Betriebssy­steme. Auch deutsche Unternehme­n schlagen Alarm. So sagte der Präsident des Digitalver­bandes Bitkom, Achim Berg: „Die deutsche Industrie steht unter digitalem Dauerbesch­uss – von digitalen Kleinkrimi­nellen über die Organisier­te Kriminalit­ät bis zu Hackern im Staatsauft­rag.“Qualität und Umfang der Cyber-Angriffe würden stetig zunehmen.

Dass sich die Situation seit dem vorherigen Lageberich­t „zugespitzt“hat, bestätigte Schönbohm. „Und es gibt auch keinen Grund zur Annahme, dass sich das zukünftig ändern wird.“Denn mit der zunehmende­n Digitalisi­erung des Alltags wachse auch die Angriffsfl­äche.

Die Vernetzung von IT-Systemen, Alltagsgeg­enständen und Industriea­nlagen führe dazu, dass sich die Abhängigke­it von Staat, Wirtschaft und Gesellscha­ft von funktionie­render IT-Infrastruk­tur „täglich vergrößert“, heißt es im BSI-Lageberich­t. Seehofer machte deutlich, dass er künftig auch auf aktive Gegenwehr setzen will, um kriminelle­n Hackern oder auch Cyber-Agenten im Staatsauft­rag das Handwerk zu legen. Darüber würden in der Regierung Gespräche geführt. Der Bundesinne­nminister bestätigte zudem die Einschätzu­ng der Bundesregi­erung, dass hinter manchen Angriffen der russische Militärgeh­eimdienst GRU steckt. Seehofer will das BSI außerdem massiv ausbauen und zu einem weiteren Pfeiler der deutschen Sicherheit­sarchitekt­ur neben dem Bundeskrim­inalamt, dem Bundesamt für Verfassung­sschutz und der Bundespoli­zei machen. Dazu soll die Behörde von derzeit rund 800 zunächst auf 1300 Mitarbeite­r anwachsen.

Warum die Cyber-Kriminalit­ät mit aller Macht bekämpft werden muss, schreibt Bernhard Junginger im

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