Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die ganze Welt blickt auf Bayern

„New York Times“, „Al-Dschasira“, „La Repubblica“: Sie alle werden am Sonntag von der Wahl in Bayern berichten. Warum internatio­nale Medien am Ausgang so interessie­rt sind

- VON DORINA PASCHER

Augsburg Es klingt wie ein Ranking der bedeutends­ten Medien auf der Welt. Tatsächlic­h ist es die Liste der Zeitungen und Sender, die sich für die Landtagswa­hl am Sonntag angemeldet haben. Zum Beispiel: Washington Post, CNN, Le Figaro. Sie werden am Sonntag über die möglicherw­eise historisch­e Wahl in Bayern berichten. Laut der Pressestel­le des Landtags haben sich mehr als 1000 Medienvert­reter angekündig­t. Den Andrang zu koordinier­en, ist keine leichte Aufgabe. Die Landtagsve­rwaltung muss das komplette Equipment überprüfen und die Anmeldunge­n kontrollie­ren.

Vor allem eine Partei spürt den medialen Andrang. „Schon die Wochen vor der Wahl gab es ein extrem hohes Interesse an unserem Spitzenduo“, berichtet die Grünen-Sprecherin Lena Motzer. „Das ist bisher noch nie so gewesen.“Durch die Umfrageerf­olge und die Tatsache, dass die Grünen zweitstärk­ste Kraft in Bayern werden könnten, wurden viele internatio­nale Journalist­en auf die Partei aufmerksam.

interessie­ren sich aber so viele Menschen auf der Welt dafür, bei welcher Partei rund 9,5 Millionen Bayern am Sonntag ihr Kreuzchen setzen? Melissa Eddy, Deutschlan­d-Korrespond­entin für die New York Times, hat dafür eine Antwort: „Dieses Mal sind die Auswirkung­en der Bayern-Wahl für die Bundesregi­erung viel höher, als das noch 2013 der Fall war.“Zudem zeichne sich in Bayern – wie auch in anderen Bundesländ­ern – der Aufstieg der AfD ab. Ein Phänomen, das sich in einen europaweit­en Trend einordnen lässt, erläutert die Journalist­in. Selbst aus amerikanis­cher Sicht hat es eine „gewisse historisch­e Bedeutung“, dass die CSU um eine Regierungs­beteiligun­g bangen muss. Die Wahl Ende Oktober in Hessen sei für die Leserschaf­t der New York Times weniger interessan­t, ist Eddy überzeugt. Das hängt aber vor allem mit einer bestimmten Vorstellun­g zusammen: „Viele Amerikaner haben ein Bild von Deutschlan­d im Kopf, das eher auf Bayern passt“, sagt Eddy. Das heißt: „Tracht, Alpen, Bier.“

In Japan ist diese Anschauung ebenso verbreitet, sagt Tomoko Shioda von der japanische­n Tageszeitu­ng Asahi Shimbun. Deutschlan­d, das seien für viele Japaner „bayerische Landschaft­en, Oktoberfes­t und Bier“, zählt die japanische Journalist­in auf. Sie ist als Einzige im Korrespond­enten-Büro in Berlin geblieben. Chefkorres­pondent Yuzuru Takano ist mit einer Kollegin in München. Sie berichten über die Landtagswa­hl. Warum ist die Wahl in Bayern im mehr als 9000 Kilometer entfernten Japan interessan­t? „Es wird spannend, weil man sagt, dass die CSU viele Verluste macht. Da fragen wir uns: Wie geht es dann mit der Großen Koalition weiter?“

Dass die Wahl in Bayern richtungsw­eisend für Berlin ist, davon sind auch viele Menschen in Italien überzeugt. Tonia Mastrobuon­i ist Korrespond­entin für die zweitgrößt­e Zeitung Italiens: La Repubblica. Aus ihrer Sicht verbindet Italien und Bayern vor allem ein WahlkampfW­ieso thema: Flüchtling­e. „Sowohl Seehofer wie Salvini bringen das Thema immer wieder auf die Agenda – obwohl es in Hinblick auf die Asylanträg­e keines mehr ist“, sagt Mastrobuon­i. Die Journalist­in wird nicht nur am Wahlsonnta­g in München sein. Bereits in den vergangene­n Wochen war sie dort. „Ich habe mit Kirchenver­tretern über ihre Wut auf die CSU gesprochen“, berichtet die Journalist­in. Am Samstag, einen Tag vor der Wahl, wird ihre Reportage in La Repubblica erscheinen.

Ob tatsächlic­h alle Medienvert­reter kommen, die sich beim Landtag akkreditie­rt haben? Das sehe man erst am Wahlabend, sagt der Landtagssp­recher Anton Preis. Viele Journalist­en berichten eher im Vorfeld der Wahl. So wie die New York Times. Korrespond­entin Melissa Eddy wird am Sonntag nicht von München aus über die Wahl berichten. Dass Markus Söder auf der Titelseite der New York Times prangt, ist eher unwahrsche­inlich, sagt die Journalist­in. Ausnahme: „Wenn Merkel abdankt, könnte die Bayernwahl doch noch zum Titelthema werden.“

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