Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Großbrand zerstört Kulturschä­tze

8000 Exponate des Deutschen Museums in Ingolstädt­er Depot betroffen

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt Die Lagerhalle E3 im Staudinger Gewerbepar­k hinter dem Ingolstädt­er Hauptbahnh­of sah bis Mittwochab­end aus, wie sich das für eine Lagerhalle gehört. Ein großer Nutzbau, drei Stockwerke, blickdicht­e Fenster. Wer vorbeifuhr, fragte sich eher nicht: Was da drinnen wohl liegt? Hallen wie diese wecken keine Neugierde. Es gibt sie und man vergisst sie, sobald man um die Ecke gebogen ist. Das ist seit dem Donnerstag­morgen mit E3 anders.

Denn in der Nacht zuvor hat es dort einen Großbrand gegeben. Verletzt wurde niemand, aber der Sachschade­n geht in die Millionen. Warum? Hinter dieser unscheinba­ren Fassade befindet sich ein Depot des Deutschen Museums in München. In E3 lagern auf 6665 Quadratmet­ern 8000 zum Teil sehr wertvolle Exponate. Darunter auch das Mikroskop des Chemie-Nobelpreis­trägers Manfred Eigen. Der Generaldir­ektor des Deutschen Museums, Wolfgang M. Heckl, sagte: „Das ist ein großer Verlust von wertvollem Kulturgut.“Und Andreas Gundelwein, im Museum zuständig für den Bereich Sammlung, fügte mit Blick auf das wertvolle Mikroskop hinzu: „So etwas ist unersetzli­ch.“Wie ein Museumsspr­echer auf Anfrage erläuterte, habe das Feuer Exponate quer durch alle Sammlungsg­ebiete des Museums beschädigt: Von der Luftfahrt, über den Landverkeh­r bis hin zu Textilund Medizintec­hnik, von der Nähmaschin­e bis zum Segelflugz­eug. Besonders groß seien die Schäden im Informatik­bereich. War das Museum am Vormittag noch von einem „Totalverlu­st“ausgegange­n, revidierte man am Nachmittag diese Einschätzu­ng. Mitarbeite­r hatten da das Depot in Augenschei­n genommen. Viele der betroffene­n Exponate seien aus Metall. Dennoch müsse auch bei diesen natürlich noch geprüft werden, wie sie die große Hitze und den Rauch überstande­n hätten. Eines sei aber jetzt schon sicher: Die Restaurier­ungsarbeit­en würden mühsam und teuer. Und ein neues Depot, so sagte der Sprecher weiter, brauche das Museum auch.

E3 ist einsturzge­fährdet, teilte die Polizei mit. Was die Suche nach Ursachen für den Brand schwierige­r macht. Gegen 22.30 Uhr hatte es am Mittwoch eine Verpuffung gegeben. Danach breitete sich das Feuer aus. Die Kripo ermittelt in alle Richtungen. Die Spezialist­en vom Landeskrim­inalamt unterstütz­en sie dabei. Die sogenannte­n „Nachlöscha­rbeiten“dauerten noch den ganzen Donnerstag über an.

Auch die angrenzend­en Gebäude sind von dem Feuer beschädigt. Das Museum hat neben E3 noch zwei weitere Depots auf 10000 Quadratmet­ern. Diese seien stark verrußt. Insgesamt heißt es seitens des Museums, dass der materielle Schaden noch nicht exakt abschätzba­r sei, mit Sicherheit aber im zweistelli­gen Millionenb­ereich liege. Und Andreas Gundelwein fügt hinzu: „Der ideelle Wert dieser Objekte ist ohnehin nicht zu beziffern.“

Von dem Feuer ist nicht nur das Deutsche Museum betroffen. Auch die Stadt Ingolstadt lagert dort in einer benachbart­en Lagerhalle Bilder und Objekte des Museums für Konkrete Kunst. Die erste Einschätzu­ng des Kulturrefe­renten lautete: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekom­men.“Ferner haben auch Firmen Hallen in dem Areal gemietet. Ein Niederlass­ungsleiter erzählte, dass er nicht mehr in sein Gebäude kann. Auch dieses muss erst der Statiker freigeben.

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Foto: kuepp Bei einem Großbrand in Ingolstadt wurde auch ein Depot des Deutschen Museums in München ein Raub der Flammen. Es entstand ein Millionens­chaden.

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