Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Prozessauftakt: Messerangriff auf Wildpinkler
Schüler wurde beinahe getötet
Oldenburg Viele Städte haben Ärger mit Wildpinklern. In Oldenburg eskalierte ein Streit allerdings so sehr, dass ein junger Pinkler wochenlang im Koma lag. „Sein Leben konnte nur durch mehrere Operationen gerettet werden“, sagte Staatsanwältin Gesa Weiß gestern vorm Landgericht. Dort muss sich ein 30-Jähriger wegen versuchten Totschlags verantworten. Er soll dem Schüler im März ein Messer in den Rücken gerammt haben. Am ersten Prozesstag schwieg er zu den Vorwürfen.
An jenem Abend Anfang März wollte der Jugendliche mit zwei Freunden in der Innenstadt feiern gehen. Fünf bis sechs Bier hatte jeder von ihnen getrunken, so der heute 18-Jährige vor Gericht. Weinend schilderte er, was damals geschah: Vor dem Lokal stand eine lange Schlange, und die Blasen der drei drückten. Also gingen sie zu einem Parkplatz in der Nähe, um dort an eine Hecke zu urinieren.
„Der Angeklagte nahm daran Anstoß“, sagte Staatsanwältin Weiß. Das habe er lautstark kundgetan, es sei zum Streit gekommen. Dann habe er den Jugendlichen angegriffen, der ihm am nächsten stand – ihm zielgerichtet und kraftvoll in den Rücken gestochen, sagte Weiß.
Drei Monate lag der Schüler im Krankenhaus, mehrere Wochen im Wachkoma. Der Messerstich und die Operationen haben große Narben am Oberkörper hinterlassen. Noch mehr leide er aber unter den psychischen Folgen, sagte er. Abends traue er sich nicht mehr allein nach draußen. Der Angeklagte folgte dem interessiert, aber ungerührt. Ob er etwas zur Sache sagen wolle, fragte ihn der Richter. „Heute nicht“, meinte der 30-Jährige. Der Prozess wird fortgesetzt.