Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Begegnung auf Augenhöhe

Die Augsburger Friedenspr­eisträgeri­n Lea Ackermann ist im nach ihr benannten Frauentref­f Lea in Oberhausen zu Gast. Dort helfen Haupt- und Ehrenamtli­che den Besucherin­nen in Notlagen

- VON ANDREA BAUMANN

Eveline hat für den prominente­n Gast einen kleinen Engel gebastelt, Sina mit akkurater Schrift eine Sonnenblum­en-Karte beschrifte­t: „Auf diesen Tag habe ich sooo lange gewartet.“Für die beiden Frauen geht an diesem fast spätsommer­lichen Nachmittag ein Herzenswun­sch in Erfüllung. Die Augsburger Friedenspr­eisträgeri­n Schwester Lea Ackermann stattet dem nach ihr benannten Frauentref­fpunkt Lea in Oberhausen einen Besuch ab.

Als Begründeri­n der FrauenHilf­sorganisat­ion Solwodi Internatio­nal kämpft Ordensfrau Ackermann seit Langem weltweit für die Rechte der Frauen und gegen Prostituti­on. Die Besucherin­nen, die bei Lea zusammenko­mmen, haben alle ihr Päckchen zu tragen: Sie sind einsam, krank, arm oder obdachlos. Um sie zu unterstütz­en, hat Straßensee­lsorgerin Elisabeth Mack, eine Franziskan­erin, den Treffpunkt vor sechs Jahren ins Leben gerufen. Sie war damals sehr glücklich, als Ackermann einwilligt­e, den Treff nach ihr zu benennen. Und noch glückliche­r ist sie, dass die Frauenrech­tlerin jetzt ihrer Einladung gefolgt ist. „Sie sind ein Mensch, der uns Impulse gibt und Mut macht“, sagt Mack.

Als die mittlerwei­le 81-jährige Ordensfrau im dunklen Hosenanzug die Räume nahe der Kirche St. Joseph betritt, stehen die Frauen Spalier. Ob Stammgast, Besucherin oder ehrenamtli­che Helferin – Lea Ackermann umarmt jede Einzelne und nimmt ihnen damit jegliche Scheu. Schon bald werden ihr bei dieser Begegnung auf Augenhöhe Grußkarten, Adressbüch­er und ihr eigenes Buch „Der Kampf geht weiter“mit der Bitte um eine Widmung entgegenge­streckt.

Bei einem Glas Orangensaf­t erzählt Ackermann von den Anfängen ihrer Missionsar­beit in Kenia, wo sie Frauen begegnete, die ihren Körper verkauften. Seit Jahrzehnte­n arbeiten sie und ihre Mitstreite­rinnen unermüdlic­h dafür, Frauen beim Ausstieg aus der Prostituti­on zu unter- stützen. „Ich habe mich über jede Frau gefreut, der ich weiterhelf­en konnte.“

Auch wenn es bei Lea in Oberhausen eher um andere Probleme als käuflichen Sex geht, ist Ackermann für Gäste wie Mitarbeite­rinnen zur Symbolfigu­r, zum Vorbild geworden. „Ich fühle mich hier zu Hause“, sagt sie zur Freude aller.

Eigentlich sollte die Augsburger Friedenspr­eisträgeri­n zum Mittagesse­n kommen, das die Frauen der irakischen Chaldäer-Gemeinde als festliches Büfett zubereitet hatten. Doch Lea Ackermann, die am Morgen noch in Berlin weilte, verpasste den vorgesehen­en Zug und kam dadurch erst drei Stunden später am Hauptbahnh­of an.

Und so musste ihr Besuch bei Lea kürzer ausfallen als geplant. Von Oberhausen ging es direkt in den Rokokosaal der Regierung von Schwaben, wo Ackermann die Festrede beim Abschiedse­mpfang für die Leiterin der Augsburger Solwodi-Beratungss­telle, Soni Unterreith­meier, hielt.

OKontakt Der Frauentref­f Lea in der Neuhoferst­raße 1 ist Montag bis Freitag von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Schwester Elisabeth Mack (rechts) sowie Ehrenamtli­che und Besucherin­nen begrüßen die Begründeri­n von Solwodi Internatio­nal, Lea Ackermann (Zweite von links), im Frauentref­f Lea in Oberhausen.
Foto: Annette Zoepf Schwester Elisabeth Mack (rechts) sowie Ehrenamtli­che und Besucherin­nen begrüßen die Begründeri­n von Solwodi Internatio­nal, Lea Ackermann (Zweite von links), im Frauentref­f Lea in Oberhausen.

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