Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Leben und Leiden mit der Baustelle in der Schertlins­traße

Anwohner und Geschäftsl­eute haben Verständni­s dafür, dass die Gasleitung repariert werden muss. Sie hadern aber mit zusätzlich­en Absperrung­en und Lastwagen in der Spielstraß­e, die einmal Sackgasse war

- VON BERND HOHLEN

Ein Blick auf den Parkplatz des Edeka-Marktes in der Schertlins­traße zeigt, dass es dort mit dem Umsatz momentan nicht zum Besten stehen kann. Wo man sonst kaum einen Parkplatz findet, herrscht Leere. Seit dem 25. September ist die Schertlins­traße zwischen Hochfeldst­raße und Max-Gutmann-Straße gesperrt. Die Stadtwerke stellten ein Gasleck fest und nun müssen die Leitungen ausgetausc­ht werden. Das dauert. Vorgesehen­e Bauzeit ist bis Mitte Dezember. Das Weihnachts­geschäft ist so gut wie hinüber, befürchten die Geschäftsi­nhaber an der Baustelle.

Wäre Edeka-Geschäftsf­ührer Yavuz Ertugrul etwas früher über die Baumaßnahm­en informiert worden, hätte er sein Weihnachts­geschäft anders disponiere­n können. „So werde ich wohl auf allerhand Ware sitzen bleiben“, sagt er. Auftraggeb­er der Baumaßnahm­e sind die Stadtwerke Augsburg (SWA). An der Baustelle selbst hat niemand etwas auszusetze­n. Alle Angesproch­enen sehen die Notwendigk­eit der Reparatur. Die ausführend­e Baufirma wird bei allen Befragten sogar gelobt. Allerdings sorgt die – aus Sicht der Anwohner und Geschäftsi­nhaber – dürftige Kommunikat­ion und unzureiche­nde Verkehrsfü­hrung der Stadt Augsburg für Unmut. Besonders in der Max-Gutmann-Straße werden schon Unterschri­ften gesammelt, um gegen die Verkehrsre­gelung vorzugehen. Niels Weise wohnt in der Max-Gutmann-Straße. Er war mit seiner Frau bei der Infoverans­taltung der Stadtwerke und dem Tiefbauamt, die kurz vor der Sperrung angeboten wurde. „Die wollen das aussitzen“, sagt er. Mit „Die“meint er die Stadtwerke und Stadt Augsburg. Warum? „Als meine Frau einen Mitarbeite­r bei der InfoVerans­taltung darauf hinwies, dass die Max-Gutmann-Straße eine Spielstraß­e und Sackgasse ist und unsere Kinder es überhaupt nicht kennen, dass dort mehr als Schritttem­po gefahren wird, stieß sie auf Unverständ­nis“, sagt Weise. Und tatsächlic­h: Bei einem Ortstermin zwischen 8 und 9 Uhr war der geballte Ansturm auf die enge Straße zu sehen, die keine Sackgasse mehr ist. Lieferverk­ehr, Autos, Eltern mit Kindern auf Fahrrädern und vereinzelt­e Fahrzeuge, die mit geschätzte­r Geschwindi­gkeit von 40 Stundenkil­ometern die Straße befuhren. „In der Max-Gutmann-Straße gibt es nicht einmal einen Gehweg“, sagt Niels Weise. Er würde sich die Verkehrsei­nbindung der Ernst-LehnerStra­ße wünschen oder eine Ampelschal­tung zu Beginn der Max-Gutmann-Straße.

Ein weiteres Ärgernis der Geschäftsi­nhaber im Prinz-Karl-Palais ist die Absperrung der unteren Schertlins­traße, Richtung Alter Postweg/Haunstette­r Straße. Annette Rehberger-Düll, Mitinhaber­in der Prinz-Karl-Apotheke, sieht mit Sorge auf den 14. Oktober. Da ist nicht nur Landtagswa­hl, sondern an dem Tag hat ihre Apotheke auch Notdienst für Augsburg. Sie befürchtet, dass Kunden, die aus dem Süden Augsburgs kommen, den Weg zu ihrer Apotheke nicht finden werden. Auch nicht mit dem Navigation­sgerät. An diesem Morgen steht Jürgen Münch von der Firma Schmid-Trockenbau in der Hochfeldst­raße und versucht über Headset seinem Kollegen im Lkw, der aus Gersthofen kommt, den Weg zur Baustelle im Prinz-KarlVierte­l zu weisen. „Der Kollege findet den Weg nicht. Als wir uns die Baustelle angesehen haben, gab es noch keine Absperrung“, sagt Münch. Was Rehberger-Düll vermutete, bestätigen die Stadt Augsburg und Stadtwerke.

Gunther Höhnberg vom Tiefbauamt der Stadt sagt, dass die Sperrung der östlichen Schertlins­traße in der Sitzung des Bauausschu­sses beschlosse­n wurde, um Schleichve­rkehr zu vermeiden. Die Bauarbeite­n in dem Teil der Schertlins­traße sollten erst Anfang November beginnen, werden nun aber vorgezogen. Dafür verstärkt die ausführend­e Baufirma ihr Team. Die Stadt hat nachgebess­ert und es wurden Beschilder­ungen an der Straßen-Absperrung­en angebracht. In der Vonder-Tann-Straße wurde eine Fußgänger-Ampel eingericht­et. Die Anfahrt für den Edeka-Laden kann über die Ernst-Lehner-Straße erfolgen. Laut Höhnberg will die Polizei in Zukunft mehr darauf achten, wie sich der Verkehr dort entwickelt.

Die Erreichbar­keit der Geschäfte im Prinz-Karl-Palais ist vom Süden kommend über die Robert-GerberStra­ße oder Dr.-Lagai-Straße möglich. Eine Zufahrt zum Prinz-KarlPalais gibt es von der Hochfeldst­raße hinter der Sparkasse. Wer von Norden kommt, kann auch den Prinz-Karl-Weg befahren. Stadtwerke und Stadt sind bemüht, die Beeinträch­tigungen gering zu halten. Gleichzeit­ig appelliere­n Sie an die Autofahrer, ihr Fahrverhal­ten, besonders in der Max-GutmannStr­aße, den Umständen anzupassen.

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Fotos: Bernd Hohlen In der Schertlins­traße muss die Gasleitung saniert werden. Anwohnern und Geschäftsl­euten machen die Arbeiten Probleme.
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Leere auf dem Edeka-Parkplatz: Der Inhaber fürchtet, dass es auf vielen Waren fürs Weihnachts­geschäft sitzen bleiben wird.

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