Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wird die alte B 17 künftig zweispurig?
Die vierspurige Königsbrunner Straße verläuft seit Jahrzehnten als trennende Schneise durch Haunstetten. Mit der Entwicklung von Haunstetten Südwest könnte sich das ändern
Die Königsbrunner Straße in Haunstetten könnte künftig von vier auf zwei Spuren reduziert werden. Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagt, die alte B 17 sei in Haunstetten seit Jahrzehnten ein „trennendes Element“, das den Stadtteil zerschneidet. Im Zuge der Stadtteilentwicklung und der Planung des neuen Stadtteils Haunstetten Südwest sei es möglicherweise an der Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, die Hauptverkehrsstraße zur „Grünachse mit unterschiedlichen Funktionen und für unterschiedliche Verkehrsmittel“umzugestalten.
Hintergrund für die Überlegungen sind die Planungen für das neue Viertel Haunstetten Südwest, das auf Feldern zwischen BestandsHaunstetten und der neuen B17 entstehen soll. In den vergangenen Tagen befassten sich auf Einladung der Stadt mehrere auch international tätige Stadt-, Grün- und Verkehrsplaner mit dem Zukunftsprojekt, das nach seiner Fertigstellung bis 2050 eine Heimat für rund 10 000 Einwohner werden soll.
Verkehrsberater Burkhard Horn, früher oberster Verkehrsplaner in Berlin, sagt, wenn man die Straße umgestalten wolle, sei jetzt der richtige Zeitpunkt. Momentan sei die Straße je nach Tageszeit völlig überdimensioniert. „Wenn man sie so lässt, wie sie ist, wird der Verkehr, den das neue Viertel erzeugt, seinen Weg dorthin finden“, sagt Horn. Mehr Grün und Querungsmöglichkeiten seien ein Anfang. Auch die testweise Wegnahme von einer Spur je Fahrtrichtung sei möglich. Langfristig sei es sinnvoll, über die Verlängerung der Linie 2 Richtung Süden nachdenken.
Dieses Projekt ist schon seit Jahrzehnten im Gespräch, das Areal für eine Wendeschleife ist auf Höhe des Geschäftszentrums an der Brahmsstraße (südlich Offenbach-Karree) freigehalten. Auch beim anstehenden Abriss und der Neubebauung des Areals mit Wohnungen ist der Platz für eine Wendeschleife vorge- sehen. Die Voraussetzung für eine Tram wäre aber wohl, dass Königsbrunner/Landsberger Straße auf einer Länge von etwa 2,7 Kilometern zwischen der momentanen Endhaltestelle an der evangelischen Christuskirche und der Brahmsstraße verschmälert werden.
Inwieweit das verkehrlich klappen würde, müsste noch untersucht werden. In Königsbrunn wurde die Straße bereits auf einem Abschnitt verschmälert, um so etwas wie ein Ortszentrum zu schaffen. Allerdings gibt es dort weniger Verkehr. Problem: Die neue B 17, die vor 30 Jahren als Ersatz für die innerstädtische Bundesstraße gebaut wurde und eine Ausweichstrecke wäre, ist inzwischen morgens überlastet. Merkle hat in der Vergangenheit schon deutlich gemacht, dass der Bau einer Osttangente mehr Freiraum auch für den Rückbau innerstädtischer Straßen in Augsburg geben könnte.
Auch ansonsten haben die Planer diverse Vorschläge für das künftige Wohngebiet. Statt Parkplätzen vor jedem Haus soll es Quartiersgaragen geben, um Platz für Fußgänger zu haben. Denkbar sei auch, den Stellplatzschlüssel zu senken und dafür Alternativen zum Auto – von der verlängerten Linie 3 bis hin zu Carund Bikesharing-Angeboten – zu formulieren. Eine weitere Idee ist, das neue Viertel, das zu einem Drittel aus Grünfläche bestehen soll, von der Landschaftsgestaltung ausgehend zu planen. Möglicherweise biete es sich an, Fördergelder über die Ausrichtung einer Landesgartenschau auf dem Areal zu holen, so die Experten. Nach dem Bau der Parkanlage wäre das Areal für ein Jahr mit der Gartenschau besetzt, bevor dann der Weiterbau des Viertels läuft. Und wenn die JohannStrauß-Schule, die wie berichtet wegen Brandschutzmängeln abgerissen werden muss, neu gebaut wird, soll das Gebäude nicht nur Schülern offenstehen, sondern als „Bildungsund Begegnungscampus“fürs bestehende und das „neue“Haunstetten fungieren, eingebettet in ein Quartier, das als „Eingangstor“von Haunstetten ins neue Viertel dient.
Im kommenden Jahr plant die Stadt, einen Ideenwettbewerb für das 180 Hektar große Viertel auszuschreiben. Dann sollen Planungsbüros die Visionen von Experten und die Wünsche der Bürger, die bisher in Workshops ihre Meinung sagten, konkretisieren und Entwurfsideen liefern. Am 14. November ist eine Bürgerinformationsveranstaltung geplant, am 24. November können Bürger in einer Planungswerkstatt mitreden.
Bis zum Baustart ist es allerdings noch ein weiter Weg. Die ersten Bagger werden wohl im Jahr 2025 rollen.