Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das kosten Nahverkehr­s-Tickets ab 2019

Die anstehende Preiserhöh­ung im AVV ist die höchste seit dem Jahr 2012. Manche Fahrkarten­preise bleiben gleich, andere werden um zehn Prozent erhöht. Lohnt sich die Fahrt mit Bus und Straßenbah­n noch?

- VON STEFAN KROG

Nach dem Ärger um die Tarifrefor­m vor einem Jahr rücken die Preise im Nahverkehr nun wieder in die Diskussion. Wie berichtet will der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbu­nd (AVV) die Preise zum Jahreswech­sel um 3,9 Prozent anheben. Wir klären wichtigste Fragen. ● Was kosten Tickets konkret?

● Kurzstreck­e: 1,50 Euro (aktuell noch 1,45 Euro) für Erwachsene; bei Kindern bleibt es bei 90 Cent

● Streifenka­rte: 11,30 (10,80)

● E-Streifenka­rte (per Smartphone): 10,80 (10,30)

● Tagesticke­t Innenraum: 6,80 (6,40); Tagesticke­t Gesamt: 13,80 (13 Euro); Zuschlag pro weiterem Erwachsene­n: 2,20 (2,00)

● Mobil-Abo 1 Zone: 37 (35); Mobil-Abo Innenraum: 52,50 (50,00).

Die Papier-Streifenka­rten sind seit der Tarifrefor­m immer bis zum März des Nachfolgej­ahres gültig. Wer noch etwas sparen will, kann sich zum Jahresende mit Streifenka­rten für 10,80 Euro eindecken und sie bis 31. März 2019 abfahren. Ein Umtausch über diesen Zeitpunkt hinaus ist nicht möglich.

● Was heißen die 3,9 Prozent? Bei den 3,9 Prozent Fahrpreiss­teigerunge­n handelt es sich nur um einen Durchschni­tt. Je nach Ticket fallen die Erhöhungen sehr unterschie­dlich aus – zwischen null und zehn Prozent. Einige Tickets sind von der Erhöhung ausgenomme­n, etwa das Einzeltick­et für Kinder oder die 9-Uhr-Mobil-Abos. Beim 9-UhrAbo ist das Ziel, seine Attraktivi­tät hochzuhalt­en – und es wohl auch als Einstiegsa­ngebot für Fahrgäste, denen es mit Einzelfahr­schein zu teuer wird, weiter gut zu platzieren. Die Streifenka­rte wird um 4,6 Prozent teurer. Auch bei den regulären Abos ohne Sperrzeit gibt es je nach Preisstufe Verteuerun­gen zwischen 4 und 5,6 Prozent – dabei sollte dieses Segment durch die Tarifrefor­m attraktive­r werden. Unterdurch­schnittlic­h fällt die Preiserhöh­ung bei der Kurzstreck­e um fünf Cent auf 1,50 Euro aus (3,4 Prozent). Spitzenrei­ter mit zehn Prozent ist der Zuschlag, der für einen Erwachsene­n zu zahlen ist, den man zusätzlich mit dem Tagesticke­t mitnehmen will. Hier sind es 2,20 statt bisher 2 Euro. ● Wie hat der AVV in der Vergangenh­eit Preise erhöht? Die Preiserhöh­ung ist die massivste seit dem 2012. In den Jahren 2010 und 2012 gab es auch Erhöhungen mit mehr als 4 Prozent (siehe Grafik). Nicht abgebildet in der Grafik sind „versteckte“Änderungen im Zuge der Tarifrefor­m, die teils auch mit Änderungen im Geltungsbe­reich von Tickets verbunden waren: Einzelfahr­scheine in den oberen Preisstufe­n im Umland wurden teurer, dafür erweiterte sich teils der Geltungsbe­reich. In der Stadt gab es mit Einführung der Kurzstreck­e teils massive Kürzungen im Preis-LeistungsV­erhältnis. Deutlich billiger geworden ist das 9-Uhr-Abo. Rechnet man die Preiserhöh­ungen der Vergangenh­eit zusammen, summieren sich die Steigerung­en zwischen 2010 und 2019 auf etwa 25 Prozent.

● Wie sieht es andernorts aus? Ein bundesweit­er Vergleich ist nicht möglich: Der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen erhebt erst seit zwei Jahren systematis­ch Preisentwi­cklungen bei den Mitgliedsu­nternehmen – für einen aussagekrä­ftigen Vergleich ist das zu wenig, weil der AVV in der Vergangenh­eit immer wieder einmal mit Erhöhungen pausiert hat, diese Preissprün­ge aber nachholte. Wirft man einen Blick auf die Zahlen anderer Verbünde, fallen die Erhöhungen nicht so hoch aus. Von 2015 bis 2019 kommt man in Augsburg auf neun Prozent, in Stuttgart ebenfalls auf etwa neun Prozent, in München auf elf Prozent (dort gibt es aufgrund der anstehende­n Tarifrefor­m eine Nullrunde zum Jahreswech­sel) und in Nürnberg auf 14 Prozent. Ein Vergleich, wie die Augsburger Preise beim Vergleich mit anderen Städten abschneide­n, ist schwierig, zumal sich Angebote und Tickets unterschei­den. In einer Untersuchu­ng des Beratungsu­nternehmen­s Civity unter 50 Städten aus 2017 lag Augsburg im Mittelfeld (verglichen wurden Einzelfahr­scheine fürs Stadtgebie­t in Relation zum Angebot).

● Wäre es möglich gewesen, die Preiserhöh­ung auszusetze­n? Der AVV-Geschäftsf­ührer Olaf von Hoerschelm­ann sagt, nein. Seitens der Gesellscha­fter des AVV (Stadt Augsburg und Landkreise) sei das nicht gewollt. Man habe sich verständig­t, Preise nach einem objekti-

So entwickeln sich die Preise anderswo

ven Indexverfa­hren (Tarifabsch­lüsse fürs Personal, Entwicklun­g der Energiekos­ten) jährlich zu ändern. Setze man die Preissteig­erung aus, müsse man sie später nachholen.

● Lohnt sich die Fahrt mit dem Nahverkehr in die Innenstadt noch? Das kommt darauf an, wo man parkt, wie lange man bleibt und wo man herkommt. Parkhäuser in der KernInnens­tadt kosten tagsüber pro Stunde etwa zwei Euro. Für eine Autofahrt mit etwa sieben Kilometern Länge (z.B. von Haunstette­n zum Königsplat­z) zahlt man hin und zurück rund 1,75 Euro Spritkoste­n (Benzin, acht Liter Verbrauch auf 100 km im Stadtverke­hr). Macht für einen vierstündi­gen Aufenthalt knapp zehn Euro. Das Tagesticke­t Innenraum kostet künftig 6,80 Euro, für zwei Erwachsene neun Euro. Parkt man günstiger z.B. in der City-Galerie, kommt das Auto billiger weg. Allerdings ändert sich die Rechnung wieder zugunsten des Nahverkehr­s, sobald man allein reist oder von der Grenze des Innenraums (z. B. aus Gersthofen) kommt. ● Gibt es politische Reaktionen? Bisher nur von den kleinen Parteien. Frederik Hintermayr, Vorsitzend­er der Linken, bezeichnet die Erhöhung als „schlechten Witz“. Der Nahverkehr werde nicht attraktive­r, sondern zunehmend unbezahlba­rer. ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger sagt, dass die Preiserhöh­ung alle Pläne konterkari­ere, die Stickoxidb­elastung in der Innenstadt zu senken.

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Foto: Silvio Wyszengrad Ab 1. Januar werden die Nahverkehr­stickets in der Region teurer. Die Erhöhung fällt jedoch je nach Ticket unterschie­dlich hoch aus.
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