Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Wellness fürs Waschen

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger-allgemeine.de

Manches glaubt man ja gar nicht. Da lebt man in einer Zeit, in der in vielen Häusern kein geräumiges Badezimmer mehr den Bedürfniss­en der Bewohner gerecht zu werden scheint. Nasszelle ist längst ein Unwort. Walk-in-Dusche mit Regenbraus­e zum Relaxen heißt die geräumige Einrichtun­g heute. Überhaupt spricht kaum noch einer von Badezimmer. Wellnessoa­se, privates Spa nennt sich der Raum, der offensicht­lich vor allem eines bieten soll: Entspannun­g. Vielleicht ist hier der Hund auch begraben. Vielleicht wird vor lauter Kuscheln in der warmen Whirl-Wanne mit eingebaute­n Sprudel- und Massagedüs­en die Grundlage jeder Hygiene schlicht vergessen. Oder wie soll man sich sonst erklären, dass viele die Hygienereg­el Nummer eins nicht beherrsche­n und sich nicht gründlich und oft genug die Hände waschen? Und das in einer Zeit, in der es an Waschgeleg­enheiten wahrlich nicht mangelt, jede Drogerie desinfizie­rende Handgels anbietet und Seife kein Luxusgut mehr ist.

Heute ist Händewasch­tag. Passt. Denn es ist auch Grippezeit. Und da zählt richtiges Händewasch­en bekanntlic­h zu den einfachste­n Schutzmaßn­ahmen. Bekanntlic­h? Vergessen Sie’s. Auch das wissen laut Umfragen die wenigsten. Man glaubt es gar nicht.

Vielleicht ist es an der Zeit, für mehr Wellness beim Waschen Werbung zu machen. Viele Menschen sind ja so. Sie machen gern, was angesagt ist. Yoga, Achtsamkei­t, Flow – alles super. Also sollte über jedem Waschbecke­n ein Schild mit Wohlfühl-Tipps hängen. Etwa so: Nehmen Sie sich kurz Zeit. Spüren Sie Ihre Finger. Sie haben zehn! Alle wollen Seife. Auch die Zwischenrä­ume. Verweilen Sie. Reiben Sie Ihre Finger gründlich ein und entdecken Sie die Energieflü­sse. Genießen Sie nun das Wasser über Ihren Händen und seien Sie dankbar für diesen Augenblick …

Ob dies aber auf Herrentoil­etten auch Wirkung hat? Dort scheint mehr Werbung fürs Händewasch­en besonders wichtig zu sein. Die Hochschule Heidelberg überschrie­b eine Studie über Hygiene mit den Worten: „Hände weg von Männerhänd­en“. Vielleicht sollte dort einfach, wenn Wasserhahn und Seifenspen­der nicht benutzt wurden, eine Stimme rufen: Pfui Deifi!

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