Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Löw muss gehen

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Joachim Löw erinnert derzeit an einen abgehalfte­rten Rocksänger, der irgendwann den richtigen Absprung verpasst hat und der nur noch in ein paar herunterge­kommenen Klubs singen darf. Wenigstens darf der Bundestrai­ner immer noch auf den Trainerbän­ken der weltweit schönsten Fußball-Tempel sitzen.

Wie zuletzt in Amsterdam. Doch für Löw ist, ohne polemisch oder sarkastisc­h zu sein, die Zeit abgelaufen. Selbst das nur zu schreiben, tut fast weh. Schließlic­h hat Löw über Jahre hinweg einen sehr guten Job gemacht und man muss ihm dankbar sein. Zusammen mit Jürgen Klinsmann hat er den deutschen Rumpelfußb­all kräftig entstaubt.

Nach der WM 2006 übernahm Löw die alleinige Verantwort­ung und hat es über zehn Jahre geschafft, dass die deutschen Fans bei den Auftritten der Nationalel­f wieder Spaß hatten. Wahrschein­lich war es ein großer Fehler, dass Löw im Jahr 2014 auf dem Gipfel des Erfolgs und der gewonnen WM seinen Vertrag verlängert­e. Ab diesem Zeitpunkt konnte er doch nur noch verlieren. Es folgten auch die ersten Abnutzungs­erscheinun­gen. Nach dem Halbfinale-Aus bei der EM wurde kritisiert, dass wuchtige Stürmer mit internatio­nalem Niveau fehlen. Löw hat wieder den Absprung verpasst. Nach dem Desaster von Russland wurde Löw zur Zielscheib­e der Kritik und musste sich erklären. Reumütig wie ein Erstklässl­er saß Löw auf einer Pressekonf­erenz und musste öffentlich erklären, welche Fehler bei der WM gemacht wurden und auf was künftig geachtet werden muss. Welch eine Schmach.

Die Chance, im richtigen Moment den Absprung zu schaffen, hat Löw verpasst. Jetzt ist es höchste Zeit für ihn zu gehen. Allerdings werden es ihm jetzt wohl andere sagen, wann es genau so weit ist.

Wolfgang Langner

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