Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Trautner hat trotz hoher Verluste die Nase vorn
CSU-Politikerin verteidigt ihr Mandat erwartungsgemäß. Völlig unklar ist dagegen, wie es mit den SPD-Abgeordneten nach dem Debakel für die Genossen weitergeht. Unterdessen freut sich ein Grüner
Landkreis Augsburg Die drei Direktmandate im Bayerischen Landtag für den Landkreis bleiben in der Hand der CSU. Allerdings musste die Regierungspartei auch im Augsburger Land gestern deutliche Verluste hinnehmen. Völlig offen ist, für welchen der drei SPD-Abgeordneten Simone Strohmayr, Harald Güller und Herbert Woerlein es noch reichen könnte. Feststehen wird das erst im Laufe des heutigen Montags, wenn die Zweitstimmen in ganz Schwaben ausgewertet sind. Dagegen haben Johann Häusler (Freie Wähler) und Max Deisenhofer gute Aussichten, in den Landtag einzuziehen. Zittern muss noch Fabian Mehring (Freie Wähler).
Die Wahlergebnisse in den drei Stimmkreisen:
● Augsburg-Stadt West Dort hat erneut der CSU-Mann Johannes Hintersberger die Nase vorne. Er kam in den westlichen Augsburger Stadtteilen sowie in Neusäß und Gersthofen auf mehr als 33 Prozent der Erststimmen (2013 42,1). Auf Platz zwei landete der Grüne Cemal Bozoglu, während Güller auf Platz vier abrutschte. Einen ausführlichen Bericht über das Ergebnis dort finden Sie im Augsburger Lokalteil.
● Augsburg-Land/Dillingen Wahlsieger Georg Winter kam auf 40,4 Prozent, 2013 waren es 43,15 Prozent der Erststimmen gewesen. Auf Platz zwei landete Johann Häusler von den Freien Wählern. Sein Ergebnis in dem Stimmkreis, der mit Ausnahme von Gersthofen und Adelsried alle Landkreiskommunen nördlich der Autobahn umfasst: 18 Prozent. Der AfD-Bewerber Rafael Hauptmann, dessen Privatwohnung in Meitingen die Polizei noch am Freitag wegen des Vorwurfs der Sachbeschädigung hatte durchsuchen lassen, lag mit 13,1 Prozent auf Platz drei in der Wählergunst.
● Augsburg-Land Süd Dieser Stimmkreis, der den größten Teil des Augsburger Landes umfasst, ging erneut an die CSU. Die Stadtbergerin Carolina Trautner bekam die meisten Stimmen, musste aber deutliche Verluste hinnehmen und sackte von über 50 auf weniger als 40 Prozent der Erststimmen. Regelrecht abgestürzt ist der SPD-Abgeordnete Herbert Woerlein, der vor fünf Jahren noch mehr als 18 Prozent der Stimmen errungen hatte. Die AfD kam aus dem Stand auf über elf Prozent, die Freien Wähler legten deutlich zu. Gewinner aber war Grünen-Kandidat Max Deisenhofer, der sich mit fast 17 Prozent große Hoffnungen auf den Einzug in den Landtag machen darf.
Deisenhofer hatte seinen Gipfelsturm schon am Sonntagvormittag vorweggenommen, als er auf den 1867 Meter hohen Iseler bei Bad Hindelang im Allgäu gestiegen war. Um 20 vor sieben schlenderte der Lehrer aus Augsburg dann ganz locker in Leinen-Turnschuhen und Polo-Shirt in die „Wahlzentrale“im Landratsamt, wo seine Parteifreunde bereits bester Stimmung waren. Ursula Jung, Spitzengrüne aus Königsbrunn, zog angesichts des Ergebnisses ein wenig ungläubig die Schultern hoch und sagt: „Gehofft habe ich so etwas schon, aber gedacht ...“, Deisenhofer selbst sagte, er sei sich in den vergangenen Tagen des Erfolgs immer sicherer geworden Er habe vom landesweiten Trend profitiert, aber die Grünen im Augsburger Land hätten sich auch unheimlich ins Zeug gelegt. „Ich bin schon stolz auf unseren Wahlkampf.“
Als Deisenhofer schon unterwegs zur Wahlparty war, trat Carolina Trautner vor die Medien. Die Staatssekretärin („Ich habe heute schon schlecht geschlafen“) betonte zunächst, dass sie froh sei, ihr Mandat gehalten zu haben, und verwies darauf, dass das Ergebnis der CSU im Stimmkreis Augsburg-Land-Süd besser sei als im Landesdurchschnitt. Aber: „Den allgemeinen Trend kann man nicht umkehren.“
Als Staatssekretärin war die CSUPolitikerin in den vergangenen Wochen landesweit im Einsatz, einen Nachteil für ihren Wahlkampf vor Ort wollte sie darin gestern aber nicht erkennen. „Ich weiß nicht, ob es was ausgemacht hätte, wenn ich jetzt zehn Termine mehr im Stimmkreis wahrgenommen hätte.“Inwieweit sich die Wahlniederlage auf ihre persönliche Zukunft als Staatssekretärin auswirken wird, ließ Trautner offen. Das müssten die Koalitionsverhandlungen zeigen. Sie würde aber gerne Staatssekretärin im Kultusministerium bleiben, so die CSU-Kreisvorsitzende, die noch am Abend nach München fuhr. Landrat Martin Sailer (CSU), der am frühen Abend zusammen mit Trautner verfolgt hatte, wie die Ergebnisse hereinkamen, kommentierte den Ausgang mit zwei Worten: „Ein Desaster.“