Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trautner hat trotz hoher Verluste die Nase vorn

CSU-Politikeri­n verteidigt ihr Mandat erwartungs­gemäß. Völlig unklar ist dagegen, wie es mit den SPD-Abgeordnet­en nach dem Debakel für die Genossen weitergeht. Unterdesse­n freut sich ein Grüner

- VON JANA TALLEVI, MARIA HEINRICH UND CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Die drei Direktmand­ate im Bayerische­n Landtag für den Landkreis bleiben in der Hand der CSU. Allerdings musste die Regierungs­partei auch im Augsburger Land gestern deutliche Verluste hinnehmen. Völlig offen ist, für welchen der drei SPD-Abgeordnet­en Simone Strohmayr, Harald Güller und Herbert Woerlein es noch reichen könnte. Feststehen wird das erst im Laufe des heutigen Montags, wenn die Zweitstimm­en in ganz Schwaben ausgewerte­t sind. Dagegen haben Johann Häusler (Freie Wähler) und Max Deisenhofe­r gute Aussichten, in den Landtag einzuziehe­n. Zittern muss noch Fabian Mehring (Freie Wähler).

Die Wahlergebn­isse in den drei Stimmkreis­en:

● Augsburg-Stadt West Dort hat erneut der CSU-Mann Johannes Hintersber­ger die Nase vorne. Er kam in den westlichen Augsburger Stadtteile­n sowie in Neusäß und Gersthofen auf mehr als 33 Prozent der Erststimme­n (2013 42,1). Auf Platz zwei landete der Grüne Cemal Bozoglu, während Güller auf Platz vier abrutschte. Einen ausführlic­hen Bericht über das Ergebnis dort finden Sie im Augsburger Lokalteil.

● Augsburg-Land/Dillingen Wahlsieger Georg Winter kam auf 40,4 Prozent, 2013 waren es 43,15 Prozent der Erststimme­n gewesen. Auf Platz zwei landete Johann Häusler von den Freien Wählern. Sein Ergebnis in dem Stimmkreis, der mit Ausnahme von Gersthofen und Adelsried alle Landkreisk­ommunen nördlich der Autobahn umfasst: 18 Prozent. Der AfD-Bewerber Rafael Hauptmann, dessen Privatwohn­ung in Meitingen die Polizei noch am Freitag wegen des Vorwurfs der Sachbeschä­digung hatte durchsuche­n lassen, lag mit 13,1 Prozent auf Platz drei in der Wählerguns­t.

● Augsburg-Land Süd Dieser Stimmkreis, der den größten Teil des Augsburger Landes umfasst, ging erneut an die CSU. Die Stadtberge­rin Carolina Trautner bekam die meisten Stimmen, musste aber deutliche Verluste hinnehmen und sackte von über 50 auf weniger als 40 Prozent der Erststimme­n. Regelrecht abgestürzt ist der SPD-Abgeordnet­e Herbert Woerlein, der vor fünf Jahren noch mehr als 18 Prozent der Stimmen errungen hatte. Die AfD kam aus dem Stand auf über elf Prozent, die Freien Wähler legten deutlich zu. Gewinner aber war Grünen-Kandidat Max Deisenhofe­r, der sich mit fast 17 Prozent große Hoffnungen auf den Einzug in den Landtag machen darf.

Deisenhofe­r hatte seinen Gipfelstur­m schon am Sonntagvor­mittag vorweggeno­mmen, als er auf den 1867 Meter hohen Iseler bei Bad Hindelang im Allgäu gestiegen war. Um 20 vor sieben schlendert­e der Lehrer aus Augsburg dann ganz locker in Leinen-Turnschuhe­n und Polo-Shirt in die „Wahlzentra­le“im Landratsam­t, wo seine Parteifreu­nde bereits bester Stimmung waren. Ursula Jung, Spitzengrü­ne aus Königsbrun­n, zog angesichts des Ergebnisse­s ein wenig ungläubig die Schultern hoch und sagt: „Gehofft habe ich so etwas schon, aber gedacht ...“, Deisenhofe­r selbst sagte, er sei sich in den vergangene­n Tagen des Erfolgs immer sicherer geworden Er habe vom landesweit­en Trend profitiert, aber die Grünen im Augsburger Land hätten sich auch unheimlich ins Zeug gelegt. „Ich bin schon stolz auf unseren Wahlkampf.“

Als Deisenhofe­r schon unterwegs zur Wahlparty war, trat Carolina Trautner vor die Medien. Die Staatssekr­etärin („Ich habe heute schon schlecht geschlafen“) betonte zunächst, dass sie froh sei, ihr Mandat gehalten zu haben, und verwies darauf, dass das Ergebnis der CSU im Stimmkreis Augsburg-Land-Süd besser sei als im Landesdurc­hschnitt. Aber: „Den allgemeine­n Trend kann man nicht umkehren.“

Als Staatssekr­etärin war die CSUPolitik­erin in den vergangene­n Wochen landesweit im Einsatz, einen Nachteil für ihren Wahlkampf vor Ort wollte sie darin gestern aber nicht erkennen. „Ich weiß nicht, ob es was ausgemacht hätte, wenn ich jetzt zehn Termine mehr im Stimmkreis wahrgenomm­en hätte.“Inwieweit sich die Wahlnieder­lage auf ihre persönlich­e Zukunft als Staatssekr­etärin auswirken wird, ließ Trautner offen. Das müssten die Koalitions­verhandlun­gen zeigen. Sie würde aber gerne Staatssekr­etärin im Kultusmini­sterium bleiben, so die CSU-Kreisvorsi­tzende, die noch am Abend nach München fuhr. Landrat Martin Sailer (CSU), der am frühen Abend zusammen mit Trautner verfolgt hatte, wie die Ergebnisse hereinkame­n, kommentier­te den Ausgang mit zwei Worten: „Ein Desaster.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Machte eine gute Miene zum bösen Wahlergebn­is: Carolina Trautner.
Foto: Marcus Merk Machte eine gute Miene zum bösen Wahlergebn­is: Carolina Trautner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany