Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Er schrieb regionale Wirtschaftsgeschichte
Wolfgang Zorn gilt als ein „Nestor“der Geschichtsforschung nach dem Zweiten Weltkrieg in Schwaben
Landkreis Augsburg Er hat seine Verbundenheit mit der Heimat zu seinem Beruf gemacht: Gemeint ist der Wirtschaftshistoriker Wolfgang Zorn, der als „Nestor“, also Begründer, der regionalen Geschichtsforschung nach dem Zweiten Weltkrieg gilt. Und mit seinem Buch „Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt“hat er sich den Ruf als führender Experte der historischen Entwicklung der ganzen Region verdient.
Wolfgang Zorn wurde am 3. Oktober 1922 in Augsburg als Sohn einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie geboren. Seine Verwandtschaft entstammte dem Allgäu sowie dem Gebiet auf dem linken, also dem schwäbischen Lechufer.
Studiert hat
Zorn in Breslau und in München, wo er auch promovierte. 1947 ging er nach Würzburg; dort war er zwei Jahre lang wissenschaftlicher Assistent an der Uni. Offenkundig wurde seine Bindung an die Heimat 1949, als er in Augsburg gemeinsam mit anderen die Schwäbische Forschungsgemeinschaft gründete – eine Vereinigung von Historikern, die sich mit der Erforschung und Geschichte und Landeskunde Bayerisch-Schwabens wissenschaftlich beschäftigt.
1951 ging Zorn vorübergehend zu einem Studienaufenthalt nach Harvard in den USA. Einige Jahre später wurde er Mitarbeiter der historischen Kommission an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er übernahm dort die Redaktionsleitung der Wirtschaftsbiografien. Im Jahr 1955 gab er mit dem Kartografiebuch „Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben“ein Grundlagenwerk zur Geschichte unserer Heimat heraus.
Im Jahr darauf arbeitete er als Dozent an der Münchner Hochschule für Politik. 1959 habilitierte Zorn mit einer wissenschaftlichen Untersuchung der Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens ab Ende des Dreißigjährigen
Kriegs bis zu den Anfängen Bismarcks. Mit der akademischen
Erlaubnis der wissenschaftlichen Lehrbefugnis übernahm Zorn daraufhin einen Lehrauftrag der Pädagogischen Hochschule in Augsburg und an der Uni in Bonn.
Von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1991 lehrte er als Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität München. Ein Angebot der Uni in Wien hatte er 1976 abgelehnt.
Zorn war Herausgeber der „Schwäbischen Blätter für Volksbildung und Heimatpflege“sowie zwischen 1968 und 1996 der „Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“. Das oben erwähnte Buch über seine Heimatstadt Augsburg erschien übrigens in vierfacher Auflage. Wolfgang Zorn verstarb in Augsburg am 8. Juli 2004.