Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bunt, facettenreich und anspruchsvoll
Die Bläserphilharmonie Ehgatten begeistert in der Rothtalhalle in Horgau ihr Publikum
Horgau Feiner weißer Nebel waberte draußen durchs Rothtal, schimmerte märchenhaft, während die Sonne als glutroter Feuerball in den Wipfeln der Wälder versank. Ein Bild für die Götter, zugleich die perfekte Einstimmung auf das große „Feuerwerk für die Ohren“, das die Bläserphilharmonie Ehgatten in der Rothtalhalle mit ihrem Galakonzert zündete.
In seiner Stückauswahl für den Konzertabend ließ Dirigent Bob Sibich eine gewisse Vorliebe für konzertante Filmmusik durchblitzen. Sein Programm wirkte wie aus einem Guss und dennoch bunt und facettenreich. Im Anschluss an spannende und aufreibende Sequenzen, wie die viersätzige „Deliverance“des Schweizer Komponisten Etienne Crausaz, folgten wieder ruhigere Momente, wie das „Adagio“von van der Roost. Zum Finale der ersten Hälfte durfte es mit dem „Hexenstück“„Saga Candida“, einer dynamischen Achterbahnfahrt, angereichert mit Gregorianischem Chorgesang und südamerikanischer Rhythmik, auch besonders krachen.
Im zweiten Set ging es zuerst ruhig und majestätisch weiter mit den „Goldenen Äpfeln der Hesperiden“ aus der Feder von Masanori Taruya, gefolgt von dem dramatisch-turbulenten Werk „Lake of the Moon“. In dieser Komposition von Kevin Houben mischten sich auch südamerikanische und orientalische Klänge in die typischen Blasmusicsounds. Mit ihrem umfangreichen Konzertprogramm begeisterte die Bläserphilharmonie alle Zuhörer. Einen ganzen Abend lang stellten die spielfreudigen Musiker neben vielen anderen Talenten ihr wichtigstes unter Beweis: die Begeisterung und den Einsatz für ein gemeinsames Ziel. Man will anspruchsvolle Werke moderner sinfonischer Blasmusik auf einem eben so hohen Niveau interpretieren. Sowohl im Ensemblespiel als auch solistisch klappte das wunderbar.
Einen besonders kräftigen Applaus erntete zum Schluss Nadine Schiffelholz, deren einfühlsames Solo auf der Piccoloflöte im Stück „Gloriosa“von Yasuhide Ito vielen sicher im Gedächtnis haften bleiben wird. Nicht wegzudenken ist der Dirigent und musikalische Leiter Bob Sibich, der gekonnt alle musikalischen Strippen zog. Um die vielen praktischen Dinge rund um die Auftritte und bei den Proben kümmerte sich Irmgard Sibich, die Chefin des Dachverbands „Bavarian Symphonic Winds“. Julia Nieberle sorgte mit ihren markanten Ansagen zwischen den Programmpunkten für druckreife Hintergrundinformationen zur Musik.
Als Zugabenzuckerl zum Schluss servierte Bob Sibich dann noch ein Stück Filmmusik aus Steven Spielbergs Screwballkomödie „1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood“. Eine gelungene Verbeugung vor dem Komponisten John Williams, der mit seinem Werk zahlreiche jüngere Komponisten des Abends inspirierte.