Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Im Namen des Volkes
Alexander Hold ist als bekannter Fernsehrichter das Zugpferd der Freien Wähler. Der Allgäuer ist seit zehn Jahren politisch aktiv – und lässt sich nicht verbiegen
Wenn er auftaucht, ist er sofort umringt. „Bitte ein Foto“, heißt es dann. Und egal ob jung oder alt: Mit „Richter Alexander Hold“wollen viele fotografiert werden. Der aus der Sat.1-Serie bekannte Fernsehrichter ist zweifelsohne das Zugpferd der Freien Wähler im Landtag – und wird nun sogar für einen Ministerposten gehandelt. Die politische Laufbahn des 56-jährigen Allgäuers hat eine zehnjährige Vorgeschichte. Sie begann, als er sich darüber ärgerte, dass der Stadtrat Kempten seinen Hausbau mit Flachdach abgelehnt hatte.
Damals beschloss der Jurist (der seit 2001 im Fernsehen auftritt) und Politikwissenschaftler, der schon mit sieben Jahren die Politik in der Zeitung verschlungen hat: „Meckere nicht, mach’ es besser.“Die Frage nach einer Kandidatur für den Stadtrat war schnell beantwortet. Hold trat 2008 für die Freien Wähler an, wurde gewählt, nach sechs Jahren mit einem Topergebnis wiedergewählt. Spätestens da war für den gebürtigen Kemptener klar: Promi-Bonus hin oder her – die Leute beurteilen, ob einer was kann oder nicht. Dass Hold etwas kann, will er künftig auch im Landtag zeigen.
Dort werden schließlich auch viele Entscheidungen getroffen, die für die Gemeinden und Städte wichtig sind. Der Kommunalpolitiker und Bezirksrat will daran mitwirken. Er will Politik erklärbar und glaubwürdig machen, dabei authentisch und ehrlich bleiben, sich nicht verbiegen lassen. Deshalb startete Hold – seit diesem Jahr zum zweiten Mal verheiratet und Vater zweier Söhne – auch 2017 seine „Mission impossible“ins Schloss Bellevue. Für die Freien Wähler kandidierte er für das Amt des Bundespräsidenten. Ein zwar aussichtsloses Unterfangen mit letztendlich 25 von 1239 Stimmen. Doch Hold wollte nicht nur die Freien Wähler bekannt machen, sondern auch an eines appellieren: dass der Bundespräsident vom Volk gewählt wird.
Dass die Kandidatur nichts als ein PRGag sei (wie man ihm vorwarf), lässt Hold damals wie heute nicht gelten. Bei über 2000 Folgen „Richter Alexander Hold“, 50 Folgen „Im Namen der Gerechtigkeit“, als Experte für Rechtstipps im Fernsehen und ab November mit einer neuen Sendung „Late-Night-Talk“
braucht ein Alexander Hold keine Publicity. In seiner „Mission Bundespräsident“sah er vielmehr die Chance, andere Sichtweisen zu vermitteln, den normalen Menschen zu erreichen. „Mit ihnen reden, nicht über sie reden“, ist seine Devise – und das tut Hold, wenn er mit seinen Buben Matteo und Constantin zum Sport geht. Wenn er sich in den ihm verbundenen Vereinen, der Hilfsorganisation Humedica, dem Roten Kreuz und im Handballverein, trifft. Oder wenn er über seinen geliebten Wochenmarkt in Kempten bummelt. Dort wollen die Menschen keine Fotos, sondern nur eines: Mit „Alex“schwätzen. Claudia Benz