Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Brutale Bande
Acht rumänische Einbrecher sollen nahe dem Ammersee einen 72-jährigen Mann totgeprügelt haben. Die Frau des Opfers musste Unvorstellbares über sich ergehen lassen
München Sie sind viele. Klein. Schnell. Und sie wagen sich meist erst in der Dunkelheit aus der Deckung. Das verschafft ihnen schnell den Namen „Die Froschbande“. Was harmlos klingt, ist genau das Gegenteil. Denn bei der Gruppe handelt es sich um eine äußerst brutale Einbrecherbande aus Rumänien, die in Österreich, in der Schweiz und auch in Bayern ihr Unwesen getrieben hat. Bei einem ihrer Raubzüge nahe dem Ammersee sollen sie vor drei Jahren einen 72-jährigen Mann zu Tode geprügelt haben. Besonders perfide: Die Ehefrau des Opfers musste den qualvollen Tod ihres Gatten hautnah miterleben und eingesperrt in einer zwei Quadratmeter großen Abstellkammer noch fast zwei Tage neben dem Leichnam ausharren.
Ab diesem Dienstag stehen acht mutmaßliche Mitglieder der „Froschbande“in München vor Gericht und müssen sich wegen Mordes und Raubes verantworten. Es ist ein komplexes Verfahren. Die acht 24 bis 55 Jahre alten Angeklagten seit mehr als zwei Jahren in Gefängnissen in Österreich. Sie wurden im Juli 2016 wegen Einbrüchen in der Alpenrepublik zu Haftstrafen zwischen 8,5 und 19 Jahren verurteilt. Für die Dauer des Prozesses in München wurden die Rumänen nach Deutschland ausgeliefert. Im Anschluss kommen sie zurück nach Österreich, um dort ihre Strafen abzusitzen. Im Fall einer Verurteilung in München wäre dann wieder die Bundesrepublik für die Vollstreckung zuständig.
Zuvor wird sich aber die 1. Strafkammer des Landgerichts München II voraussichtlich bis kurz vor Weihnachten mit den Taten der „Froschbande“auseinandersetzen. Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft begann ihre Einbruchsserie im August 2015. Von Rumänien aus fuhren die Männer erst nach Österreich und dann in die Schweiz, um dort in unterschiedlichen Besetzungen mehrere Einbrüche zu ver- üben. Die Methode war immer dieselbe: Abgelegene Wohnhäuser wurden ausgespäht, die zumeist älteren Bewohner verprügelt, gefesselt, bedroht, eingesperrt und ausgeraubt.
Am Freitag, 4. September 2015, reisten die Männer schließlich in zwei Autos von der Schweiz über Lindau nach Bayern und wurden bei der Suche nach neuen Opfern in der Gemeinde Seefeld nordöstlich des Ammersees fündig. Im Ortsteil Meiling soll einer der Angeklagten gegen 19 Uhr an der Haustür des Ehepaars K. geklingelt, eine Autopanne vorgegeben und in gebrochenem Deutsch darum gebeten haben, einen Kanister mit Wasser zu befüllen – um danach wieder zu verschwinden. Vorerst.
Am späten Abend wunderten sich die beiden Senioren, dass ihr Hund Lissy mehrfach plötzlich zu bellen begann, sie selbst aber nichts Verdächtiges bemerkten. Als der Labrador gegen Mitternacht erneut anschlug, ging der Hausherr schließlich auf die Terrasse, um nachzusehen. Er zündete sich eine Zigarette an, lief zum Eck des Hausitzen ses und wurde dort von vier Männern überrascht. Ohne Vorwarnung schlugen sie mit Holzlatten, einem Schaufelstiel sowie einer Eisenstange auf den 72-Jährigen ein, brachen ihm mehrere Knochen in Gesicht, Brustkorb und den Armen. Ein weiterer Einbrecher suchte die Ehefrau im Schlafzimmer auf, verpasste ihr mehrere Faustschläge ins Gesicht, fragte „Wo Geld?“und trat weiter auf die mittlerweile am Boden liegende 67-Jährige ein.
Danach sperrten die Täter ihre zwei Opfer in eine Abstellkammer und schoben einen Wohnzimmertisch vor die Tür. Mit Diebesgut im Wert von rund 4500 Euro verließen sie das Anwesen und überließen die beiden schwer verletzten Senioren ihrem Schicksal. Der 72-Jährige verlor laut Anklage gegen 4 Uhr morgens das Bewusstsein. Seine Frau saß neben ihm auf dem Boden, als er Stunden später seinen schweren Verletzungen erlag. Sie überlebte und saß noch stundenlang neben der Leiche ihres Ehemanns. Erst am Montagmorgen wurde sie befreit.
Den Angeklagten drohen lebenslange Haftstrafen.
Als Hund Lissy anschlägt, schaut der Hausherr nach