Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fußball-Nachlese
Ein Drehbuch mit und ohne Happy End
Landkreis Die Vorrunde ist zwar noch nicht ganz beendet, doch einen Titel kann man dem SC Altenmünster jetzt schon nicht mehr nehmen. Der Aufsteiger ist inoffizieller Landkreismeister in der Bezirksliga Nord. Der SCA, von vielen als Absteiger Nummer eins tituliert, hat nach dem TSV Meitingen auch den TSV Gersthofen besiegt. Und dies gleich mit sage und schreibe 4:1. „Es ist alles zusammengekommen. Es ist so gut gelaufen, als hätte ich selbst das Drehbuch dafür geschrieben“, ist Trainer Goran Boric glücklich über den zweiten Sieg gegen einen seiner Ex-Vereine. Besonders motiviert war wohl auch Fahad Barakzaie. Der vor vier Wochen 19 Jahre alt gewordene anerkannte Asylbewerber aus Afghanistan war erst im Sommer vom TSV Gersthofen nach Altenmünster gewechselt. Nicht nur aufgrund seiner drei Treffer verzückte der eigentlich noch für die A-Jugend spielberechtigte Angreifer die 200 Zuschauer. „Er wollte eigentlich in Gersthofen bleiben, aber er hat zwischen A-Jugend und Aktiven nicht so richtig gewusst, woran er ist“, berichtet Boric und freut sich über das ablösefreie Schnäppchen, das sich als Rohdiamant entpuppt hat. „Manchmal ist er noch zu verspielt und macht zu viel allein“, sagt Boric über Barakzaie, der bei der JFG Lohwald und in Gersthofen als unzuverlässig gegol- ten haben soll. „Das kann ich überhaupt nicht bestätigen“, so Boric, der den Auszubildenden bei der Deutschen Bahn immer persönlich von Augsburg mit nach Altenmünster nimmt. Mit Mohammed Mahmoud steht ein weiterer Asylbewerber aus Syrien im Kader, der ebenfalls gerade eine Lehre absolviert. „Ein Supertyp für die Stimmung im Team“, so Boric, „der freut sich selbst auf der Bank mehr über ein Tor, als derjenige, der es geschossen hat.“
Auch Mahmoud kam vom TSV Gersthofen, hat aber zuvor beim FC Langweid, als dessen Filiale der SC Altenmünster mittlerweile bezeichnet werden kann, gespielt. Mit Simon Seiter hat nach Goran Boric, Aldin Kahrimanovic, Peter Ferme und Sergej Scheifel erst kürzlich ein weiterer Ex-Langweider den Weg an den Hennhofer Weg gefunden.
Insbesondere die mit allen Wassern gewaschenen Routiniers, der 31-jährige Slowene Ferme und der 30-jährige Bosnier Kahrimanovic waren es, die beim 4:1-Triumph gegen den TSV Gersthofen im Mittelfeld den Unterschied ausmachten. „Die alten Dachse haben den gegnerischen Jungspunden den Schneid abgekauft und dafür gesorgt, dass der TSV nicht so geordnet ins Spiel gekommen ist“, sagt Goran Boric.
Das Spiel gegen den TSV Gersthofen ist damit abgehakt. Bereits am morgigen Mittwoch (Anpfiff 18.15 Uhr) steht das Wiederholungsspiel der nach vier Platzverweisen beim Stand von 4:3 für Altenmünster drei Minuten vor Schluss abgebrochenen Partie bei der TSG Thannhausen an. „Das ist jetzt wieder ein ganz ande- Spiel. Da müssen wir gewinnen“, fordert Goran Boric.
Während für den SC Altenmünster das Drehbuch für eine Schnulze mit einem Happy End geschrieben wurde, wurde die Handlung für den TSV Gersthofen zum Horror-Thriller. „Es ist alles gegen uns gelaufen. Ich bin mir vorgekommen, wie im falschen Film“, so Spielertrainer Florian Fischer. „Wir haben zu viele Fehler produziert und es dem Gegner leicht gemacht. Deshalb hat Altenmünster verdient gewonnen“, will er sich zu diesem Debakel nicht mehr groß äußern. Sein Blick geht bereits nach vorne. Am Samstag gastiert Spitzenreiter FC Ehekirchen in der Abenstein-Arena. „Da sind wir mit Sicherheit nicht Favorit“, sagt Fischer. „Wir müssen jetzt mit den ganz kleinen Dingen wieder anfangen.“Dass mit Kapitän Christoph Wagemann und Stefan Smolka nach Roten Karten zwei Drittel der Abwehr ausfällt, macht die Sache nicht leichter.
Ähnlich schlimm wie den TSV Gersthofen erwischte es den TSV Meitingen. Die 0:4-Klatsche beim VfL Ecknach erinnert schon fast an die Pleiten der großen Volksparteien bei der Landtagswahl. Mit vier Niederlagen in den letzten fünf Spielen ähnelt die jüngste Bilanz eher einem Abstiegskandidaten, denn einem Aufstiegsanwärter. Dabei waren bis auf Johannes Nießner in Ecknach alle Mann an Bord.
Vom Aufstiegsanwärter zum Abres stiegskandidaten – dieses Schicksal ist dem TSV Zusmarshausen widerfahren. „Wir müssen endlich den Abstiegskampf annehmen!“, fordert Trainer Christian Ludl, der bei der 1:2-Heimniederlage gegen den SSV Anhausen erneut von einigen seiner Akteure enttäuscht war. „Es fehlt an der Einstellung, am Biss, an der Leidenschaft. Wer jetzt keine Emotionen hat, der ist fehl am Platz“, so der Coach, der sogar schon mit Rücktritt gedroht hat. Doch beim TSV steht man hinter dem Trainer, der momentan auch kaum Alternativen hat. Zuletzt fiel nach Simon Schneider und Tobias Kuchenbaur mit Patrick Steinle ein weiterer Innenverteidiger aus. „Kämpfen ist der Schlüssel in unserer Situation“, hofft Ludl, dass zumindest mit Ilkay Hakarek ein Motivationsspieler schnell zurückkehrt.
Auf der anderen Seite der Tabelle strahlt man beim TSV Neusäß mit der scheinbar nicht enden wollenden Herbstsonne um die Wette. Im Spitzenspiel gegen den TSV Dinkelscherben gab es einen 2:1-Sieg. Bei vier Punkten Vorsprung auf den TSV Haunstetten, bei dem man am kommenden Samstag zum nächsten Gipfeltreffen antritt, könnte man sich mit einem weiteren Sieg die Herbstmeisterschaft sichern.