Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fußball-Nachlese

Ein Drehbuch mit und ohne Happy End

- VON OLIVER REISER

Landkreis Die Vorrunde ist zwar noch nicht ganz beendet, doch einen Titel kann man dem SC Altenmünst­er jetzt schon nicht mehr nehmen. Der Aufsteiger ist inoffiziel­ler Landkreism­eister in der Bezirkslig­a Nord. Der SCA, von vielen als Absteiger Nummer eins tituliert, hat nach dem TSV Meitingen auch den TSV Gersthofen besiegt. Und dies gleich mit sage und schreibe 4:1. „Es ist alles zusammenge­kommen. Es ist so gut gelaufen, als hätte ich selbst das Drehbuch dafür geschriebe­n“, ist Trainer Goran Boric glücklich über den zweiten Sieg gegen einen seiner Ex-Vereine. Besonders motiviert war wohl auch Fahad Barakzaie. Der vor vier Wochen 19 Jahre alt gewordene anerkannte Asylbewerb­er aus Afghanista­n war erst im Sommer vom TSV Gersthofen nach Altenmünst­er gewechselt. Nicht nur aufgrund seiner drei Treffer verzückte der eigentlich noch für die A-Jugend spielberec­htigte Angreifer die 200 Zuschauer. „Er wollte eigentlich in Gersthofen bleiben, aber er hat zwischen A-Jugend und Aktiven nicht so richtig gewusst, woran er ist“, berichtet Boric und freut sich über das ablösefrei­e Schnäppche­n, das sich als Rohdiamant entpuppt hat. „Manchmal ist er noch zu verspielt und macht zu viel allein“, sagt Boric über Barakzaie, der bei der JFG Lohwald und in Gersthofen als unzuverläs­sig gegol- ten haben soll. „Das kann ich überhaupt nicht bestätigen“, so Boric, der den Auszubilde­nden bei der Deutschen Bahn immer persönlich von Augsburg mit nach Altenmünst­er nimmt. Mit Mohammed Mahmoud steht ein weiterer Asylbewerb­er aus Syrien im Kader, der ebenfalls gerade eine Lehre absolviert. „Ein Supertyp für die Stimmung im Team“, so Boric, „der freut sich selbst auf der Bank mehr über ein Tor, als derjenige, der es geschossen hat.“

Auch Mahmoud kam vom TSV Gersthofen, hat aber zuvor beim FC Langweid, als dessen Filiale der SC Altenmünst­er mittlerwei­le bezeichnet werden kann, gespielt. Mit Simon Seiter hat nach Goran Boric, Aldin Kahrimanov­ic, Peter Ferme und Sergej Scheifel erst kürzlich ein weiterer Ex-Langweider den Weg an den Hennhofer Weg gefunden.

Insbesonde­re die mit allen Wassern gewaschene­n Routiniers, der 31-jährige Slowene Ferme und der 30-jährige Bosnier Kahrimanov­ic waren es, die beim 4:1-Triumph gegen den TSV Gersthofen im Mittelfeld den Unterschie­d ausmachten. „Die alten Dachse haben den gegnerisch­en Jungspunde­n den Schneid abgekauft und dafür gesorgt, dass der TSV nicht so geordnet ins Spiel gekommen ist“, sagt Goran Boric.

Das Spiel gegen den TSV Gersthofen ist damit abgehakt. Bereits am morgigen Mittwoch (Anpfiff 18.15 Uhr) steht das Wiederholu­ngsspiel der nach vier Platzverwe­isen beim Stand von 4:3 für Altenmünst­er drei Minuten vor Schluss abgebroche­nen Partie bei der TSG Thannhause­n an. „Das ist jetzt wieder ein ganz ande- Spiel. Da müssen wir gewinnen“, fordert Goran Boric.

Während für den SC Altenmünst­er das Drehbuch für eine Schnulze mit einem Happy End geschriebe­n wurde, wurde die Handlung für den TSV Gersthofen zum Horror-Thriller. „Es ist alles gegen uns gelaufen. Ich bin mir vorgekomme­n, wie im falschen Film“, so Spielertra­iner Florian Fischer. „Wir haben zu viele Fehler produziert und es dem Gegner leicht gemacht. Deshalb hat Altenmünst­er verdient gewonnen“, will er sich zu diesem Debakel nicht mehr groß äußern. Sein Blick geht bereits nach vorne. Am Samstag gastiert Spitzenrei­ter FC Ehekirchen in der Abenstein-Arena. „Da sind wir mit Sicherheit nicht Favorit“, sagt Fischer. „Wir müssen jetzt mit den ganz kleinen Dingen wieder anfangen.“Dass mit Kapitän Christoph Wagemann und Stefan Smolka nach Roten Karten zwei Drittel der Abwehr ausfällt, macht die Sache nicht leichter.

Ähnlich schlimm wie den TSV Gersthofen erwischte es den TSV Meitingen. Die 0:4-Klatsche beim VfL Ecknach erinnert schon fast an die Pleiten der großen Volksparte­ien bei der Landtagswa­hl. Mit vier Niederlage­n in den letzten fünf Spielen ähnelt die jüngste Bilanz eher einem Abstiegska­ndidaten, denn einem Aufstiegsa­nwärter. Dabei waren bis auf Johannes Nießner in Ecknach alle Mann an Bord.

Vom Aufstiegsa­nwärter zum Abres stiegskand­idaten – dieses Schicksal ist dem TSV Zusmarshau­sen widerfahre­n. „Wir müssen endlich den Abstiegska­mpf annehmen!“, fordert Trainer Christian Ludl, der bei der 1:2-Heimnieder­lage gegen den SSV Anhausen erneut von einigen seiner Akteure enttäuscht war. „Es fehlt an der Einstellun­g, am Biss, an der Leidenscha­ft. Wer jetzt keine Emotionen hat, der ist fehl am Platz“, so der Coach, der sogar schon mit Rücktritt gedroht hat. Doch beim TSV steht man hinter dem Trainer, der momentan auch kaum Alternativ­en hat. Zuletzt fiel nach Simon Schneider und Tobias Kuchenbaur mit Patrick Steinle ein weiterer Innenverte­idiger aus. „Kämpfen ist der Schlüssel in unserer Situation“, hofft Ludl, dass zumindest mit Ilkay Hakarek ein Motivation­sspieler schnell zurückkehr­t.

Auf der anderen Seite der Tabelle strahlt man beim TSV Neusäß mit der scheinbar nicht enden wollenden Herbstsonn­e um die Wette. Im Spitzenspi­el gegen den TSV Dinkelsche­rben gab es einen 2:1-Sieg. Bei vier Punkten Vorsprung auf den TSV Haunstette­n, bei dem man am kommenden Samstag zum nächsten Gipfeltref­fen antritt, könnte man sich mit einem weiteren Sieg die Herbstmeis­terschaft sichern.

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 ??  ?? Die Wahrheit sah anders aus. Nicht Fahad Barakzaie (links) vom SC Altenmünst­er musste Gersthofen­s Christoph Wagemann hinterher laufen, sondern umgekehrt. Der TSV-Kapitän sah zudem die Rote Karte.
Die Wahrheit sah anders aus. Nicht Fahad Barakzaie (links) vom SC Altenmünst­er musste Gersthofen­s Christoph Wagemann hinterher laufen, sondern umgekehrt. Der TSV-Kapitän sah zudem die Rote Karte.
 ?? Fotos: Oliver Reiser ?? Vergeblich hielt Zusmarshau­sen Trainer Christian Ludl Ausschau nach Punkten. Sein TSV verlor auch gegen den SSV Anhausen mit 1:2 und steckt nun mitten im Abstiegska­mpf.
Fotos: Oliver Reiser Vergeblich hielt Zusmarshau­sen Trainer Christian Ludl Ausschau nach Punkten. Sein TSV verlor auch gegen den SSV Anhausen mit 1:2 und steckt nun mitten im Abstiegska­mpf.
 ??  ?? Mit leeren Händen mussten Simon Achzet und der TSV Dinkelsche­rben nach Hause fahren. Der TSV Neusäß gewann das Spitzenspi­el mit 2:1, obwohl Torwart Tobias Kastenhube­r hier am Boden liegt.
Mit leeren Händen mussten Simon Achzet und der TSV Dinkelsche­rben nach Hause fahren. Der TSV Neusäß gewann das Spitzenspi­el mit 2:1, obwohl Torwart Tobias Kastenhube­r hier am Boden liegt.
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