Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer hat seinen Heimvortei­l genutzt?

Wie die Kandidaten in ihren Heimatgeme­inden abgeschnit­ten haben und warum es demnächst in Fischach einen Leerstand geben wird. Eine kleine Analyse

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Wer konnte bei der Landtagswa­hl seinen Heimvortei­l nutzen? Und wer nicht? Eine kleine Analyse zeigt, wie viele Unterstütz­er die Direktkand­idaten in ihren Heimatgeme­inden hatten.

Die Stadtberge­r ließen bei einer höheren Wahlbeteil­igung als vor fünf Jahren ihre beiden Abgeordnet­en Carolina Trautner (CSU) und Herbert Woerlein (SPD) sitzen. Beide ließen Federn – am meisten allerdings der 60-jährige Woerlein, der prozentual mehr als die Hälfte der Stimmen verlor. Auch in Fischach, wo der tierschutz­politische Sprecher seiner Partei ein Wahlkreisb­üro hat, bekam er insgesamt wenig Rückendeck­ung. Dort schrumpfte das Ergebnis um die Hälfte. „Das deckt sich mit dem bayernweit­en Trend“, sagte gestern Fischachs SPD-Bür- germeister Peter Ziegelmeie­r. Er bedauert, dass jetzt Woerleins Büro geschlosse­n wird – es war das erste in der Marktgemei­nde. Woerlein ist enttäuscht, trägt es aber mit Fassung: „Offenbar ist die SPD nicht mehr vermittelb­ar. Ich glaube nicht, dass es an mir gelegen hat.“

In Schwabmünc­hen hat die in diesem Jahr zur Staatssekr­etärin berufene Carolina Trautner ihr Büro. Konnte sie mit dem direkten Draht vor Ort punkten? Nein. Auch dort verlor sie im Vergleich zu 2013 zehn Prozent. Übrigens genauso viel wie in Stadtberge­n, wo sie mit Woerlein im Stadtrat sitzt. Im Vergleich zu den anderen Direktkand­idaten hatte sie aber die Nase vorn. Ganz klar Heimvortei­l hatte der Landtagsab­geordnete Johann Häusler aus Biberbach. Mit knapp 40 Prozent der Stimmen lag der Freie Wähler am Ende vor Georg Winter (CSU), der in der Gemeinde die zweitmeist­en Stimmen erhielt.

Bei der Wahl vor fünf Jahren war das im Übrigen nicht anders: Häusler schnitt ebenfalls besser ab. Im Lechtal sind die Freien traditione­ll stark – im Schnitt holte Häusler aktuell 20 Prozent der Erststimme­n. Wie dem auch sei: Für Winter reichte es am Ende und er wurde zum siebten Mal in den Landtag gewählt.

Von diesem Ergebnis waren andere Direktkand­idaten weit entfernt. Gewinner sind sie trotzdem. Zumindest prozentual gesehen. Der Königsbrun­ner FDP-Stadtrat Christian Toth zum Beispiel schoss im Stimmkreis Augsburg-Süd von drei auf elf Prozent nach oben. Nur die AfD war besser: Direktkand­idat Reinhard Fabian aus Königsbrun­n holte aus dem Stand fast 14 Prozent. Auch Josef Gumpinger von der Bayernpart­ei gelang es, sein Ergebnis von der Wahl 2013 um 100 Prozent zu verbessern: In seiner Heimatgeme­inde Dinkelsche­rben legte er von 2,3 auf 4,9 Prozent zu. Trotzdem blieb er nur sechstbest­er Bewerber in der Marktgemei­nde.

So viel, wie Gumpinger gewann, hat Gabriele Olbrich-Krakowitze­r verloren: In ihrer Heimatgeme­inde Großaiting­en erhielt sie 103 Erststimme­n, was 3,4 Prozent entspricht. Sechs Kandidaten bekamen mehr Zuspruch.

Zuspruch gab es übrigens auch für den SPD-Politiker Matti Müller, der sich im vergangene­n Jahr noch um das Bürgermeis­teramt in Stadtberge­n beworben hatte. Damals verlor er gegen den Amtsinhabe­r Paul Metz (CSU). Nun ging er in Lauingen ins Rennen – auch dort wurde am Sonntag ein neuer Bürgermeis­ter gewählt, nachdem der bisherige Bürgermeis­ter Wolfgang Schenk im Juni in einer Sitzung zusammenge­brochen und gestorben war.

Sicher ist nach einem spannenden Wahlsonnta­g in Lauingen nur eines: Der Nachname des neuen Bürgermeis­ters oder der neuen Bürgermeis­terin ist Müller. Matti Müller (SPD) aus Diedorf erhielt 39,4 Prozent, Katja Müller (CSU) aus Bachhagel 44,5 Prozent. Jetzt stehen sich die beiden bei der Stichwahl am Sonntag, 28. Oktober, erneut gegenüber.

„Offenbar ist die SPD nicht mehr vermittelb­ar.“

Ergebnis um

100 Prozent verbessert

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Fotos: Marcus Merk Viele fleißige Hände sind notwendig, um die vielen Stimmzette­l für die Bezirks- und Landtagswa­hl zu ermitteln. Auch am gestrigen Montag waren die Wahlhelfer den ganzen Tag damit beschäftig­t, die Stimmenzah­len für jeden einzelnen Kandidaten zu ermitteln.
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