Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Wahlsieg kam erst nach Mitternacht
In Ustersbach liegt Willi Reiter (CSU/BL) mit gut 52 Prozent vor Richard Link (WUM). Warum er nun siebeneinhalb Jahre im Amt bleiben wird und was er gleich anpackt
Ustersbach Erst ganz spät am Abend konnten bei der Wahlparty von Willi Reiter im Ustersbacher Sportheim die Korken knallen: Bis nach Mitternacht hatten die Wahlhelfer gezählt, bis der Sieg des Kandidaten von CSU/Bürgerliste (BL) feststand. Zu viel hatten die Wahlhelfer zuvor mit dem Auszählen der Listen für die Landtags- und Bezirkstagswahl zu tun. Doch dann war klar, dass Willi Reiter auf 52,37 Prozent der Stimmen kam, sein unabhängiger Konkurrent Richard Link, der von der Wählerinitiative Ustersbach/Mödishofen (WUM) unterstützt wurde, auf 47,63 Prozent.
Gemeinsam hatten die beiden bis dahin im Stimmlokal auf das Ende der Auszählung gewartet und auch noch zusammen etwas getrunken, erzählt Richard Link. Er gratuliert seinem Gegenkandidaten, freue sich vor allen Dingen aber über sein gutes Resultat, sagt er am Tag danach. „In Ustersbach hat es noch nie einen Bürgermeister gegeben, der nicht von der CSU kam“, erinnert er. Vor diesem Hintergrund sei sein Ergebnis als unabhängiger Kandidat mehr als ein Achtungserfolg und ohne seine Unterstützer von der Wählerinitiative nicht machbar gewesen. Nun wolle er sich wieder auf seine Familie konzentrieren und auch den eigenen Betrieb weiterentwickeln.
„Ich hatte schon vermutet, dass es knapp wird“, gibt der Wahlsieger Willi Reiter am nächsten Morgen zu. Schließlich kenne man sich. Was für ihn in den vergangenen Wochen wichtig war: der faire Wahlkampf. „Das hatten wir vorab so abgesprochen und uns auch daran gehalten“, berichtet Reiter. Schließlich ging es um eine sachliche Diskussion. Dieses Klima sei es auch, das die Gemeinde nun nicht spalte, sondern weiter eine, ist er zuversichtlich.
Der neue Bürgermeister möchte nun die nächsten Wochen dazu nutzen, sich in die aktuellen Themen der Gemeinde einzuarbeiten, soweit das schon möglich ist. Die Amtszeit seines Vorgängers läuft noch bis Ende des Jahres. Was Reiter schon klar ist: Die Sanierung der Wasserversorgung wird das vordringlichste Thema zu Beginn seiner Amtszeit werden – und da sei er als Fachmann für Sanitär sicher der richtige Mann, meint er mit einem Augenzwinkern.
Auch wenn Willi Reiter dem aktuellen Gemeinderat nicht angehört, ist er sich sicher, dass die Zusammenarbeit gelingen wird. „Ich treffe dort keine Unbekannten“, sagt er. In Ustersbach sind im Jahr 2014 alle Kandidaten über die einzige Liste von CSU/BL gewählt worden. Diese Liste hatte nun Willi Reiter als Nachfolger für Maximilian Stumböck vorgeschlagen. Reiter war bereits von 2002 bis 2014 im Gemeinderat vertreten und damals auch schon Zweiter Bürgermeister. Max Stumböck hatte vor wenigen Monaten nach 16-jähriger Amtszeit seinen Rückzug aus der Kommunalpolitik für das Ende des Jahres angekündigt. Stumböck möchte wieder verstärkt in seinem ursprünglichen Beruf als wissenschaftlicher Geograf arbeiten, hatte er gesagt.
In Ustersbach ist das Amt des Bürgermeisters ein Ehrenamt, das allerdings viel Zeit verlangt. Auch weil Stumböck das Gefühl gehabt hatte, seine Aufgaben nicht mehr so erfüllen zu können, wie er das selbst wollte, hatte er seinen Rückzug bekannt gegeben. Weil Willi Reiter seinen Heizungs- und Sanitärbetrieb ohnehin an einen Nachfolger weitergeben möchte, ist er sicher, dass ihm genug Zeit für das Amt bleibt.
Reiter wird nun rund siebeneinhalb Jahre im Amt bleiben. Stumböck hatte seinen Rücktritt zeitlich so gewählt, dass der neue Bürgermeister auch nach dem Ende der Wahlperiode des aktuellen Gemeinderats im Amt bleibt. Folglich wird 2020 in Ustersbach nur ein neuer Gemeinderat gewählt, erst 2026 folgt die übliche Wahl von Gemeinderat und Bürgermeister.