Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Cannabisgeruch auf dem Polizeirevier
Weshalb im Heizungsraum der Beamten in Zusmarshausen illegale Pflanzen trocknen
Diedorf „Da liegt doch etwas in der Luft“, dachten sich wohl einige Diedorfer in den vergangenen Tagen. Wegen des penetrant süßlichen Cannabisgeruchs riefen Anwohner die Polizei. Was die Beamten daraufhin auf einem privaten Grundstück – getarnt zwischen einigen Tomatensträuchern – entdeckten, sorgt nun für Ärger. Sieben riesige Cannabispflanzen fanden sich dort im Garten.
Wie die Polizei mitteilt, hatte ein 45-Jähriger die teils über zwei Meter hohen Pflanzen auf dem Grundstück seiner Eltern bereits teilweise abgeerntet. Neben den sieben Pflanzen stellten die Beamten außerdem eine größere Menge Cannabis sicher. Der Verdächtige wurde aufgrund der festgestellten Menge sowie der Qualität der verbotenen Pflanzen festgenommen und dem Richter vorgeführt. Wie der Dienststellenleiter der Zusmarshauser Polizei, Raimund Pauli, auf Nachfrage mitteilt, erwartet den Mann wohl eine Gefängnisstrafe. Die sichergestellte Menge belaufe sich mutmaßlich auf einige Hundert Gramm, sagt Pauli. Damit handle es sich nicht mehr um eine geringe Menge, und es sei der Tatbestand eines Verbrechens erfüllt.
Wie viel Gramm Marihuana sich aus den sichergestellten Pflanzen tatsächlich ergeben, ist noch unklar. Die illegalen Gewächse wurden von den Beamten ins Zusmarshauser Polizeirevier gebracht. Dort sollen die Cannabispflanzen nun trocknen, erklärt Pauli. Dann sollen sie gewogen werden. Sobald das endgültige Gewicht feststeht, wird das Cannabis an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, die dann die Vernichtung der Blüten in die Wege leitet. Gut möglich, dass der süßliche Geruch der illegalen Pflanzen so lange durch die Räume des Polizeireviers weht. Denn der sei „besonders intensiv“, sagt Pauli. So sehr, dass sich sein Kollege beim Zerkleinern der sichergestellten Pflanze mit einer Atemschutzmaske geschützt habe. Zeitweise habe auch der Dienstwagen der Beamten verdächtig nach den Pflanzen gerochen.
In letzter Zeit häufen sich Vorfälle im Zusammenhang mit Cannabis. Das liege vor allem daran, dass es sich dabei meist um sogenannte Kontrolldelikte handelt, erklärt Dienststellenleiter Pauli. Das heißt, weil die Beamten zum Beispiel bei Kontrollen im Straßenverkehr gezielt auf der Suche nach Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Cannabis sind, steige die Zahl der Fälle. Doch nicht nur Cannabisdelikte am Steuer werden häufiger. Längst ist auch der Anbau von Cannabispflanzen kein Einzelfall mehr. Vor Kurzem entdeckte die Polizei beispielsweise acht Cannabispflanzen, die ein 36-Jähriger im Garten seiner Oma in Horgau anbaute. Besonders spektakulär ist außerdem ein Fall aus dem Haunstetter Wald. Fast 300 Cannabispflanzen bauten Unbekannte dort an. Teilweise nutzten sie dafür sogar Baumwipfel in 25 Metern Höhe.
Cannabis sei eine Pflanze, die viel Sonne brauche, erklärt Dienststellenleiter Pauli. Für die Pflanzen, die illegalerweise draußen angebaut wurden, sei nun im Herbst Erntezeit. Doch immer wieder stoßen die Beamten auch auf sogenannte Indoor-Anlagen. Durch künstliches Licht könne dabei das ganze Jahr über geerntet werden.