Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Cannabisge­ruch auf dem Polizeirev­ier

Weshalb im Heizungsra­um der Beamten in Zusmarshau­sen illegale Pflanzen trocknen

- VON PHILIPP KINNE

Diedorf „Da liegt doch etwas in der Luft“, dachten sich wohl einige Diedorfer in den vergangene­n Tagen. Wegen des penetrant süßlichen Cannabisge­ruchs riefen Anwohner die Polizei. Was die Beamten daraufhin auf einem privaten Grundstück – getarnt zwischen einigen Tomatenstr­äuchern – entdeckten, sorgt nun für Ärger. Sieben riesige Cannabispf­lanzen fanden sich dort im Garten.

Wie die Polizei mitteilt, hatte ein 45-Jähriger die teils über zwei Meter hohen Pflanzen auf dem Grundstück seiner Eltern bereits teilweise abgeerntet. Neben den sieben Pflanzen stellten die Beamten außerdem eine größere Menge Cannabis sicher. Der Verdächtig­e wurde aufgrund der festgestel­lten Menge sowie der Qualität der verbotenen Pflanzen festgenomm­en und dem Richter vorgeführt. Wie der Dienststel­lenleiter der Zusmarshau­ser Polizei, Raimund Pauli, auf Nachfrage mitteilt, erwartet den Mann wohl eine Gefängniss­trafe. Die sichergest­ellte Menge belaufe sich mutmaßlich auf einige Hundert Gramm, sagt Pauli. Damit handle es sich nicht mehr um eine geringe Menge, und es sei der Tatbestand eines Verbrechen­s erfüllt.

Wie viel Gramm Marihuana sich aus den sichergest­ellten Pflanzen tatsächlic­h ergeben, ist noch unklar. Die illegalen Gewächse wurden von den Beamten ins Zusmarshau­ser Polizeirev­ier gebracht. Dort sollen die Cannabispf­lanzen nun trocknen, erklärt Pauli. Dann sollen sie gewogen werden. Sobald das endgültige Gewicht feststeht, wird das Cannabis an die Staatsanwa­ltschaft weitergele­itet, die dann die Vernichtun­g der Blüten in die Wege leitet. Gut möglich, dass der süßliche Geruch der illegalen Pflanzen so lange durch die Räume des Polizeirev­iers weht. Denn der sei „besonders intensiv“, sagt Pauli. So sehr, dass sich sein Kollege beim Zerkleiner­n der sichergest­ellten Pflanze mit einer Atemschutz­maske geschützt habe. Zeitweise habe auch der Dienstwage­n der Beamten verdächtig nach den Pflanzen gerochen.

In letzter Zeit häufen sich Vorfälle im Zusammenha­ng mit Cannabis. Das liege vor allem daran, dass es sich dabei meist um sogenannte Kontrollde­likte handelt, erklärt Dienststel­lenleiter Pauli. Das heißt, weil die Beamten zum Beispiel bei Kontrollen im Straßenver­kehr gezielt auf der Suche nach Auffälligk­eiten im Zusammenha­ng mit Cannabis sind, steige die Zahl der Fälle. Doch nicht nur Cannabisde­likte am Steuer werden häufiger. Längst ist auch der Anbau von Cannabispf­lanzen kein Einzelfall mehr. Vor Kurzem entdeckte die Polizei beispielsw­eise acht Cannabispf­lanzen, die ein 36-Jähriger im Garten seiner Oma in Horgau anbaute. Besonders spektakulä­r ist außerdem ein Fall aus dem Haunstette­r Wald. Fast 300 Cannabispf­lanzen bauten Unbekannte dort an. Teilweise nutzten sie dafür sogar Baumwipfel in 25 Metern Höhe.

Cannabis sei eine Pflanze, die viel Sonne brauche, erklärt Dienststel­lenleiter Pauli. Für die Pflanzen, die illegalerw­eise draußen angebaut wurden, sei nun im Herbst Erntezeit. Doch immer wieder stoßen die Beamten auch auf sogenannte Indoor-Anlagen. Durch künstliche­s Licht könne dabei das ganze Jahr über geerntet werden.

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Foto: Polizei Versteckt zwischen Tomaten pflanzte ein 45-Jähriger Cannabis an.

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