Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Rat drückt beim Bau der Kita aufs Tempo

Warum der Anbau in Biberbach auch für die Planer eine spannende Sache ist

- VON GÜNTER STAUCH

Fast überall im Augsburger Land kommen die Kinder schneller als die neuen Kitas. Kein Wunder, dass auch der Gemeindera­t von Biberbach in seiner jüngsten Sitzung beim Ausbau aufs Tempo drückte. Was dabei diskutiert wurde und worauf sich die Eltern einstellen müssen, lesen Sie auf

Biberbach Fast überall im Augsburger Land kommen die Kinder schneller als die neuen Kitas. Kein Wunder, dass auch der Gemeindera­t von Biberbach in seiner jüngsten Sitzung beim Ausbau mächtig aufs Tempo drückte. Die Projektplä­ne und Kostenkalk­ulationen von Architekt Wolfgang Obel wurden gegen zwei Stimmen akzeptiert. Das 2,6-Millionen-Euro-Projekt eines Neu- und Umbaus soll im Frühjahr 2020 stehen. In dem Kinderhaus sollen dann 170 Mädchen und Buben betreut werden.

Das Thema sorgte für eine lebhafte Debatte. Zunächst ging es um die Zuschüsse. Zwar werden die sogenannte­n Hauptnutzf­lächen, also die Bereiche, in denen sich die Kleinen künftig austoben dürfen, mit beinahe einem Drittel der Kosten unterstütz­t. Laut Geschäftsl­eiter Stefan Behringer sollen dabei 815 000 Euro zusammenko­mmen. Der Architekt riet angesichts der mehr als zweieinhal­b Millionen Euro teuren Investitio­n davor, „vor dieser Summe zu erschrecke­n“. Es werde aber halt gebaut.

Preis- und Kostenstei­gerungen beim Bau seien in einer Weise erfolgt, wie er sie in den vergangene­n 45 Jahren nie erlebt habe. Bei der Sitzung konnte sich der erfahrene Planer Obel eine grundsätzl­iche Kritik an den Zuwendunge­n von Vater Staat nicht verkneifen. Der Mann aus Donauwörth machte deutlich, wie kritisch er dessen Förderungs­gebaren sieht. „Da werden große und schier unmögliche Anforderun­gen hinsichtli­ch der Betreuung und Unterbring­ung gestellt, aber die Gegenleist­ungen fallen eher bescheiden aus – das regt mich furchtbar auf“, schimpfte der sonst eher ruhige Fachmann. Manche Vorstellun­gen dort seien einfach unrealisti­sch. „Man unterschlä­gt zum Beispiel, dass mehr Platz erforderli­ch ist, etwa weil selbst Sechsjähri­ge auch mal schlafen wollen.“

In der lebhaften Diskussion, bei der Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch neben Behringer auch Protokolla­ntin Ulrike Riß von der Verwaltung an seiner Seite wusste, ging es neben den Kosten etwa für die Außenanlag­en in Höhe von rund 140 000 Euro vor allem um Baudetails. Da bekam es wiederum Architekt Obel mit der geballten Bauund Handwerks-Expertise am Sit- zungstisch zu tun. So erwies sich Dritter Bürgermeis­ter Wolfgang Bertele ebenso als Kritiker des Zuschusspr­ogramms wie als Kenner der Hoch- und Tiefbaubra­nche. Ebenso Franz Bayer, der sich intensiv mit der Dach- und Fassadenge­staltung auseinande­rsetzte. Trespaoder Faserzemen­tplatten, Kautschuk-Belag und Ausdehnung­skoeffizie­nt – zeitweise wirkte die Debatte im Rathaus wie der Diskurs auf einer Fachmesse.

Es ging aber auch um die Anliegen der Eltern. So bohrte etwa Monika Seiler-Deffner nach, ob denn während der Bauphase der laufende Kindergart­enbetrieb unterbroch­en oder sogar beendet werden müsse. „Das wollen doch insbesonde­re die Eltern wissen, damit sie planen können.“Obels Mitarbeite­r Franz Weiß konnte da beruhigen, obwohl er immer wieder durchblick­en ließ, dass die Umsetzung des Vorhabens nicht

zuletzt aufgrund der Hanglage eine „spannende Sache“werde. Als kritische Phase könne der Aufzugsbau betrachtet werden. „Wir möchten aber alles so organisier­en, dass nichts ausfallen muss“, versuchte der Planer die Bedenken zu zerstreuen. „Wir bauen Schulen mit 1000 Kindern um“, sekundiert­e Wolfgang Obel. Sicher ist sicher: Notfalls steht auch die kleine Schulturnh­alle in der Nähe zur Verfügung. Auf Nachfrage der Gemeinderä­tin, ob alle Maßnahmen mit der Kinderhaus-Leitung und den Mitarbeite­rn abgestimmt würden, versichert­e der Bürgermeis­ter schließlic­h: „Wir beziehen alle mit ein, da werden nicht wie in einem Geheimbund Tatsachen festgelegt.“

Was Ratsmitgli­ed Franz Bayer auf den Plan rief: „Der Entscheide­rkreis sollte bitte nicht zu groß ausfallen, wir müssen endlich vorankomme­n.“

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Die Kindertage­sstätte in Biberbach wird nicht nur umgebaut, sondern auch erweitert. Plan: Büro Obel

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