Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hepatitis C: Narkosearzt war süchtig
Anästhesist hat wohl Arzneimittel gestreckt
Donauwörth Die Kripo hat im Fall des Narkosearztes, der an der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth mehrere Patienten mit Hepatitis C angesteckt haben soll, offenbar konkrete Ansätze, wie dies passiert sein könnte. Demnach soll die VirusÜbertragung, die nur direkt von Blut zu Blut möglich ist, in Zusammenhang mit einer MedikamentenAbhängigkeit des Manns stehen. Dass dieser ein Suchtproblem hat, bestätigt Dr. Rainer Mainka, Leiter des Gesundheitsamts Donau-Ries.
Der Arzt sei „als medikamentenabhängig einzustufen“. Dies hätten Ermittlungen der Kripo und der Gesundheitsbehörde ergeben. Die bestellte den Anästhesist in dieser Woche nochmals ein und befragte ihn – und zwar als Patient, so Mainka. Nach Informationen unserer Zeitung soll der Arzt psychische Probleme haben und deshalb auch starke Medikamente nehmen.
Eine zentrale Frage der Ermittlungen ist, wie die Infektionen möglich wurden. Wie unsere Zeitung erfahren hat, soll sich der Narkosearzt heimlich aus einem sogenannten „Giftschrank“bedient haben, in dem starke Schmerzmittel und Mittel mit Suchtpotenzial verschlossen aufbewahrt werden. Der Mediziner soll sich die Arznei per Spritze und Kanüle verabreicht und den jeweiligen Behälter wieder mit einer Kochsalzlösung aufgefüllt haben. Außerdem hat er wohl die mit seinem Blut in Berührung gekommenen Spritzen beziehungsweise Kanülen in irgendeiner Weise weiterverwendet.
Auf diesem Weg könnte das Virus in den Körper von mindestens fünf Patienten gelangt sein. Inzwischen hat sich eine sechste Person gemeldet, bei der nach einer Operation in dem infrage kommenden Zeitraum (November 2016 bis April 2018) ebenfalls Hepatitis C diagnostiziert wurde. Alle Patienten, bei deren OP der Anästhesist anwesend war, werden in diesen Tagen schriftlich benachrichtigt.