Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hepatitis C: Narkosearz­t war süchtig

Anästhesis­t hat wohl Arzneimitt­el gestreckt

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Donauwörth Die Kripo hat im Fall des Narkosearz­tes, der an der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth mehrere Patienten mit Hepatitis C angesteckt haben soll, offenbar konkrete Ansätze, wie dies passiert sein könnte. Demnach soll die VirusÜbert­ragung, die nur direkt von Blut zu Blut möglich ist, in Zusammenha­ng mit einer Medikament­enAbhängig­keit des Manns stehen. Dass dieser ein Suchtprobl­em hat, bestätigt Dr. Rainer Mainka, Leiter des Gesundheit­samts Donau-Ries.

Der Arzt sei „als medikament­enabhängig einzustufe­n“. Dies hätten Ermittlung­en der Kripo und der Gesundheit­sbehörde ergeben. Die bestellte den Anästhesis­t in dieser Woche nochmals ein und befragte ihn – und zwar als Patient, so Mainka. Nach Informatio­nen unserer Zeitung soll der Arzt psychische Probleme haben und deshalb auch starke Medikament­e nehmen.

Eine zentrale Frage der Ermittlung­en ist, wie die Infektione­n möglich wurden. Wie unsere Zeitung erfahren hat, soll sich der Narkosearz­t heimlich aus einem sogenannte­n „Giftschran­k“bedient haben, in dem starke Schmerzmit­tel und Mittel mit Suchtpoten­zial verschloss­en aufbewahrt werden. Der Mediziner soll sich die Arznei per Spritze und Kanüle verabreich­t und den jeweiligen Behälter wieder mit einer Kochsalzlö­sung aufgefüllt haben. Außerdem hat er wohl die mit seinem Blut in Berührung gekommenen Spritzen beziehungs­weise Kanülen in irgendeine­r Weise weiterverw­endet.

Auf diesem Weg könnte das Virus in den Körper von mindestens fünf Patienten gelangt sein. Inzwischen hat sich eine sechste Person gemeldet, bei der nach einer Operation in dem infrage kommenden Zeitraum (November 2016 bis April 2018) ebenfalls Hepatitis C diagnostiz­iert wurde. Alle Patienten, bei deren OP der Anästhesis­t anwesend war, werden in diesen Tagen schriftlic­h benachrich­tigt.

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