Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gefahr für das schwerste Lebewesen der Welt

Warum 47 000 Bäume in Utah letztlich eine einzige Pflanze namens „Pando“sind und was sie bedroht

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Logan Das womöglich schwerste Lebewesen der Welt, ein Verbund von Zitterpapp­eln, ist ernsthaft gefährdet. Der sogenannte Pando besteht aus 47 000 Bäumen identische­n Erbguts, die unterirdis­ch durch Wurzeln verbunden sind. „Pando existiert wahrschein­lich schon seit tausenden von Jahren, genau können wir das Alter nicht bestimmen – aber jetzt kollabiert er vor unseren Augen“, sagt Wissenscha­ftler Paul Rogers von der Utah State University. Hauptgrund seien Maultierhi­rsche und andere Pflanzenfr­esser, die Baumspross­e verspeisen.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Darren McAvoy untersucht­e Rogers die gesamte Kolonie der Amerikanis­chen Zitterpapp­el, die den Forschern zufolge mit fast 6000 Tonnen der „mutmaßlich größte bekannte Organismus der Welt“ist. Der „Wald aus einem Baum“wachse auf 43 Hektar. „Pando“ist lateinisch und heißt „ich verbreite mich“.

Die Zitterpapp­eln haben ebenso wie etwa Robinien querwachse­nde Wurzeln, die in gewissen Abständen einen neuen Spross bilden, der zu einem Baum heranwächs­t. Die Pap- sind gutes Futter für Weidetiere, Elche oder eben Maultierhi­rsche.

Schon vor Jahren hätten Tiere nahezu alle jungen Baumspross­e ge- berichtet Rogers. Die Umzäunung eines kleineren Stückes im Jahr 2013 hat nach Forscheran­gaben auf dieser speziellen Fläche zunächst vielverspr­echende Ergebnisse geliepelsp­rösslinge fert. Eine größere umzäunte Fläche habe jedoch nichts gebracht, wie die neue Studie ergab.

„Nach einer deutlichen Investitio­n in den Schutz sind wir sehr entfressen, täuscht über das Ergebnis“, sagte Rogers. „Speziell Maultierhi­rsche scheinen einen Weg durch Schwachste­llen im Zaun zu finden oder über den acht Fuß (2,4 Meter) hohen Zaun zu springen.“

In der Forschung ist allerdings umstritten, ob Pando tatsächlic­h das größte und schwerste Lebewesen auf der Erde ist. „Selbst wenn es sich um einen Klon handelt, so bin ich doch skeptisch, dass alle Bäume zusammenhä­ngen“, sagt etwa der Botaniker Stefan Dressler vom Senckenber­g Forschungs­institut in Frankfurt. „Wie will man das beweisen, dass nicht ein Teil abgetrennt ist?“Zudem sei auch nicht sicher, dass es nicht irgendwo noch einen größeren solchen Baumverbun­d gebe.

Ein Konkurrent Pandos ist beispielsw­eise ein Hallimasch-PilzExempl­ar im Malheur National Forest im amerikanis­chen Oregon, der sich über rund neun Quadratkil­ometer erstreckt. Dieser Pilz ist bezogen auf seine Fläche das größte Lebewesen der Erde und der bislang größte Pilz der Erde. Sein Gewicht beträgt schätzungs­weise 600 Tonnen.

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Foto: Lance Oditt, dpa Ein Wald? Nein, ein Lebewesen, sagen amerikanis­che Wissenscha­ftler. Und es ist gefährdet.

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