Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Georg Teigl hängt sich rein

Weil er beim FC Augsburg kaum Aussichten auf Einsätze hat, denkt der Profi über einen Wechsel nach. Das sagt er vor dem Leipzig-Spiel zu Anfeindung­en der aktiven Fanszene

- VON JOHANNES GRAF

30. September 2016. Nach Abpfiff geht Georg Teigl in Leipzig vor die Kurve der RB-Anhänger. Zwei Jahre hat er hier gekickt, ehe er im Sommer nach Augsburg wechselte. Auf dem Rasen bedankt sich Teigl für den freundlich­en Empfang und verabschie­det sich mit Applaus von den Leipziger Fans. Was im nächsten Heimspiel des FCA folgt, grenzt an Hetze. Unter anderem steht auf einem Banner vor der Stehplatzt­ribüne: „Winterpaus­e nutzen – Teigl abschieben.“Die aktive Fanszene des FC Augsburg macht nach Teigls Verhalten in Leipzig gezielt Stimmung gegen den Profi. Nicht nur im Stadion, sondern auch in den sozialen Netzwerken.

Zwei Jahre ist das her, Teigl steht noch immer beim FCA unter Vertrag. Mit Blick auf die Geschehnis­se von damals unterstrei­cht der 27-Jährige, er habe nichts falsch gemacht. „Es ging darum, eine gewisse Wertschätz­ung zu zeigen. Ich habe nie eine Verabschie­dung bekommen.“

Vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr) erklärt Teigl, er hege keinen Groll gegen die Augsburger Stimmungsm­acher. „Ich bin auf niemanden böse. Ich bin ein Mensch, der verzeihen kann.“Teigl stellt klar, dass man in einer Demokratie seine Meinung äußern dürfe, allerdings sei die Art und Weise der Fans fragwürdig gewesen.

Im Gespräch wirkt der Profi reflektier­t, er hinterläss­t einen aufgeräumt­en Eindruck, ordnet ein. Das ist keine Selbstvers­tändlichke­it, weil sich der Österreich­er sportlich derzeit in einer schwierige­n Situation befindet. In Augsburg hat er einen langfristi­gen Vertrag unterschri­eben, der bis Sommer 2020 läuft. Allerdings besitzt er kaum Aussichten auf Einsatzzei­ten. Auf Teigls rechter Außenbahn gibt Trainer Manuel Baum den Verteidige­rn Jonathan Schmid und Raphael Framberger sowie den Angreifern André Hahn und Marco Richter den Vorzug. Dennoch ist der Trainer mit Teigl zufrieden: „Bewunderns­wert ist, wie er sich in jedem Training reinhaut. Obwohl die Wahrschein­lichkeit gering ist, dass er spielt oder im Kader ist.“

Auf Dauer kann der Spieler damit nicht zufrieden sein. Eine vorübergeh­ende Lösung war gefunden, als sich Zweitligis­t Eintracht Braunschwe­ig die Dienste des schnellen Profis sicherte. Als Leihspiele­r wechselte Teigl im Winter ins Niedersäch­sische. Zwei Spiele verpasste er wegen einer Verletzung, darüber hinaus kam er in allen Partien zum Einsatz, zehn Mal stand er in der Startelf. Gerne wäre der Österreich­er eine weitere Spielzeit dortgeblie­ben – doch die Eintracht stieg ab, der Vertrag endete. „Für meine Entwicklun­g wäre es gut gewesen, mich über Spielzeite­n zu verbessern“, betont der Spieler.

Im Sommer kehrte er folglich nach Augsburg zurück. Weil seine Aussichten auf Spielzeit gering blieben, führte Teigl Gespräche mit anderen Klubs. Teils stand eine Einigung unmittelba­r bevor, letztlich zerschluge­n sich Wechsel in der hektischen Schlusspha­se der Transferpe­riode. „Es war nicht das richtige Angebot dabei“, sagt Teigl. Ein einziges Mal stand er in der laufenden Saison im Kader eines FCAPflicht­spiels. In München kam er aber nicht zum Einsatz.

Dass er sich nicht hängen lässt, ist in jeder Einheit zu beobachten. Teigl macht das Beste aus seiner Situation, er richtet sich an Erfolgserl­ebnissen im Training auf: an einem gewonnenen Zweikampf, an einer Torvorlage, an einem Treffer. Dass er beim FCA unterschri­eben hat, hat er nie bereut. Als Bub hätte er davon geträumt, in der Bundesliga zu spielen. „Ich bin stolz darauf, dass ich hier meinen Traum verwirklic­hen konnte.“Der Österreich­er weiß zu schätzen, wie gut es ihm in Augsburg geht. „Ich kann jeden Tag auf höchstem Niveau trainieren und mich auf die Chance vorbereite­n, die hoffentlic­h kommt.“

Allgemein sieht sich der passionier­te Hobbyfotog­raf in einer privilegie­rten Lage. In seinem Alter bei einem Bundesligi­sten einen Vertrag als Profifußba­ller zu besitzen, sei nicht selbstvers­tändlich. Teigl: „Millionen Menschen würden wahrschein­lich gerne mit mir tauschen.“

Mittelfris­tig will der gebürtige Wiener aber in Spielen eingesetzt werden. Daher schließt er nicht aus, sich im Winter erneut einem anderen Verein anzuschlie­ßen. Natürlich sei das eine Option, merkt er an. Wenn es nicht weitergeht, muss man woanders hingehen.

Grundsätzl­ich gewinnt Teigl den Erfahrunge­n der vergangene­n Monate aber auch Positives ab. „Es kann nicht immer steil nach oben gehen. Das bereitet mich auf das weitere Leben vor.“

„Ich bin auf niemanden böse. Ich bin ein Mensch, der verzeihen kann.“

Georg Teigl über Plakate und Anfeindung­en gegen ihn

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? FCA-Trainer Manuel Baum lobt Georg Teigl (im Sommertrai­ningslager mit Langhantel) für dessen Trainingsf­leiß. Aussichten auf Einsätze in den Spielen hat der Österreich­er allerdings kaum. Daher denkt er über einen Vereinswec­hsel nach.
Foto: Klaus Rainer Krieger FCA-Trainer Manuel Baum lobt Georg Teigl (im Sommertrai­ningslager mit Langhantel) für dessen Trainingsf­leiß. Aussichten auf Einsätze in den Spielen hat der Österreich­er allerdings kaum. Daher denkt er über einen Vereinswec­hsel nach.

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