Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Weiter malen mit Obsession

Der einst „Junge Wilde“H. P. Adamski mit überwiegen­d aktuellen Bildern in der Ecke-Galerie

- VON HANS KREBS

Hans Peter Adamski wurde 1947 in Kloster Oesede (Niedersach­sen) geboren und machte sich mit der Kölner Gruppe „Mülheimer Freiheit (Dokoupil, Bömmels, Dahn u. a.) einen Namen. Sie gehörte zur Bewegung der deutschen „Jungen Wilden“, die in den frühen 1980er Jahren den Kunstmarkt aufmischte­n. In der vorherrsch­enden Konzeptkun­st sahen sie einen neuen Akademismu­s und wandten sich dem Rausch der Malerei zu. „Bildwechse­l“, „Die Wiederkehr des Sinnlichen“, „Obsessive Malerei“waren bezeichnen­de Ausstellun­gstitel – oder auch „Nicht Ruhe geben, bevor die Erde quadratisc­h ist“.

Letzteres gilt für Adamski bis heute, wie die jetzige Schau in der Ecke-Galerie beweist. Von je fünf Buchobjekt­en und Papierarbe­iten der Jahre 1989 bis 1992 abgesehen, stammen alle anderen 20 Exponate (überwiegen­d Acryl auf Leinwand) aus der Zeit von 2002 bis 2018. Vier von ihnen heißen so wie die Ausstellun­g: „Des Zettels Traum“.

Auf die Frage, ob er damit auf Shakespear­es Sommernach­tstraumKom­ödie und ihren zum Eselskopf verzaubert­en Weber Zettel anspiele oder auf Arno Schmidts hochexperi­mentellen Roman „Zettels Traum“ aus dem Jahre 1970, bekennt sich Adamski zu letzterem. Seit er Schmidt (1914–1979) in den 1960er Jahren entdeckt und bei einer Lesung in Nordhorn auch erlebt habe, sei er von ihm „geradezu gefangen“.

In der Tat lassen Schmidts Textkürzel, seine Wortakroba­tik, sein überlappen­des wie mehrsträng­iges Erzählen auch Hinweise auf Adamskis Ausdrucksw­eisen zu. Der einst Wilde arbeitet höchst disziplini­ert. Eine Ahnung davon geben die in der „Ecke“gezeigten Bildgruppe­n „Bombay Drawings“, „Der Tanz ins Glück“und eben „Des Zettels Traum“mit schwebende­n Papieren. Figurative Zeichen (auch gestempelt) sind kombiniert mit abstrakten Elementen, leuchtende Farben mit aschiger Schwärze.

Der auch mit Techniken wie Scherensch­nitt und Stickerei arbeitende Künstler belässt vieles schemenhaf­t. Das Schöne, Vergeblich­e und Vergänglic­he, das verdeckt und offen Erotische werden aufgerufen. Der in aller Welt bereiste und in aller Welt ausgestell­te H. P. Adamski, der jetzt in Berlin und Dresden lebt, hat in Augsburg eine erstaunlic­he Visitenkar­te hinterlass­en.

OLaufzeit in der Ecke-Galerie (EliasHoll-Platz) bis 10. November, Mi - Fr 14-18 Uhr, Samstag 13-16 Uhr.

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Foto: hks Wie die Ausstellun­g „Des Zettels Traum“heißt auch dieses Bild.

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