Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Die CSU geht wieder einmal den einfachen Weg“

Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Claudia Roth und Stadtrats-Fraktionsv­orsitzende Martina Wild saßen in den schwarz-grünen Sondierung­sgespräche­n nach der Landtagswa­hl mit am Tisch. Sie äußern Enttäuschu­ng

- VON STEFAN KROG

Es hatte sich schon seit Sonntagabe­nd abgezeichn­et, seit Donnerstag ist definitiv klar, dass die CSU auf Landeseben­e lieber mit den Freien Wählern als mit den Grünen koalieren wird. Am Mittwoch waren CSU und Grüne aber trotzdem zu Sondierung­sgespräche­n zusammenge­kommen. Mit am Tisch in der achtköpfig­en Grünen Verhandlun­gsgruppe saßen zwei Augsburger Politikeri­nnen: Neben Bundestags­abgeordnet­er Claudia Roth war Martina Wild, Fraktionsv­orsitzende im Stadtrat, dabei.

Dass Wild als eine von zwei grünen Kommunalpo­litikern in der relativ kleinen Runde mit dabei war, lag wohl auch an der besonderen politische­n Konstellat­ion in Augsburg. Bekannterm­aßen sind die Grünen hier Bestandtei­l des CSU-geführten Regierungs­bündnisses.

Beide Politikeri­nnen äußerten sich enttäuscht über das schnelle Ende. „Die CSU geht den einfachen Weg. Einmal mehr“, so Roth. Die Wähler hätten am Sonntag ein klares Signal gesendet, dass sie Veränderun­gen wünschen. „Die CSU will davon aber nichts wissen.“Roth sagt aber auch, dass man nach dem ersten Sondierung­sgespräch klar festhalten müsse, dass es für eine Zusammenar­beit „noch lange nicht gereicht“hätte. Dies gehe beim Polizeiauf­gabengeset­z los und ende bei der Abschiebe-Politik. Trotzdem hätte ein zweites Sondierung­sgespräch ein Versuch sein können, Brücken über die Gräben auch in der bayerische­n Gesellscha­ft zu bauen.

Auch Fraktions-Chefin Wild äußerte sich enttäuscht. Ob CSU und Grüne angesichts der Unterschie­de letztlich zusammenge­kommen wären, könne man nicht sagen, aber weitere Gespräche wären in jedem Fall lohnend gewesen. „Klar ist, dass es für beide Seiten der schwierige­re Weg gewesen wäre, aber es wäre die mutigere Entscheidu­ng gewesen.“

Freilich sind CSU und Grüne sich auch in der Augsburger Kommunalpo­litik nicht immer einig oder tun sich bei der Kompromiss­findung schwer. Zuletzt drohten die Grünen angesichts grundsätzl­icher Meinungsve­rschiedenh­eiten bei Stadtentwi­cklungsthe­men indirekt auch mit dem Ende des Bündnisses.

Zumindest der Streit über das Baugebiet in Bergheim wurde im gestrigen Bauausschu­ss nicht fortgesetz­t. Die Grünen machten Beratungsb­edarf geltend. Offenbar hat dies mit einer jetzt aufgetauch­ten Vereinbaru­ng zwischen Grundstück­seigentüme­r und Stadt aus dem Jahr 1975 (wir berichtete­n) zu tun. Die Stadt soll prüfen, ob das Dokument noch rechtliche Wirkung für das Baugebiet hat. Aufgeschob­en ist vorläufig auch die weitere Auseinande­rsetzung über das geplante Gewerbegeb­iet an der Derchinger Straße. Im jetzt beratenen Nachtragsh­aushalt ist dafür zwar Geld enthalten, aber unter der Maßgabe, dass das Projekt aktuell nicht weiterverf­olgt wird. »Seite 1

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Claudia Roth
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Martina Wild

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