Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehr Stunden bei weniger Personal

Nicht nur die Polizei hat einen Berg an Überstunde­n

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Landkreis Augsburg Die Polizisten des Polizeiprä­sidiums Nord, in deren Zuständigk­eitsbereic­h auch der Landkreis Augsburg fällt, haben mit die meisten Überstunde­n aller bayerische­n Verbände. Wie Herbert Woerlein (SPD) anhand einer schriftlic­hen Anfrage seines Kollegen Markus Rinderspac­her an den Landtag bestätigt, fallen pro Beamtem im Jahr 81 Überstunde­n an. Damit steht die Polizei nicht alleine da. Auch die Gewerkscha­ft NahrungGen­uss-Gaststätte­n (NGG) kritisiert immer längere Arbeitszei­ten im Bereich der Gastronomi­e.

Spitzenrei­ter bei der Polizei ist die Landeshaup­tstadt. Hier schieben die Beamten durchschni­ttlich mehr als 100 Stunden Extradiens­t im Jahr. Den kleinsten Berg an Überstunde­n gibt es im Bereich Allgäu. Im Präsidium Schwaben Süd/ West fallen 45 Stunden pro Jahr an.

Woerlein fordert deshalb die Bayerische Staatsregi­erung auf, schnellstm­öglich mehr Beamte einzustell­en. „Söder sollte dafür sorgen, dass ausreichen­d menschlich­e Polizeikrä­fte eingesetzt werden, anstatt auf Vierbeiner zu setzen“, sagt er.

Durch die Reiterstaf­feln des Ministerpr­äsidenten würden die bayerische­n Polizisten nämlich nicht entlastet. Doch nur so könne die Lebensqual­ität der Beamten nachhaltig verbessert werden.

Vor extremen Arbeitszei­ten warnt auch die NGG. So würden 121 Millionen Überstunde­n in Bayern anfallen, davon würden etwa zwei Drittel nicht bezahlt. Im Landkreis Augsburg seien rund 3550 Beschäftig­te des Gastgewerb­es und knapp 3900 Mitarbeite­r in der Ernährungs­industrie davon betroffen. Vor allem fürchtet die NGG, dass die maximale Arbeitszei­t und die vorgeschri­ebenen Ruhepausen immer mehr aufgeweich­t würden. Dies hätte erhebliche Folgen. Vor allem die von Wirtschaft­sminister Pschierer geforderte Änderung des Arbeitszei­tgesetzes nach dem österreich­ischen Modell sei falsch. „Seit September sind dort Zwölf-Stunden-Tage und eine Wochenarbe­itszeit von bis zu 60 Stunden möglich“, kritisiert NGG-Geschäftsf­ührer Tim Lubecki. Für ihn steht fest: „Das Arbeitszei­tgesetz legt Mindeststa­ndards für den Schutz von Gesundheit und Privatlebe­n fest. Hier brauchen wir keine neuen Experiment­e.“

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Viele Polizisten sowie zahlreiche Angestellt­e im Gastgewerb­e arbeiten oft länger als vorgesehen und sammeln so viele Überstunde­n an. Symbolfoto: Oliver Berg, dpa

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