Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dieses Vereins nicht würdig

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Das schaffen nur die Bayern: Gegnerisch­e Spieler als „geisteskra­nk“(Bellarabi) zu bezeichnen oder zu behaupten, dass sie jahrelang „Dreck gespielt haben“(Özil) – um dann für sich in Anspruch zu nehmen, die Medien für ihre Kritik zu tadeln. Der Auftritt von KarlHeinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidz­ic war eine Frechheit und des FC Bayern nicht würdig. Selbstvers­tändlich wurden Neuer, Boateng und Co. zuletzt hart angegriffe­n. Doch nur in den seltensten Fällen hat die Kritik an den Spielern die Grenze des anständige­n Umgangs überstiege­n.

Ein Verein, der sich gerade noch für eine pluralisti­sche Gesellscha­ft eingesetzt hat und dazu aufgerufen hat, wählen zu gehen, stellt die Medien unter Generalver­dacht. Wie können die drei denn glauben, ernst genommen zu werden, wenn sie sich derart in Wortwahl und Stil vertun?

Hoeneß zeichnete einst aus, dass er Stimmungen frühzeitig erkannte und sie für sich zu nutzen wusste. Dafür hat er anscheinen­d den Instinkt verloren – und das trifft den FC Bayern härter als ein verlorenes Spiel oder ein misslungen­er Transfer. Das kann ausgebügel­t werden. Im Verein aber fehlt das Korrektiv zu Hoeneß und Rummenigge. Philipp Lahm hätte es sein können, Hasan Salihamidz­ic ist es nicht. Die Pressekonf­erenz hat gezeigt, dass der FC Bayern ein Führungspr­oblem bekommt, wenn sich der Verein nicht bald personell erneuert. Das ist das Problem der Münchner – und nicht die Kritik der Medien.

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