Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Den Hilferuf erkennen
Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist rekordverdächtig niedrig, niemand muss hungern. Das sagen zumindest die Politiker in Berlin und München. Den Deutschen gehe es so gut wie nie, heißt es. Auch der Landkreis Augsburg steht in der Statistik glänzend da: Vollbeschäftigung und geringere Armutsquoten als im bayerischen Vergleich.
Aber die Statistik zeichnet ein trügerisches Bild. Wer mit den Tafeln im Augsburger Land spricht, der erfährt von den Bedürftigen. Wer sich mit den Gewerkschaften unterhält, weiß von den vielen Minijobbern. Auch bei uns gibt es Menschen, die nicht am Wohlstand teilhaben.
Politikwissenschaftler machen darauf aufmerksam, dass diese Leute ein Stimmenpotenzial für die AfD sind. Das weiß auch die Partei, und das zeigen die Analysen und Zahlen im Landkreis.
Doch was kann die Politik im Augsburger Land dagegen tun? Zum Beispiel Teilzeitmodelle schaffen, kostenlose Kinderbetreuung, in den Nahverkehr investieren und mehr Sozialwohnungen bauen. Das heißt zwar noch lange nicht, dass diese Menschen dann nicht mehr AfD wählen. Aber es wäre ein Zeichen der Politik, dass sie die Probleme erkennen und angehen.