Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Kein Alkohol bei der Arbeit“

David Guetta ist als DJ ein Weltstar, jeder Song ein Hit. Er spricht über seine Rezepte, sein Leben und die Midlife-Crises zum 50. Geburtstag

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN

Sie arbeiten, während alle anderen Leute feiern. Wann hatten Sie zuletzt einen freien Abend? Gestern! Ich war zu Hause und habe mit ein paar Freunden Pizza bestellt und Filme geguckt. Ganz normal. Es war herrlich.

Wie oft kommt so etwas vor?

Ich lege meistens an fünf Abenden pro Woche auf und habe zwei Tage frei. Theoretisc­h zumindest. An dem neuen Album aber habe ich fast rund um die Uhr gearbeitet, weil es fertig werden musste.

Sie haben Häuser auf Ibiza, in Los Angeles, in London und eine Wohnung in Dubai. Wie darf man sich Ihr Leben vorstellen?

Im Sommer wohne ich meist hier auf Ibiza, ich lege montags und donnerstag­s auf und spiele im Schnitt drei weitere Shows irgendwo in Europa. Auf Ibiza bin ich eigentlich am liebsten, ich mag mein Haus hier wirklich gerne, und die Shows sind grandios. Ab Herbst gehe ich nach Los Angeles, von wo aus ich schnell in Las Vegas bin, wo ich regelmäßig auftrete. Außerdem schreibe ich in L.A. die meisten meiner Songs und bin häufig im Studio. Von Dubai aus bearbeite ich Asien. Und in London leben meine beiden Kinder und meine Ex-Frau. Dort habe ich mein Familienle­ben.

Sie haben seit vielen Jahren einen Hit nach dem anderen. Woher wissen Sie, was die Leute hören wollen?

Zum Teil ist es einfach Glück. Zum Teil ist es der Name – du hast dir mit der Zeit ein gewisses Vertrauen erarbeitet. Und dazu kommt, dass ich wohl einen ziemlich universell­en und allgemeing­ültigen Geschmack habe. Meine Musik kommt ja überall auf der Welt recht gut an, und manch einer denkt: „Na ja, er biedert sich an.“Das stimmt aber nicht. Ich bin erfolgreic­h, weil es mich keine Mühe kostet, massentaug­liche Musik zu machen. Das geschieht bei mir von selbst. Außerdem bin ich meistens mit der richtigen Art von Song zur richtigen Zeit am Start. Wenn du zu spät bist und dem Hype hinterherh­echelst, dann bist du nicht cool. Wenn du zu früh bist, dann verstehen die Menschen dich nicht.

Ihr aktuelles Album heißt „Seven“. Gibt es dafür Gründe, abgesehen davon, dass es Ihr siebtes Album ist?

In der Bibel hat Gott sieben Tage gebraucht, um die Welt zu erschaffen. Die Sieben ist einfach eine runde, positive Zahl. Und für mich ist dieses Album der komplette David. Es ist ein Doppel-Album, eins ist mit Pop und das andere mit stärker am Undergroun­d orientiert­er Electronic Music gefüllt. Das ist für mich die Rückkehr zu den Wurzeln. Also ist es fast ein neuer Start. So fühle ich mich auch: Neugeboren.

Mit 50?

Ja! Das Leben besteht aus verschiede­nen Phasen. Am Anfang ist alles neu und aufregend und toll, dann bist du an der Spitze, und dort versuchst du, dich festzukral­len, oben zu bleiben. In dieser Phase bin ich vor ein paar Jahren gewesen. Das ist nicht gut – die Gefühle sind plötzlich Angst, Druck und negative Energie.

Und jetzt?

Bin ich in der Phase, wo es mir egal ist, ob die nächste Single ein Riesenhit wird. Den Druck mache ich mir nicht mehr. So frei wie jetzt gerade habe ich mich als Musiker ewig nicht mehr gefühlt …

Sie haben Ihr Aussehen, speziell die Frisur verändert. Das Haar ist kürzer und vorne ein bisschen voller. Sieht cool aus.

Danke, Mann.

Hat die neue Frisur irgendwas mit Ihrem

50. Geburtstag zu tun, den Sie im vergangene­n November gefeiert haben?

Ich sage nur: Midlife-Crisis! Obwohl, die ist eigentlich schon wieder vorbei. Meine echte Krise hatte ich vor einigen Jahren, mit der Trennung und all dem. Jetzt bin ich in einer neuen, viel besseren Phase.

Haben Sie die Midlife-Crisis ausgelebt?

Ich bin ein bisschen durchgedre­ht. Manchmal musste ich mich selbst anschauen und denken „Oh, David, du bist so ein blödes Klischee“.

Möchten Sie das näher ausführen?

Es geht ja darum, dass du ziemlich plötzlich sehr deutlich merkst, dass du älter wirst. Komischerw­eise trifft Männer das härter als Frauen. Und dann verweigers­t du dich dem Alter. Also stürzt du dich in alle diese Dinge, die du gemacht hast, als du 20 warst. Die aber mit 50 echt ein wenig peinlich sind.

Null?

Null. Ich trinke höchstens mal ein Glas auf einer Party, aber ganz selten. Wenn du nervös bist, Angst hast vor einem Auftritt, dann ist es natürlich der einfachste Weg, vorher was zu trinken oder was zu nehmen. Das funktionie­rt. Aber dann gewöhnst du dich daran und musst immer was trinken. Bei fünf Shows pro Woche kommst du so in große Schwierigk­eiten.

Ihr Sohn Elvis ist 14, Ihre Tochter Angie ist zehn. Auf was stehen die beiden musikalisc­h?

Mein Sohn ist ein Hip-HopKid, und meine Tochter liebt „Don’t Leave Me Alone“, sie steht total auf Anne-Marie. Sie spielt Piano und singt und mag emotionale Musik am liebsten.

Ihre Eltern haben akademisch­e Karriere gemacht. Sie sind Musiker. Was soll aus den Kindern werden?

Irgendetwa­s, das sie glücklich macht. Wir verbringen so viel Zeit bei der Arbeit. Deshalb sollte unbedingt jeder das machen, was ihn interessie­rt. Alles andere ist Lebensvers­chwendung.

Interview: Steffen Rüth

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 ?? Fotos: Ellen von Unwerth, Warner, dpa ?? Seine KarriereAm 5. November 2017 ist der in Paris geborene Pierre David Guetta 50 geworden, er ist seit langem einer der reichsten und erfolgreic­hsten DJs und Produzente­n der Welt mit Hits wie „I Gotta Feeling“, „Titanium“oder „Hey Mama“. Sein Erfolg kam in den 2000er Jahren. Er hat zwei Kinder aus der nach 24 Jahren geschieden­en Ehe mit Cathy und ist heute mit der Kubanerin Jessica Ledon liiert.
Fotos: Ellen von Unwerth, Warner, dpa Seine KarriereAm 5. November 2017 ist der in Paris geborene Pierre David Guetta 50 geworden, er ist seit langem einer der reichsten und erfolgreic­hsten DJs und Produzente­n der Welt mit Hits wie „I Gotta Feeling“, „Titanium“oder „Hey Mama“. Sein Erfolg kam in den 2000er Jahren. Er hat zwei Kinder aus der nach 24 Jahren geschieden­en Ehe mit Cathy und ist heute mit der Kubanerin Jessica Ledon liiert.

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