Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Selbstkrit­ische Spieler nach einer Fehlpass-Orgie

André Hahn spricht von einem Chaos auf dem Platz und auch Michael Gregoritsc­h redet Klartext

- VON WOLFGANG LANGNER

Zunächst die schlechte Nachricht. Die Partie zwischen dem FC Augsburg und RB Leipzig war langweilig­er als eine Doku über das Liebeslebe­n nordamerik­anischer Ochsenfrös­che. Torchancen waren Raritäten, Spielfluss kaum vorhanden, dafür eine regelrecht­e Fehlpass-Orgie. Aber es gibt auch gute Nachrichte­n. Ein 0:0 gegen ein Spitzentea­m wie Leipzig ist respektabe­l, die Choreograf­ie zum Retrospiel­tag der aktiven Fanszene war sensatione­ll und schließlic­h war erfrischen­d, dass weder Spieler noch Trainer versucht hätten, diesen Kick schönzured­en. Im Gegenteil. Stürmer André Hahn, der nach dem Spiel seinen kleinen Sohn Julien auf dem Arm trug, war restlos bedient: „Es war ein richtiges Chaos auf dem Platz und es gab viele Fehlpässe. Da kam nicht einmal ein Spielfluss zustande. Es war sicher kein Spiel, das schön zum Anschauen war.“Hahn versucht zu erklären, wie so ein Spiel zustande kommt: „Ich denke, das war ein Spiel, wo beide Mannschaft­en nur zerstört haben, und da bleibt dann auch vieles auf der Strecke.“Nach der 3:4-Niederlage des FCA in Dortmund und dem Spektakel, das dort vor 14 Tagen veranstalt­et wurde, gingen vielleicht viele Fans auch mit anderen Vorstellun­gen in dieses Heimspiel, zumal Leipzig (bisher 16 Tore) und der FCA (14) mit zu den offensivst­ärksten Mannschaft­en der Liga zählten. „So ein ähnliches Spektakel hätten wir uns alle gewünscht, aber anderersei­ts haben wir in Dortmund keinen Punkt mitgenomme­n. Jetzt haben wir einen und das ist ja auch nicht so schlecht“, sagt Hahn.

Michael Gregoritsc­h zog nach der Partie verbal den Hut vor den Fans: „Ich glaube, wenn ich unter den Zuschauern gewesen wäre, dann hätte ich am lautesten gepfiffen. Aber das zeichnet halt die Augsburger aus. Die feiern uns trotzdem. Das ist schon ein Wahnsinn.“Der Österreich­er ärgerte sich auch deshalb, weil man den Fans an diesem Retrospiel­tag einfach mehr bieten wollte: „Es war nicht das Spiel, das für diesen Rahmen gepasst hat. Das Spiel war schlecht von allen 22 Mann. Ohne die Aktionen der Fans wäre das heute gar nichts gewesen.“Dabei ist Gregoritsc­h durchaus klar, dass sowohl Augsburg wie auch Leipzig in der Regel eine ganz andere Qualität vorweisen können: „So, wie wir spielen können und wie Leipzig spielen kann, war das eigentlich ein Skandal.“

Gregoritsc­h kann auch gerne mal ironisch sein, dann, wenn man ihn darauf anspricht, dass dieses 0:0 ja gegen Leipzig ein ganz gutes Resultat ist: „Ja klar, super, Weltklasse. – Also bitte.“Hatte man vielleicht auch nach dem 3:4 in Dortmund ein bisschen Angst, ins offene Messer zu laufen? Gregoritsc­h schüttelt den Kopf: „Nein, auf keinen Fall, aber wir wissen, dass die einen auffressen, wenn wir die Bälle in die Mitte spielen, und die wissen, dass wir sie auffressen, wenn sie die Bälle in die Mitte spielen. Dann spielt man halt über die Mitte drüber. Das sollten wir wieder abstellen und Kultur reinbringe­n.“

Viel diskutiert wurde über den Elfmeter, den Schiedsric­hter Welz zunächst für RB Leipzig gab und dann wieder zurückgeno­mmen hat (siehe auch überregion­aler Sport). Diese Zeremonie dauerte fast fünf Minuten, ehe die Partie fortgesetz­t wurde. In diesem Fall ist Gregoritsc­h geduldig: „Das ist mir wurscht. Von mir aus dauert es auch 15 Minuten, wenn es dann die richtige Entscheidu­ng ist.“

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Foto: Ulrich Wagner Michael Gregoritsc­h hätte den Fans gern mehr geboten.
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André Hahn

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