Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Viele Vernissage-Gäste aus Übersee

Die Eröffnung von „Im Schatten der Medici“im Schaezlerp­alais ist besonders. Es wird nicht nur Deutsch, sondern Englisch und Spanisch gesprochen. Die Besucher sind beeindruck­t

- VON RICHARD MAYR

Die Hauptperso­n des Abends trägt ein Dauerstrah­len im Gesicht. Endlich ist es so weit. Zwei Jahre lang hat Sir Mark Fehrs Haukohl auf diesen Moment gewartet: seine Kunstsamml­ung, seine Bilder wieder in einem festlichen Rahmen zu sehen. Nun also präsentier­t das Schaezlerp­alais die Ausstellun­g „Im Schatten der Medici“. Gezeigt werden Bilder, die selbst für viele Kunsthisto­riker etwas Überrasche­ndes haben: Barockmale­rei aus Florenz; Gemälde, die nach der großen weltbekann­ten Florentine­r Renaissanc­e-Malerei entstanden sind.

In Augsburg finden diese Gemälde, die Haukohl noch nicht in Europa gezeigt hat, einen stilechten Rahmen. Das Schaezlerp­alais ist ja selbst ein Rokoko-Prunkbau. Er hätte sich keinen besseren Ort für die erste Ausstellun­g seiner Sammlung in Europa vorstellen können, sagt Sir Mark Fehrs Haukohl. Vor allem den Vernissage-Gästen, die zum ersten Mal das Augsburger Museum sehen, fällt das besonders auf. Etwa Eric Modley, Vizepräsid­ent des amerikanis­chen Aspen-Instituts, der aus Washington angereist ist. Er sagt: „Die Bilder sind das perfekte Schmuckstü­ck und das Museum ist für sie der perfekte Raum.“

Familienmi­tglieder und viele Freunde von Haukohl aus den USA haben für die Ausstellun­g die lange Anreise auf sich genommen. Unter den Gästen ist auch Polfer Michel, Direktor des Luxemburge­r Museums für Geschichte und Kunst. Er ist ein Hauptveran­twortliche­r dafür, dass Haukohls Sammlung die Reise nach Europa angetreten hat, wie Michel erzählt. Vor vier Jahren haben sich beide zufällig kennengele­rnt, dabei entstand die Idee. Vor zwei Jahren kamen die Bilder zur Aufbewahru­ng ins Museum nach Luxemburg. Nun ist Augsburg die erste Station einer mindestens vierteilig­en Europatour­nee.

Dass die Reihe nicht in Luxemburg, sondern in Augsburg beginnt, ist nicht nur auf die Großzügigk­eit des Luxemburge­r Museumsdir­ektors zurückzufü­hren. Es gibt auch einen praktische­n Grund. „Wir sind bis 2020 ausgebucht“, sagt Michel. Nach der Fotoausste­llung mit Arbeiten von Edward Steichen arbeitet das Luxemburge­r Museum bereits zum zweiten Mal mit Augsburg zusammen.

In einem angeregten Gespräch befindet sich auch die australisc­he Künstlerin Denise Green, die in New York lebt und arbeitet. Die Künstlerin hat selbst schon einmal in Augsburg neben dem Schaezlerp­alais in der Neuen Galerie im Höhmannhau­s ausgestell­t. Und als sie erfahren hat, dass die Sammlung von Mark Fehrs Haukohl im Schaezlerp­alais zu sehen ist, hat sie Flüge gebucht. Sie ist auch eine Freundin des Sammlers.

In einem anderen Raum gibt es eine Spezialfüh­rung auf Spanisch. Und die ehemalige Leiterin des Bayerische­n Nationalmu­seums, Renate Eikelmann, möchte öffentlich nur eines sagen: „Ich finde es gut, wenn private Sammlungen ausgestell­t werden.“Wo institutio­nelle Sammler in einem Prozess des Abwägens und Zweifelns Bilder ankaufen, spüre man bei privaten Sammlern ein anderes Zugreifen: Liebe zu den Kunstwerke­n.

Auffällig an diesem Abend ist noch eines. Als im Goldenen Saal des Rathauses die Grußworte gesprochen werden und Kulturrefe­rent Thomas Weitzel sich bei Christof Trepesch, dem Direktor der Kunstsamml­ungen, bedankt, will der Applaus für Trepesch nicht enden. Später wird das von den Vernissage­Gästen als Zeichen dafür interpreti­ert, auf welcher Seite sie sich in der innerstädt­ischen Auseinande­rsetzung um die Mietpreise im Höhmannhau­s positionie­ren. Laufzeit der Sonderauss­tellung „Im Schatten der Medici“noch bis 20. Januar 2019. Die Öffnungsze­iten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

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Foto: Christina Bleier Der Sammler Sir Mark Fehrs Haukohl (zweiter von rechts) in seinem Element, während er die Details eines Gemäldes erklärt.

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