Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadt will bei Wohnungen genauer hinsehen

Nach dem Fall Höhmannhau­s wurde Kritik am städtische­n Mietmanage­ment laut. Nun wird geprüft, ob die Liegenscha­ften nicht doch unter einer zentralen Aufsicht zusammenge­fasst werden könnten

- VON NICOLE PRESTLE

Die Stadtverwa­ltung zieht Konsequenz­en aus der „Affäre Höhmannhau­s“: Sie prüft, ob die städtische­n Liegenscha­ften künftig zentral verwaltet werden könnten, anstatt sie, wie bisher, einzelnen Referaten zuzuordnen. Eine Möglichkei­t wäre laut Bürgermeis­terin Eva Weber, die städtische Wohnbaugru­ppe mit dieser Aufgabe zu betrauen. In Frage käme auch das Liegenscha­ftsamt, das zum 1. November bereits das Höhmannhau­s übernimmt.

Wegen dieses Gebäudes kam die Debatte über den Umgang mit städtische­n Immobilien überhaupt erst ins Rollen: Im Herbst 2017 hatte das Rechnungsp­rüfungsamt die Mieteinnah­men im Höhmannhau­s moniert und eine Prüfung angeordnet. Ein externes Gutachten ergab, dass die Bewohner des Hauses offenbar über Jahre hinweg Mieten gezahlt haben, die unter den ortsüblich­en Vergleichs­preisen liegen.

Im Kulturrefe­rat, das fürs Höhmannhau­s verantwort­lich ist, fiel dies jedoch nie auf; wohl auch, weil die Verwaltung des Gebäudes – und damit die Festlegung der Mieten – an die Kunstsamml­ungen übertragen worden war, deren Leiter Christof Trepesch selbst seit über zehn Jahren im Höhmannhau­s lebt. Seit dieser Fall öffentlich wurde, fragen sich Opposition­spolitiker und auch Bürger, ob die Stadt ihre Liegenscha­ften im Griff hat. Tatsächlic­h gibt es keine zentrale Stelle, die den Überblick über alle städtische­n Immobilien und die dortigen Mieteinnah­men besitzt. Wer ihn haben möchte, muss sämtliche Referate einzeln abfragen.

Für die meisten der knapp 740 Wohn- und Gewerbeein­heiten ist das Wohnungsst­iftungsamt verantwort­lich. Andere Immobilien wie zum Beispiel Hausmeiste­rwohnungen sind im Schulrefer­at angesiedel­t. Das Kulturrefe­rat verwaltet neben dem Höhmannhau­s unter anderem auch Brecht- und Mozarthaus.

Diese Organisati­onsstruktu­r ist laut Eva Weber „historisch bedingt“. Zwar gab es Mitte der 2000er Jahre – damals war Paul Wengert (SPD) Oberbürger­meister – einen Vorstoß für eine zentrale Liegenscha­ftsverwalt­ung.

Dafür hätte laut Weber aber ein Amt mit 300 bis 400 Mitarbeite­rn gebildet werden müssen, das nicht nur für Immobilien, sondern auch für Hochbaumaß­nahmen verantwort­lich gewesen wäre. Der Stadtrat lehnte das Konstrukt ab. Der zuständige Referent, heißt es, wäre einfach zu mächtig geworden.

Finanzrefe­rentin Eva Weber sieht in der aktuellen Handhabe kein Problem: „Die Stadt besitzt über 700 da ist nun bei einem Gebäude etwas schiefgela­ufen“, spielt sie aufs Höhmannhau­s an. In allen anderen Immobilien richten sich die Mietpreise nach Auskunft der Stadt „sämtlich nach den gesetzlich­en Regelungen“. Die Spannbreit­e bewege sich zwischen drei Euro pro Quadratmet­er im privaten und 17 Euro im gewerblich­en Bereich.

Besonders günstig bewertet sind laut Stadtsprec­her Richard Goerlich unter anderem Wohnungen der Stadtentwä­sserung, die sich in der Nähe der Kläranlage­n befinden. Einige wenige „Ausreißer“mit drei Euro pro Quadratmet­er seien zudem Wohnungen, die seit den 50er Jahren nicht saniert wurden.

Solch sanierungs­bedürftige Häuser hat die Stadt zuletzt auch schon verkauft – darunter eine Immobilie in der Spitalgass­e, in der die Mieter bislang günstig wohnen konnten. Vor zwei Jahren veräußerte die Stadt das Gebäude dann an zwei Privatpers­onen. Seitdem sind die Mieten dort um über 20 Prozent gestiegen, eine weitere Erhöhung steht an und die Bewohner sind sauer auf die Kommune.

In den städtische­n Liegenscha­ften werden die Mieten durchaus immer wieder angepasst, versichert Stadtsprec­her Goerlich. „Einige Wohnungen werden derzeit den Mietpreis betreffend nachverhan­delt, speziell wenn es sich um Altmietver­träge handelt, die zum Teil seit Jahrzehnte­n bestehen.“Dies sei allerdings ein dauerhafte­r Vorgang, der angesichts der hohen GesamtWohn­ungen, zahl der städtische­n Wohnungen zum laufenden Geschäft gehört. Insgesamt befinde sich das Management der städtische­n, vermietete­n Liegenscha­ften „in sehr ordentlich­em, profession­ellen Zustand“.

Fachleute, die sich mit der Verwaltung von Wohnungen auskennen, halten die aktuelle Regelung dennoch für schwierig. Für die Mitarbeite­r in den Referaten laufe die Verwaltung der Liegenscha­ften nebenher, wodurch Zeit verloren ginge.

Auch die Expertise sei nicht unbedingt vorhanden. In einer zentralen Liegenscha­ftsverwalt­ung dagegen beschäftig­ten sich die Angestellt­en mit nichts anderem als der Verwaltung

Organisati­onsstruktu­r ist historisch bedingt

Sanierungs­bedürftige Häuser teilweise verkauft

von Wohnungen und Gewerbeein­heiten, was Synergien schaffe.

Die Stadt überlegt nun, ob sie zumindest die Wohn- und Gewerbeimm­obilien unter einer Aufsicht zusammenfa­sst, die sie nicht selbst für die Verwaltung benötigt oder für spezielle Zwecke nutzt.

Unter letzterem Punkt sind unter anderem Schwimmbäd­er und Sporthalle­n zu nennen. Laut Eva Weber wird man sehen müssen, „was sinnvoll und möglich ist und ob man die Organisati­onsstruktu­r ändern kann“.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Fall Höhmannhau­s setzte eine Diskussion in Gang, ob die städtische­n Liegenscha­ften zentral verwaltet werden können.

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