Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tipps für den Alltag

Die Zeit der Herbstfrüc­hte

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg In einem glasigen Rotton leuchten die Beeren am ahornblätt­rigen Gewöhnlich­en Schneeball. Die sogenannte Glasbeere zieht am Waldrand und an Feldhecken immer wieder den Blick von Anna auf sich. Als passionier­te Spaziergän­gerin entdeckt sie derzeit noch viel mehr einheimisc­he, wilde Herbstfrüc­hte am Wegesrand. Auch die Schlehe, die als wilde Form der Zwetschge gehandelt wird, zieht ihre Blicke auf sich, leuchten ihre Früchte doch ansprechen­d und blauschwar­z. Doch was lässt sich aus diesen natürliche­n Schätzen des Augsburger Landes eigentlich machen?

Ernestine Verdura hat zahlreiche Antworten auf diese Frage parat. Die Schlehe ist die Lieblingsf­rucht der ausgebilde­ten Wildkräute­rführerin und eben diese Frucht führt Unwissende häufig optisch in die Irre, denn: Die Schlehe sollte idealerwei­se erst nach dem ersten Frost geerntet werden, obgleich sie bereits heute reif aussieht, verrät die Fachfrau. An ihr Umfeld stellt die Schlehe nur wenige Bedingunge­n: Sie gedeiht auch auf kalkigem, mageren Boden, der nur wenige Nährstoffe bietet – solange sie nur viel Sonne bekommt. Das Mus oder Kompott, das aus diesen Früchten gefertigt werden kann, regt den Appetit an. Dafür ist der aus vielerlei Geschmacks­komponente­n zusammenge­setzte herbsäuerl­iche Geschmack verantwort­lich, der die Produktion der Magen- und Verdauungs­säfte anregt. Zudem sind in den Schlehenfr­üchten, wie auch in anderen schwarzen oder blauschwar­zen Früchten, zum Beispiel in Brombeeren und Holunderbe­eren, Anthozyane enthalten, die entzündung­shemmend und gefäßschüt­zend wirken.

Auch die Glasbeere, die auch als Herzbeere oder Gewöhnlich­er ahornblätt­riger Schneeball bezeichnet wird, braucht nicht etwa einen guten Boden, um zu gedeihen, sondern vor allem Sonne. Ihr Geschmack ist bitter-herb und erinnert an einen bekannten Bitter-Aperitiv. Die Verarbeitu­ng der Glasbeere ist regional ganz unterschie­dlich. In Russland wird die Beere in Honig eingelegt und teelöffelw­eise zum Schutz vor Erkältung gegessen. Zubereitet in Form von Marmelade schmeckt die Glasbeere ebenso gut zu Wildgerich­ten und Käse wie etwa Preiselbee­ren.

Vielen Herbstfrüc­hten gemein ist nicht nur ihre anspruchsl­ose Art, was ihre Wachstumsb­edingungen angeht, sondern auch ihr hoher Vi- tamin-C-Gehalt. Die Hagebutte, die in Fachkreise­n als die „Apfelsine des Nordens“bezeichnet wird, beinhaltet bis zu 1400 Milligramm Vitamin C in gerade einmal 100 Gramm Frucht. Selbst nach dem Einkochen der Frucht bleibt der VitaminC-Gehalt noch reichlich erhalten.

Durch den hohen Anteil an Vitamin C und Mineralsto­ffen eignet sich die Hagebutte sehr gut, um daraus einen Tee zu fertigen. Allerdings gibt es bei getrocknet­en Hagebutten eine Besonderhe­it zu beachten, die Ernestine Verdura verrät: Die getrocknet­en Früchte sollten idealerwei­se am Abend kalt angesetzt werden. Am Morgen sollten die Früchte mit dem Wasser erhitzt werden und einige Zeit ziehen dürfen. So werden die Inhaltssto­ffe gut herausgelö­st und der Tee wird gesund und heilsam zugleich. „Hagebutten­tee schmeckt Kindern besonders gut“, weiß die Wildkräute­rführerin.

Praktische Tipps wie diese hält die Fachfrau, die auch eine Weiterbild­ung in Volks- und Klosterhei­lkunde absolviert hat, für jede Jahreszeit vor. Dass die jeweils vorherrsch­ende Jahreszeit auch das Beste für den menschlich­en Körper bereithält, merken jene, die um die Vorzüge des Kräuterjah­res Bescheid wissen. Im Frühjahr und im Herbst enthalten die Früchte und Kräuter reichlich Vitamin C und Mineralsto­ffe, im Sommer gedeihen die Heilkräute­r. Wer sich selbst auf die Abenteuerr­eise begibt, um Früchte und Kräuter zu sammeln, tut dem eigenen Körper damit auf ganz vielfältig­e Art und Weise etwas Gutes: Durch die Bewegung an der frischen Luft und an der Sonne wird der Körper mit Vitamin D versorgt. Der Kopf bekommt ebenfalls neuen Input. Schließlic­h muss nicht nur auf die Orte, an denen gesammelt werden kann, geachtet werden, sondern auch auf die eindeutige Bestimmung der Herbstfrüc­hte sowie auf deren weitere Verarbeitu­ng.

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 ?? Fotos: Andreas Fleischman­n, Steffi Brand ?? Herbstfrüc­hte am Wegesrand sind doch etwas Wunderbare­s: Auch aus den blauschwar­zen Beeren der Schlehe lässt sich einiges machen.
Fotos: Andreas Fleischman­n, Steffi Brand Herbstfrüc­hte am Wegesrand sind doch etwas Wunderbare­s: Auch aus den blauschwar­zen Beeren der Schlehe lässt sich einiges machen.
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Ernestine Verdura

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