Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Tipps für den Alltag
Die Zeit der Herbstfrüchte
Landkreis Augsburg In einem glasigen Rotton leuchten die Beeren am ahornblättrigen Gewöhnlichen Schneeball. Die sogenannte Glasbeere zieht am Waldrand und an Feldhecken immer wieder den Blick von Anna auf sich. Als passionierte Spaziergängerin entdeckt sie derzeit noch viel mehr einheimische, wilde Herbstfrüchte am Wegesrand. Auch die Schlehe, die als wilde Form der Zwetschge gehandelt wird, zieht ihre Blicke auf sich, leuchten ihre Früchte doch ansprechend und blauschwarz. Doch was lässt sich aus diesen natürlichen Schätzen des Augsburger Landes eigentlich machen?
Ernestine Verdura hat zahlreiche Antworten auf diese Frage parat. Die Schlehe ist die Lieblingsfrucht der ausgebildeten Wildkräuterführerin und eben diese Frucht führt Unwissende häufig optisch in die Irre, denn: Die Schlehe sollte idealerweise erst nach dem ersten Frost geerntet werden, obgleich sie bereits heute reif aussieht, verrät die Fachfrau. An ihr Umfeld stellt die Schlehe nur wenige Bedingungen: Sie gedeiht auch auf kalkigem, mageren Boden, der nur wenige Nährstoffe bietet – solange sie nur viel Sonne bekommt. Das Mus oder Kompott, das aus diesen Früchten gefertigt werden kann, regt den Appetit an. Dafür ist der aus vielerlei Geschmackskomponenten zusammengesetzte herbsäuerliche Geschmack verantwortlich, der die Produktion der Magen- und Verdauungssäfte anregt. Zudem sind in den Schlehenfrüchten, wie auch in anderen schwarzen oder blauschwarzen Früchten, zum Beispiel in Brombeeren und Holunderbeeren, Anthozyane enthalten, die entzündungshemmend und gefäßschützend wirken.
Auch die Glasbeere, die auch als Herzbeere oder Gewöhnlicher ahornblättriger Schneeball bezeichnet wird, braucht nicht etwa einen guten Boden, um zu gedeihen, sondern vor allem Sonne. Ihr Geschmack ist bitter-herb und erinnert an einen bekannten Bitter-Aperitiv. Die Verarbeitung der Glasbeere ist regional ganz unterschiedlich. In Russland wird die Beere in Honig eingelegt und teelöffelweise zum Schutz vor Erkältung gegessen. Zubereitet in Form von Marmelade schmeckt die Glasbeere ebenso gut zu Wildgerichten und Käse wie etwa Preiselbeeren.
Vielen Herbstfrüchten gemein ist nicht nur ihre anspruchslose Art, was ihre Wachstumsbedingungen angeht, sondern auch ihr hoher Vi- tamin-C-Gehalt. Die Hagebutte, die in Fachkreisen als die „Apfelsine des Nordens“bezeichnet wird, beinhaltet bis zu 1400 Milligramm Vitamin C in gerade einmal 100 Gramm Frucht. Selbst nach dem Einkochen der Frucht bleibt der VitaminC-Gehalt noch reichlich erhalten.
Durch den hohen Anteil an Vitamin C und Mineralstoffen eignet sich die Hagebutte sehr gut, um daraus einen Tee zu fertigen. Allerdings gibt es bei getrockneten Hagebutten eine Besonderheit zu beachten, die Ernestine Verdura verrät: Die getrockneten Früchte sollten idealerweise am Abend kalt angesetzt werden. Am Morgen sollten die Früchte mit dem Wasser erhitzt werden und einige Zeit ziehen dürfen. So werden die Inhaltsstoffe gut herausgelöst und der Tee wird gesund und heilsam zugleich. „Hagebuttentee schmeckt Kindern besonders gut“, weiß die Wildkräuterführerin.
Praktische Tipps wie diese hält die Fachfrau, die auch eine Weiterbildung in Volks- und Klosterheilkunde absolviert hat, für jede Jahreszeit vor. Dass die jeweils vorherrschende Jahreszeit auch das Beste für den menschlichen Körper bereithält, merken jene, die um die Vorzüge des Kräuterjahres Bescheid wissen. Im Frühjahr und im Herbst enthalten die Früchte und Kräuter reichlich Vitamin C und Mineralstoffe, im Sommer gedeihen die Heilkräuter. Wer sich selbst auf die Abenteuerreise begibt, um Früchte und Kräuter zu sammeln, tut dem eigenen Körper damit auf ganz vielfältige Art und Weise etwas Gutes: Durch die Bewegung an der frischen Luft und an der Sonne wird der Körper mit Vitamin D versorgt. Der Kopf bekommt ebenfalls neuen Input. Schließlich muss nicht nur auf die Orte, an denen gesammelt werden kann, geachtet werden, sondern auch auf die eindeutige Bestimmung der Herbstfrüchte sowie auf deren weitere Verarbeitung.