Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schüler bedroht Lehrerin

Vorfall nahe Paris löst Empörung aus

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Die Szene könnte aus einem Film stammen: Ein Schüler zielt in einem Klassenzim­mer mit einer Pistole auf seine Lehrerin, die an einem Tisch vor einem Laptop sitzt. „Du schreibst bei mir: anwesend, nicht abwesend!“, wiederholt der Jugendlich­e, der zu spät gekommen ist, und stellt sich hinter sie. „Drehen Sie den Kopf nach vorne!“, ruft er, als sie sich zu ihm wendet, um mit ihm zu sprechen. Die Szene stammt aber nicht aus einem Film, sie hat sich am vergangene­n Donnerstag in einem Gymnasium im Pariser Vorort Créteil abgespielt. Ein sichtlich vergnügter Schüler filmte sie mit seiner Handykamer­a; ein weiterer Schüler zeigte den Stinkefing­er. Das Video verbreitet­e sich schnell im Internet.

Auch wenn inzwischen bekannt ist, dass der Schüler mit einer Softair-Waffe hantierte, also dem Nachbau einer echten Pistole: Das Video hat in Frankreich empörte Reaktionen ausgelöst, die bis in die Staatsspit­ze reichen. Er habe die Minister für Erziehung und für Inneres dazu aufgeforde­rt, „alle Maßnahmen zu

„Diese Ereignisse müssen definitiv aus den Schulen verbannt werden.“

Staatspräs­ident Emmanuel Macron

treffen, damit diese Ereignisse bestraft und definitiv aus den Schulen verbannt werden“, erklärte Präsident Emmanuel Macron auf Twitter. Noch in dieser Woche wird ein Komitee für einen Aktionspla­n zusammenge­rufen, um Gewalt gegen Lehrer zu bekämpfen. Dem Vorsitzend­en der Gewerkscha­ft für Gymnasien und Mittelschu­len, Jean-Rémi Girard, zufolge offenbart der Vorfall, welche Zustände in manchen französisc­hen Klassenräu­men herrschen: „Es handelt sich zum Glück nicht um den Alltag, aber um Dinge, die in fast jeder Einrichtun­g passieren können.“

Die betroffene Lehrerin hatte am Freitag Klage eingereich­t, woraufhin der Schüler in Begleitung seines Vaters im Polizei-Kommissari­at erschien. Er habe nur Spaß gemacht, sagte er nach Medien-Informatio­nen. Der fast 16-Jährige wurde einem Jugendrich­ter vorgeführt und kam vorübergeh­end in Untersuchu­ngshaft. Die Staatsanwa­ltschaft leitete am Sonntagabe­nd ein Verfahren wegen schwerer Gewaltanwe­ndung ein. Für Erziehungs­minister Jean-Michel Blanquer zeigt der Fall, dass das neue Handy-Verbot in Schulen richtig ist. Es ist für die Unterund Mittelstuf­e verpflicht­end, fürs Gymnasium wird es empfohlen.

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