Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie Säure und Lauge
Augsburg und Leipzig haben bisher mit ihren spektakulären Spielsystemen begeistert. Beim direkten Aufeinandertreffen kommt aber nur ein 0:0 heraus. Warum das für den FCA spricht
Auf einem Gebiet hatten der FC Augsburg und der RB Leipzig am Samstag einen Spitzenwert abgeliefert. Nein, das Spiel zwischen den beiden angriffslustigen Teams, die sich mit dem 3:4 in Dortmund (FCA) und dem 6:0 gegen Nürnberg (RB) spektakulär in die Länderspielpause verabschiedet hatten, ging unspektakulär 0:0 aus. Doch am Ende hatten es beide Teams zusammen auf 44 Fouls (20 hat der FCA begangen, 24 RB) gebracht, so viel wie noch nie bei einem Bundesliga-Spiel in dieser Saison.
Jetzt könnte man durchaus daraus schließen, dass im Augsburger Stadion eine wilde Holzerei im Gange war. Zumal die Vorgeschichte beider Vereine nicht gerade von gegenseitigem Wohlgefallen geprägt ist. Doch dem war nicht so. Es gab kaum wirklich rüde Aktionen wie in der 54. Minute, als Leipzigs Ibrahima Konaté Philipp Max über die Außenlinie bugsierte, was eine von sieben Gelben Karten (FCA 2, RB 5) nach sich zog.
Ansonsten waren es meist Aktionen, die durch die intensive Zweikampfführung entstanden, oder taktische Fouls, um das gegnerische Umschaltspiel zu unterbinden. „So ein Spiel passiert mal. Du musst gegen Leipzig gut positioniert sein, um um die zweiten Bälle zu kämpfen. Und dann kann es sein, dass es ein Spiel gibt mit wenig Torszenen“, erklärte FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter das taktisch interessante, aber wenig ansehnliche Spiel mit vielen Zweikämpfen, wenig Ballstafetten, dafür mit hohen weiten Bällen, in dem alle 25 Feldspieler an ihre Grenzen gingen. Fast 430 Sprints, über 1200 intensive Läufe wurden absolviert – Spitzenwerte.
Es klingt paradox, aber dass der FCA den Leipziger Hochgeschwindigkeits-Fußballern diese „rustikale“Spielweise aufdrängen konnte, spricht mehr für die sportliche Entwicklung in Augsburg als dagegen.
Denn das aggressive Pressing und überfallartiges Kontern beherrschen beide Teams wohl am besten in der Liga, wenn auch mit unterschiedlichen Herangehensweisen. RB-Trainer-Manager Ralf Rangnick setzt auf die besten Talente aus allen Ecken der Welt, FCA-Trainer Manuel Baum auf willige Spieler, die nach harter Trainingsarbeit die taktischen Vorgaben umsetzen.
Wie gut – das hat die Nullnummer gegen Leipzig gezeigt. RB, immerhin als Tabellenzweiter angereist, hatte kaum Lösungen gegen sein eigenes System. Es war wie eine chemische Reaktion, wenn sich eine Säure mit einer Lauge neutralisiert.
Doch der FCA im Herbst 2018 hat nicht nur ein taktisches Konzept im Repertoire, auch wenn die Spielidee nicht groß verändert wird. Und so wird Trainer Manuel Baum den FCA am Samstag beim Auswärtsspiel in Hannover wieder neu justieren. Manager Reuter sagt: „Der Trainer wird sich viele Gedanken machen. Es ist aber so, dass wir eine Mannschaft haben, die verschiedene Varianten spielen kann, verschiedene taktische Ausrichtungen. Wir haben schon sehr gut in einem offensiven Pressing gespielt, wir haben gut etwas tiefer in einem Mittelfeldpressing agiert.“Übrigens, sein bisher einziges Auswärtsspiel in Hannover gewann Baum mit dem FCA 3:1.